Verheißung des Glücks
die liebreizende Megan verloren zu haben, und fasste den Entschluss, außer Devlins Geldbeutel auch gleich dessen Braut zu rauben. Selbst das ging noch glimpflich aus: Devlin verfolgte den infamen Dieb, holte sich die zukünftige Duchess zurück und verpasste Lachlan für seine Dreistigkeit lediglich eine kräftige Abreibung.
Kurioserweise endete die Geschichte damit aber noch immer nicht. Denn ohne es zu ahnen, waren die beiden Männer entfernt miteinander verwandt. Sie hatten eine gemeinsame Tante. Als Lachlan eines Tages beschloss, die Engländer im Grenzland in Frieden zu lassen — die magere Beute hatte nie wirklich ausgereicht, um den Clan zu ernähren — und stattdessen eine reiche Erbin zu heiraten, wandte er sich vertrauensvoll an eben jene Tante. Sie sollte ihm bei der Suche nach einer passenden Braut behilflich sein. Lachlan hoffte, durch eine entsprechende Heirat seine finanziellen Sorgen ein für alle Mal loszuwerden. Allerdings weilte die bewusste Tante Margaret just zu diesem Zeitpunkt bei ihrem Großneffen Devlin in England.
Kimberly und Lachlan waren einander damals im Haus der Wrothstons vorgestellt worden. Sie hielt sich aus dem gleichen Grund dort auf wie er — sie wollte unbedingt so bald wie möglich heiraten. Lachlan verlor diesen Plan jedoch zunächst ein wenig aus dem Blick, denn zu seiner Überraschung erkannte er in der liebreizenden Gattin des großzügigen Gastgebers die Dame wieder, die er kaum ein Jahr zuvor in der Absicht, sie selbst zu ehelichen, entführt hatte. Dass Megan nun die Duchess von Wrothston war, hinderte ihn nicht daran, bei ihr sein Glück zu versuchen. Liebend gerne hätte er sie dem Duke von Wrothston ausgespannt.
Kimberly blieb Lachlans Schwäche für die schöne Megan nicht verborgen. Seufzend strich sie ihn von der Liste möglicher Heiratskandidaten, obwohl er ihr sehr gefiel. Sie konnte dem Schotten jedoch nicht aus dem Weg gehen, denn sie waren im selben Flügel des riesigen Landsitzes untergebracht. Anfangs zankten sich Kimberly und Lachlan bei jeder Gelegenheit, und im Laufe dieser Streitereien fiel so manches harte Wort. Doch im tiefsten Inneren fühlten beide, dass diese Reibereien nichts anderes als ein sinnloses Aufbegehren gegen die Fügung des Schicksals waren. So kam es schließlich, dass Lachlan Kimberly verführte.
Devlin war nicht besonders erfreut, den schottischen Wegelagerer, der versucht hatte, ihm seine Braut zu rauben, nun plötzlich als Gast im Haus zu haben — auch wenn beide eine gemeinsame Tante hatten und daher verwandt waren. Es überraschte also niemanden, dass er den nächstbesten Vorwand benutzte, um Lachlan seine Abneigung in Form einer weiteren Tracht Prügel zu zeigen, die noch etwas gründlicher ausfiel als die Abreibung bei der ersten Begegnung. Der Gerechtigkeit halber muss erwähnt werden, dass ihm das nur gelang, weil Lachlan todkrank daniederlag. Er hatte sich unmäßig betrunken — wegen Kimberly. Lachlan MacGregor war nicht nur ein hoch gewachsener, sondern auch ein sehr muskulöser, kräftiger junger Mann und ging in jenen Tagen aus tätlichen Auseinandersetzungen normalerweise als Sieger hervor. Seine Niederlage war also nur dem Alkohol zuzuschreiben.
Devlin musste sich allerdings kurz darauf für seine Behauptung entschuldigen, Lachlan habe ihm einige seiner besten Pferde gestohlen; die Tracht Prügel hatte die Strafe für den vermeintlichen Diebstahl sein sollen. Schließlich waren die beiden Rivalen doch noch Freunde geworden — wenn auch erst ein Jahr später. Gute Freunde waren sie noch immer. Deshalb verstand Kimberly auch nicht, warum Lachlan derart übel gelaunt war und von der Bitte um einem Gefallen sprach, der ihm widerstrebte.
»Das Ganze war doch Megans Idee. Mit einem Gefallen hat das gar nichts zu tun«, erinnerte sie ihn. »Als Megan erfuhr, wie schnell Melissas Verehrer allein beim Anblick meiner übermäßig besorgten Brüder das Weite suchen, schlug sie vor, Meli in England debütieren zu lassen, wo man die MacFearsons nicht kennt. Du hast selbst gesagt, das sei eine gute Idee. Ich halte sie sogar für ganz ausgezeichnet. Außerdem freut Meli sich nun schon so sehr auf die Fahrt. Du kannst deine Meinung nicht einfach wieder ändern.«
»Ich dachte, sie würde auf dem Landsitz der Wrothstons wohnen, wie wir es immer tun, wenn wir in England sind. Und nun heißt es plötzlich, die Reise geht nach London«, brummte Lachlan. »Unsere Tochter war schon so oft auf Wrothston, dass sie sich dort fast
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