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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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und passe auf sie auf.
    Ich nicke wild entschlossen. »Ich bring ihn heim. Wir kämpfen zusammen mit dir, das gelobe ich. Niemand bindet dich noch einmal an einen Baum.«
    Er fängt an zu lachen, beugt sich hinunter und hebt mir mein Schwert auf. Seine Stimme hallt in meinem Kopf nach, aber sein Mund bewegt sich nicht, als er sagt: Du wirst eine großartige Königin sein, wenn du zurückkehrst. Und eines Tages wirst du mich lieben, wie du deinen Wolf liebst.

Entgegen der Warnungen der Polizei, die aus Sicherheitsgründen zu Mahnwachen am Tag rät, werden in den Kirchen in Bedford, Maine, Kerzenmahnwachen für die vermissten Teenager abgehalten.
    – NEWS CHANNEL 8.
    Voller Hoffnung stürme ich die Brücke hinauf und ignoriere die Sorgen und den Schmerz in meiner Brust. Die Kampfgeräusche, die von unten zu mir heraufhallen, werden immer schwächer, je weiter ich mich entferne. Ich renne, so schnell ich kann. Eigentlich war ich immer eine gute Läuferin, aber das hier ist der Wahnsinn. Es fühlt sich an, als würde ich einen steil ansteigenden Sandstrand hinaufrennen. Bei jedem Schritt fliegt farbiger Staub auf.
    Ja, ich renne auf einem Regenbogen, und ja, ich bin kein Mensch mehr, aber das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich zu Nick gelange. Ein weißer Vogel kreist über meinem Kopf und weist mir den Weg, als ich die Welt der Menschen hinter mir lasse, die Welt der Fragen und der wackeligen Grenzen zwischen Gut und Böse, und alle Fehler, die ich gemacht habe.
    Zu meiner Linken erheben sich Erdhügel, die aussehen wie Feengräber, zu meiner Rechten erstreckt sich eine Wiese, wo auf einmal Frühling herrscht. Die Luft ist wunderbar warm und es duftet nach Flieder und auftauendem Boden. Oben auf dem Hügel ragen große Steine auf wie in Stonehenge. Sie sind kreisförmig angeordnet und reichen bis zur Sonne.
    Es ist wunderschön hier. Nicht wie in Maine. Keine kahlen Bäume, die mit ihren Ästen am Himmel kratzen. Kein Eis unter meinen Füßen. Kein Schnee.
    Ich möchte am liebsten stehen bleiben und herausfinden, wie zum Teufel das hier echt sein könnte, aber das geht nicht, denn die Brücke hinter mir verschwindet, während ich vorwärtsrenne. Keine Ahnung, was passieren würde, wenn ich stehen bliebe. Vielleicht würde ich einfach verschwinden und zwischen den Welten stecken bleiben. Vielleicht würde ich einfach nicht mehr existieren? Ich weiß es nicht. Eigentlich weiß ich gar nichts, nur eines: Wenn ich weiterrenne, komme ich Nick immer näher und entferne mich von den Kämpfen – von Issie und Astley und allen anderen. Sorgen zertrümmern mein Glück. Wie ist es möglich, dass hier alles so ruhig und frühlingsfriedlich ist, während meine Freunde von Kälte und Tod umgeben sind, ohne mich?
    Meine Waden brennen. Ich habe das Gefühl, als wäre ich eine verdammte Ewigkeit lang gerannt, aber dann sehe ich endlich das Ende des Regenbogens. Dort steht ein Gebäude. Es ist golden und leuchtet im warmen Licht der Sonne. Das strohgedeckte Dach hat fünf Schichten und es gibt drei Türen, aber, soweit ich sehe, keine Fenster. Zwei hohe Räume wachsen wie Miniaturtürme aus dem Dach.
    »Das gibt’s ja gar nicht«, keuche ich. »Wie soll das gehen?«
    Aus der mittleren Tür stürzt ein riesiger weißer Mann hervor. Er hält ein Horn in der Hand. Auf dem Kopf hat er einen Wikingerhelm und seitlich über seinen Ohren ragen weitere Hörner hervor. Ich glaube, es sind Widder-Hörner, aber ehrlich gesagt, habe ich keine verdammte Ahnung.
    »Halt ein!«, bellt er. »Wer bist du, dass du in das Reich der Götter hinüberwechselst?«
    Du meine Güte. Hat er gerade wirklich »halt ein« gesagt? Wer sagt »halt ein!«? Und wer trägt einen Wikingerhelm? Und seine Zähne? Seine Zähne sind aus Gold, als wäre er ein Rap-Star. Ich bleibe keuchend vor ihm stehen und stemme die Hände in die Hüften.
    »Zara.«
    Ich sage das so mutig, wie ich irgend kann. Überhaupt versuche ich mich zu verhalten, als wäre das alles hier vollkommen normal, denn wenn ich das nicht mache, flippe ich total aus.
    Er mustert mich und senkt die Stimme: »Ich bin Heimdall, der Beschützer der Götter, Wächter von Asgard und Walhalla.«
    Ich strecke die Hand aus. Hoffentlich trügt mich mein Gefühl nicht, dass Hände schütteln okay ist, sonst veranlasse ich ihn durch diese Geste womöglich dazu, mir mit dem riesigen Schwert an seiner Hüfte die Hand abzuhacken. »Hallo.«
    Seine Mundwinkel gehen ein bisschen nach oben und er zieht seine

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