Verhängnisvolles Gold
an mir vorbei zu Issie, Devyn und Cassidy, die auf dem Weg zu uns sind. Er lässt seine Socke los und steht wieder auf zwei Füßen.
Cassidys Lippen sind nach unten umgeklappt, das macht ihr ovales Gesicht noch länger, als es normalerweise schon ist. Devyn kommt näher und stellt sich neben mich. Super wütende Schwingungen gehen von ihm aus.
Astley, der nach wie vor am Auto lehnt, scheint sie nicht zu bemerken. Er richtet den Blick und seine Worte nur an mich, als sei sonst niemand anwesend. »Ich fühle mich verantwortlich für das, was passiert ist.«
Ich stoße Luft aus. Er ist so kalt, dass mein Atem in der Luft eine kleine Nebelwolke bildet. »Es war nicht deine Schuld.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagt Devyn, als ein Tanklaster vorbeidonnert und Schneematsch aufspritzt.
Astley ignoriert Devyn. »Es tut mir so leid, Zara. Und ich habe keine Nachricht von meiner Mutter.«
»Du musst aufhören, meine Freunde zu ignorieren.« Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu und greife nach seinem Arm. Meine Stimme ist ruhig, aber ernst, und hat hoffentlich den richtigen Effekt.
»Das ist nicht sehr nett«, fügt Issie hinzu. Sie zieht ihre flauschigen pinkfarbenen Handschuhe an. »Und wenn du willst, dass wir Elfen für Wesen halten, die in der Lage sind, Spaß zu haben, und die richtig gut drauf sind, dann solltest du schon anerkennen, dass es uns gibt, wenn wir reden. Oder, Zara?«
Sie wartet meine Antwort nicht ab. Stattdessen zeigt sie mit ihrer flauschigen Hand auf Astley und feuert weiter. »Und Devyn zu ignorieren ist absolut uncool, denn er ist der hellste, coolste und brillanteste, oh, nein, keine Widerrede – der allerbrillanteste Typ, den es gibt. Er hat sich auf der Suche nach deiner Mutter in den Computer der Autozulassungsstelle gehackt! Ist das nicht geil!«
Devyn wird rot und murmelt: »Is, das ist illegal. Wir dürfen das keinem sagen, schon gar nicht einem Elf.«
Kurz sieht es aus, als würde Astley in sich zusammensinken. Ein Muskel an seiner Wange zuckt.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagt er schließlich. »Es ist nicht ganz einfach bei all euren Vorurteilen gegenüber meiner Herkunft. Außerdem schaut mich der Wertyp dauernd böse an und spricht das Wort ›Elf‹ aus, als wäre es ein Fluch. Aber du hast recht. Es war unhöflich von mir, euch zu ignorieren.«
»Okay, alles gut!«, zwitschert Issie.
Danach sagt niemand etwas. Zwei kleine Zwillingsbuben steigen aus einem Minivan, der vor dem MINI parkt. Ihre Mutter schiebt sie auf den Bürgersteig und beugt sich dann nach unten, um sie an die Hand zu nehmen. Ein großer Mann mit Clark-Kent-Brille und einem Stapel Solidarity Now- Zeitungen kommt auf uns zu.
»Wollt ihr eine?«, fragt er. »Sie sind umsonst.«
»Ähm …« Cassidys Lippe verschiebt sich auf eine Seite hin und sie streckt die Hand aus. »Klar.«
Der Mann gibt jedem von uns ein Exemplar und geht dann weiter in Richtung Maine Grind.
Issie klemmt sich die Zeitung unter den Arm. Cassidy sieht aus, als wolle sie mit ihrer Ausgabe Astley schlagen. Aber stattdessen nimmt sie das Gespräch wieder auf: »Weißt du, warum sie dich austricksen wollten? Oder was dieser Wolf zu bedeuten hat?«
Astley schüttelt den Kopf. Endlich lehnt er sich auch nicht mehr an Nicks Auto. Dort wo er stand, liegt ein bisschen Goldstaub, der sich jetzt mit Schnee vermischt, sodass die Stelle glitzert. Ich unterdrücke den Drang, sie zu berühren. Früher, bevor ich mich verwandelt habe, machte der goldene Staub mir Angst. Er machte mir Angst, weil er anzeigte, dass mein Vater in der Nähe war, aber Astley macht mir keine Angst.
»Der Wolf kündet von dem nahenden Krieg. Sie haben versucht, uns auszutricksen, weil sie einen von uns oder uns beide töten wollten. Es ist der Hunger nach Macht. So was passiert.« Seine Stimme ist müde und geduldig zugleich.
Ich habe fast das Gefühl, als könnte ich seine Emotionen jetzt auch wahrnehmen, als Duft und Farbe. Im Augenblick ist er aufgewühlt, und diese Aufregung riecht nach Rosenkohl und ihre Farbe ist gelb. Merkwürdig.
»Du musst mir glauben, Zara, dass ich dich niemals absichtlich einer Gefahr aussetzen würde«, sagt er.
Devyn schnaubt. »Und das sagt er, nachdem er sie in einen Elf verwandelt hat.«
»Du musst mir glauben.« Astley klingt verzweifelt. So habe ich ihn noch nie so gesehen. Ich muss einfach nachgeben.
»Sie werden dir glauben. Irgendwann.« Ich nehme ihn am Arm und ziehe ihn von den anderen weg ein paar Schritte den Gehweg
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