Verhängnisvolles Gold
seine Nase nur wenige Zentimeter von meiner entfernt ist.
»Ich gelobe es.«
Er legt den Kopf schief und die Lippen über den glänzenden Zähnen öffnen sich »Sind deine Gelöbnisse gut, Zara White, neue Königin der Elfen?«
»Ja«, wispere ich. »Ich hoffe es. Ich habe Nick versprochen, dass ich mich um ihn kümmere. Er hat mich nicht gehört, weil er bewusstlos war, aber …«
Seine Stimme beendet meinen Satz, als er sich aufrichtet und die Hände in die Hüften stemmt. »Du wirst Odin überzeugen müssen, junge Königin, aber die Elfenkämpfer sind bei Freya untergebracht, und das ist …«
»Oh, er ist kein Elf. Er ist ein Wolf«, unterbreche ich ihn.
Die buschigen Augenbrauen heben sich wieder. »Oh. Ein Elf und ein Werwolf verliebt?« Etwas in seinen Augen verschiebt sich, seine ganze Körperhaltung verändert sich. Er scheint mich auf einmal mehr zu respektieren. Ein Pfau stolziert gefolgt von drei kleinen Pfauhennen über die Wiese.
»Ist das …« Ich halte mitten in der Frage inne. Vielleicht will ich es gar nicht wissen.
»Unmöglich? Zumindest ungewöhnlich.« Er streckt die Hand aus und wuschelt mir durch die Haare. Ich widerstehe dem Drang, wie ein junger Hund zu bellen. »Aber die Liebe macht alles möglich.«
Mein Magen beruhigt sich ein wenig. Es ist also möglich.
»Dennoch scheint dein Herz zwiegespalten, Zara. Gibt es einen anderen?«
Mein Mund öffnet sich, aber es kommt kein Wort heraus.
»Egal … egal … Möchtest du reinkommen? Bist du hungrig? Du muss hungrig sein, ich habe gesehen, wie du gerannt bist.« Er lächelt mich an. Sein Lächeln ist umwerfend sympathisch. Es ist so warm hier, dass ich meine Jacke ausziehe und sie mir um die Taille binde. Mein Nacken ist nass vom Schweiß und meine ausgetrocknete Kehle lechzt nach Wasser.
»Ich habe schrecklichen Hunger, aber ich muss wirklich weiter. Tut mir leid. Ich meine, wenn ich gehen darf.« Ich schaue den Hügel hinauf. Dort stehen noch mehr bernsteinfarbene Gebäude. Durch das Licht der Sonne entstehen Regenbogen, die von den Fenstern, von seinem Schwert, einfach von allem reflektiert werden. In der Ferne singen Vögel, und Bäume, die in voller Blüte stehen, sind über die Landschaft verteilt. Alles sieht so einladend aus. Ich streiche mit beiden Händen über meine Haare und ziehe meinen Pferdeschwanz stramm.
»Ich glaube, deine Suche ist es wert, Zara White, neue Königin der Elfen.« Er breitet die Arme aus. »Die Liebe hat all dies hervorgebracht. Der Krieg schützt es. Mit der Liebe kommen Verantwortung und Möglichkeiten, Angst und Hoffnung, Herausforderungen und Leid. Ich meine nicht nur die romantische Liebe, sondern die Liebe zu den Kriegern und Freunden und der Familie. Verstehst du das?«
»Ich glaube schon.« Ich schlucke. »Und dass ich ihn zurückhole? Und nach Hause bringe? Wird das möglich sein?«
»Du musst Odin überzeugen.« Seine Hand liegt jetzt ganz ruhig auf meinem Kopf. »Odin ist manchmal nur schwer zu überzeugen, aber nur manchmal. Und dein Wolf muss zurückkehren wollen. Viele kommen hierher und haben dann nicht mehr den Wunsch, wieder ins Reich der Menschen zurückzukehren.«
»So schön und friedlich wie es hier ist, ist das leicht zu verstehen«, sage ich.
»Dein Seufzen riecht nach Kummer.« Er zieht seine Hand von meinem Kopf zurück und legt sie unter mein Kinn, sodass ich den Kopf anhebe. Unsere Blicke begegnen sich. Mit seiner gütigen Art erinnert er mich an den Weihnachtsmann, nur dass er keinen Kissenbauch hat und Goldzähne statt nach Plätzchen duftenden Atem.
»Ich habe ein bisschen Angst«, gebe ich zu.
»Alle Krieger haben Angst.«
Der Pfau schreit und schlägt mit seinen Schwanzfedern ein Rad. Das tun Pfauen, wenn sie sich paaren wollen. Die Pfauhennen werden ein bisschen hektisch. Sie trippeln in kleinen Schritten nach vorn und wieder zurück, wobei sie die Richtung alle paar Sekunden ändern.
Heimdall lacht. Wahrscheinlich amüsieren ihn die Vögel: »Du bist anders als die Pfauhennen.«
»Ja?«
»Ja. Du weißt, wohin du gehen musst.« Er zeigt nach links auf ein großes Gebäude, das hinter den sattgrünen Baumkronen aufragt. »Du hast eine Richtung. Odins Heimat: Walhalla. Ich hole dir ein Pferd. Bist du schon mal geritten?«
»Ein paar Mal. Im Zeltlager.«
»Dann hol ich eine leicht zu reitende Stute.« Er pfeift und um die Ecke des Gebäudes trottet ein goldenes Pferd.
»Wie schön sie ist«, seufze ich und presse die Hand gegen die weiche, kräftige
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