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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Flanke der Stute.
    »Ja, das ist sie.« Er lacht wieder und hält mir die Hand hin, damit ich aufsteigen kann. Wahrscheinlich könnte ich einfach hinaufspringen –ich bin ja jetzt ein Superelf –, aber ich nehme seine Hand. Die Stute rührt sich nicht, als ich mein Schwert zurechtlege und mich bequem hinsetze. Heimdall streicht mit der Hand über die Seite der Stute und sagt anerkennend: »Braves Mädchen.«
    Ich beiße mir auf die Lippe.
    »Ihr seid sehr nett«, sage ich, denn er ist wirklich sehr nett. Hier oben auf dem Pferd bin ich eher auf seiner Augenhöhe. Ich muss dem Drang widerstehen wegzuschauen. Wer bin ich, dass ich einfach so mit ihm rede? Wer bin ich, dass ich an diesem wahnsinnigen, merkwürdigen Ort bin? Ich räuspere mich. »Danke. Denkt Ihr …?«
    Seine Hände gleiten über die Flanke der Stute und er lächelt einfach.
    »Ich schulde Euch was«, sage ich leise, aber er hört mich.
    Er tätschelt das Pferd mit der Hand. Kreuz und quer über die Haut verlaufen Narben. »Kämpfe einfach auf unserer Seite, wenn ich in mein Horn stoße und der Krieg beginnt.
    Krieg.
    »Ich verspreche es.«
    »Gut!« Heimdall lacht. »Und hol deinen Wolf, Königin. Bring ihn nach Hause.«

Die Polizei von Bedford reagierte auf Berichte über nächtliche Schreie in der Nähe des Brown House. Augenzeugen berichteten von lautem Heulen und Stöhnen, schrillen, unmenschlichen Schreien und einem gigantischen Regenbogen, der bis zum Himmel reichte. Obwohl die Polizei verlautbart, dass alles auf ein Verbrechen hindeute, wurden keine Leichen oder Leichenteile gefunden. Die Ermittlungen laufen.
    – NEWS CHANNEL 8
    Philophobia ist die Angst davor, sich zu verlieben. Diese Angst habe ich eigentlich nie gehabt, aber jetzt fürchte ich mich nicht nur davor, dass ich Nick nicht hier rausholen kann, sondern auch davor, dass er vielleicht gar nicht weg möchte, dass er nicht mit mir nach Hause kommen will oder mich nicht mehr liebt, weil ich nicht mehr der Mensch Zara bin. Der Mensch Zara könnte aber gar nicht hier sein. Der Mensch Zara hätte Astley wahrscheinlich nie ein zweites Mal geküsst. Ich frage mich langsam wirklich, ob ich überhaupt noch die bin, die Nick einmal geliebt hat. Ich weiß zwar schon, dass man mich immer noch lieben kann. Issie liebt mich noch. Und Betty. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass einige Menschen nicht hinter den Elf sehen können, der ich bin; meine Mutter zum Beispiel. Zu welcher Seite wird Nick gehören?
    Während ich durch den Wald reite, blinzle ich die ganze Zeit mit den Augen. Alles ist so anders als zu Hause. Die Bäume sind satt grün und stehen in voller Blüte. Alles fühlt sich verwunschen an und scheint voller Möglichkeiten zu stecken. Die Luft duftet süß nach Wachstum und Feuchtigkeit und Wärme. Das Pferd strahlt eine freudige Wärme ab, als es zwischen den Fichten und Kiefern hindurchgaloppiert. Jeder einzelne Baum sieht aus wie ein Christbaum, der auf das Weihnachtsfest wartet.
    Ich bin auf dem Weg zu Nick.
    Ich bin auf dem Weg zu Nick.
    Meine kleine Flamme der Hoffnung ist zu einer Tat geworden. Ich spüre, wie meine dunkelsten Sorgen schwinden und sich in etwas ganz Wunderbares, etwas Reales, etwas Gutes verwandeln.
    Vielleicht bin ich jetzt ein Elf, aber ich empfinde immer noch Liebe und Hoffnung. Ich kann mich immer noch sorgen und ich kann mich kümmern. Was für eine Angst hatte ich, dass ich diese Fähigkeiten verliere, die ich als zutiefst menschlich empfinde. Nicht einmal darüber nachdenken wollte ich vor der Verwandlung. Ich habe es einfach getan. Und ich werde meine Entscheidung nicht bedauern, egal welche Folgen sie hat – nicht, wenn ich Nick zurückholen kann. Ich werde sie überhaupt nicht bedauern, nicht einmal, wenn meine eigene Mutter es nicht mehr erträgt, mich anzuschauen.
    Der Gedanke an Astley und alle meine Freunde und meine Elfen, die beim Brown House kämpfen, macht meinem Magen zu schaffen und höhlt mein Glück aus. Also drehe ich mein Gesicht in die Sonne, deren Strahlen durch die grünen Blätter der Bäume fallen. Ich richte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Erinnerung an Nicks Gesicht, an seine Kanten und Falten.
    Im Wald ertönt lautes Heulen. Ein anderes Heulen antwortet. Es soll wie ein Tier klingen, aber es ist kein Tier: Neben uns, ungefähr sechzig Meter entfernt, rennen Männer zwischen den Bäumen hindurch. Sie tragen braune Hosen ohne Hemden sowie Helme, die ihre Gesichter verdecken. Ihre breiten Brustkörbe sind

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