Verheißungsvolle Sehnsucht
diesem Mann gehörte, würde er ganz bestimmt mehr Zeit mit ihr verbringen, außerdem wäre sie nicht so viel allein. Der Typ schien zwar scharf auf Josie zu sein, doch die Beziehung wurde entweder von ihm oder von ihr nicht ernst genommen.
War das Ganze nur ein Spiel?
Ash hatte zwar nichts dagegen, wenn Leute das taten, worauf sie gerade Lust hatten, aber Unterwerfung war für ihn kein Spiel. Unterwerfung war alles. Er hatte keine Zeit dafür, und diese Art von Spielchen nervten ihn einfach. Wenn eine Frau sich nicht voll und ganz darauf einließ, war er weg. Wenn sie Sexspielchen wollte, bei denen sie so tat, als wäre sie eine Sub – inklusive niedlichen Rollenspielen und Zerren an seiner Kette, um »bestraft« zu werden –, dann gab er ihr ganz schnell den Laufpass.
Allerdings hatte er die meisten Frauen, mit denen er geschlafen hatte, mit Jace geteilt. Es hatte klare Regeln gegeben, und die Frauen hatten von Anfang an Bescheid gewusst. Aber Bethany hatte das über den Haufen geworfen, hatte alle Regeln gebrochen. Jace hatte nicht mehr teilen wollen, und Ash hatte es schließlich verstanden. Zwar nicht sofort, aber jetzt war es ihm klar. Was aber nicht bedeutete, dass er diese Verbindung mit seinem besten Freund nicht vermisste.
Andererseits hatte jetzt, da Jace nicht mehr dabei war, Ash allein das Sagen. Er musste sich keine Gedanken mehr darüber machen, seinem besten Freund nicht ins Gehege zu kommen, ihn nicht zu verärgern oder andere als seine eigenen Regeln zu befolgen.
Das gefiel ihm. Das gefiel ihm sehr. Ihm war immer klar gewesen, dass viele ihn falsch einschätzten. Im Vergleich zu Gabe und Jace hielt man Ash immer für locker und unbeschwert, für den Das-ist-mir-scheißegal-Typen. Ein Cooler, der vielleicht sogar leicht herumzukriegen war. Nichts davon stimmte. Von den dreien war er derjenige mit den heftigsten Gefühlsregungen, da war er sich sicher. Er hatte sich immer zurückgehalten, wenn er und Jace mit derselben Frau zusammen waren, weil er wusste, dass er viel weiter gehen würde, als sein Freund je zu gehen bereit sein würde. Deshalb hatte er sich an Jace’ Regeln orientiert und diese Seite seiner Persönlichkeit unter Verschluss gehalten … den Teil seiner Persönlichkeit, der sonst die Kontrolle an sich reißen würde. Und, nun ja, es hatte eigentlich auch nie eine Frau gegeben, die ihn in Versuchung geführt hätte, diese Seite ganz auszuleben.
Bis jetzt.
Und das war dumm. Er kannte Josie doch überhaupt nicht. Er wusste zwar über sie Bescheid, das schon, der Bericht ging sehr ins Detail. Aber er
kannte
sie nicht. Er wusste nicht, ob ihr überhaupt gefiel, was Ash ihr gäbe. Was er
nähme
.
Und darum ging es. Um das, was er sich nähme. Denn er würde sich viel nehmen. Er würde auch viel geben, aber seine Forderungen würden selbst jemandem, der mit seinem Lebensstil vertraut war, gewaltig erscheinen.
Er senkte den Blick wieder auf den Bericht und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Er hatte bereits einen Mann auf sie angesetzt. Die Vorstellung, dass sie so viel allein war, störte ihn. Es war für ihn eigentlich vollkommen in Ordnung, wenn eine Frau in der Stadt machte, was sie wollte. Aber bei Josie störte es ihn. Sehr. Hatte ihr vermeintlicher Dom überhaupt eine Ahnung davon, wo sie tagsüber war? Beschützte er sie? Oder gab er sich nur dann mit ihr ab, wenn er jemanden fürs Bett brauchte?
Ein leises Knurren stieg in ihm auf, das er eilig unterdrückte. Er würde sich endlich beruhigen und die Sache regeln müssen. Diese Frau bedeutete ihm nichts. Aber kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, wusste er, dass er sich belog. Sie bedeutete ihm durchaus etwas. Er wusste nur noch nicht was.
Sein Handy klingelte, und er runzelte die Stirn, als er den Namen des Anrufers auf dem Display sah: Es war der Mann, der Josie beschattete.
»Ash«, meldete er sich kurz angebunden.
»Mr McIntyre. Ich bin’s, Johnny. Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, was ich gerade gesehen habe. Nach allem, was Sie mir erzählt haben, wollen Sie vermutlich wissen, was hier gerade passiert ist.«
Ash setzte sich alarmiert auf. »Was ist los? Ist sie verletzt?«
»Nein, Sir. Sie war nur gerade bei einem Pfandleihhaus. Sie hat irgendwelchen Schmuck verkauft, ich war im Laden und habe das Gespräch mit dem Pfandleiher belauscht. Sie sagte, sie bräuchte Bargeld, um ihre Miete zu bezahlen. Er fragte, ob sie den Schmuck verkaufen oder beleihen wollte, und sie antwortete, verkaufen,
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