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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Sehnenmanschette angebracht war, die gestrafft werden konnte. In die eine Manschette wurde der stärkere Schaft geschoben, in die andere kam ein kleiner Straußenknochen, der sehr scharf und glatt poliert und von der alten Kharu mit dem tödlichen Gift versehen worden war.
    Seiner Zusammensetzung nach war der Pfeil so schwach, daß er kaum einen kleinen Vogel getötet hätte. Aber er war so geschickt konstruiert, daß er, richtig benutzt, den Tod eines Elefanten bewirken konnte. Er war ein Triumph menschlicher Erfindungsgabe; ein Wesen, das die Intelligenz besaß, diesen Pfeil zu ersinnen, konnte mit der Zeit auch Möglichkeiten finden, Wolkenkratzer oder Flugzeuge zu bauen.
    Als die todbringende Spitze am richtigen Platz war - mit äußerster Vorsicht behandelt, denn wenn sie zufällig einen Mann ritzte, würde er den Tod finden -, winkte Gumsto seinen Jägern, sich der Beute zu nähern. In diesem Augenblick jedoch entdeckte er einen letzten Weg, auf dem das Nashorn entkommen konnte, wenn es die Jäger erblickte. Normalerweise hätte er einen geübteren Mann an dieser Stelle eingesetzt, aber diesmal war er gezwungen, sich an seinen Sohn zu wenden, und er sagte voll tiefer Besorgnis: »Verhindere, daß es in diese Richtung läuft!«
    Er betete, daß Gao seine Aufgabe erfüllen möge, hatte aber Zweifel. Der Junge würde sicher einmal ein guter Jäger werden, daran bestand kein Zweifel. Aber er brauchte lange, um all die Tricks zu beherrschen, und gelegentlich fragte sich Gumsto voll Sorge: Was geschieht, wenn er es nie lernt? Wer wird dann diese Sippe führen? Wer wird die Kinder auf den langen Märschen am Leben erhalten?
    Gumsto war mit Recht besorgt gewesen, denn als das Nashorn die Jäger erblickte, galoppierte es wütend auf Gao los, der sich als absolut unfähig erwies, das Tier aufzuhalten, welches mit einem Schnauben entkam. Die Männer zögerten nicht, Gao seines mangelnden Mutes wegen zu verdammen, denn sie waren hungrig, und das entflohene Nashorn hätte die gesamte Sippe ernähren können. Gumsto jedoch war entsetzt, nicht so sehr über die schwache Leistung seines Sohnes bei dieser Jagd, sondern vielmehr über die große Gefahr, in der sich seine Sippe befand. In letzter Zeit hatte er zweimal sein Alter gespürt - Kurzatmigkeit und ein Schwindelgefühl in unerwarteten Momenten -, und die Sorge um die Sicherheit seiner Leute lastete schwer auf ihm. Außerdem setzte die Unzulänglichkeit seines Sohnes ihn selbst in ein schlechtes Licht, und er schämte sich. Tief verärgert gab er das Nashorn auf und konzentrierte sich auf eine Herde kleiner Springböcke. Er übernahm wieder die Aufsicht über seine Leute und brachte sie an eine Stelle, von der aus sie gut auf zwei Tiere zielen konnten, aber es wurde keines getroffen. Dann pirschte sich Gumsto selbst an ein anderes heran und traf es mit seinem Pfeil
    in den unteren Teil des Halses. Es geschah nichts Sichtbares, denn die Wucht des Pfeiles war nicht stark genug, genügte nicht, um das Tier gleich zu töten; sie reichte nur aus, um die Spitze unter die zähe Außenhaut zu bringen, wo das Gift sich verbreiten konnte. Und nun zeigte sich die hervorragende Wirkung dieses Pfeiles, denn der Springbock spürte den leichten Stich und suchte einen Baum, an dem er sich rieb; wäre der Pfeil aus einem Stück gewesen, hätte er ihn herausgerissen. So aber löste sich eine der Manschetten, so daß der Schaft abfiel, während die Giftspitze sich tiefer in die Wunde bohrte. Der Springbock starb nicht sofort, denn das Gift wirkte, indem es das Beutetier immer mehr schwächte. Das bedeutete, daß die Männer ihrer dem Tod geweihten Beute während des größten Teils des Tages folgen mußten. In den ersten Stunden wußte    der    Springbock    kaum, daß    er in
    Schwierigkeiten war; er spürte nur ein Jucken, aber als das Gift langsam zu wirken begann, wurde er zusehends kraftloser und benommen.
    Bei Sonnenuntergang sagte Gumsto:    »Er wird    bald
    zusammenbrechen.« Als er die Jäger herankommen sah, war er nicht mehr imstande davonzulaufen. Er keuchte, schwankte und suchte Schutz unter einem Baum, an den er sich lehnte. Er blökte jämmerlich nach seinen verschwundenen Gefährten, dann knickten seine Knie ein, und die kleinen Männer, mit Steinen bewehrt, stürzten sich unter wildem Geschrei auf ihn.
    Das Schlachten war    ein    schwieriges    Unterfangen,    denn
    Gumsto mußte genau berechnen, wieviel von dem vergifteten Fleisch

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