Verhext: Roman (German Edition)
konzentrierte sich auf das Eröffnungsmantra
und genoss die letzten Momente der Ruhe, bevor Nat den toxischen Energien den Garaus machte.
Nell legte noch vier Dutzend Eier, einen großen Becher Schokoladeneis und einen Karton Müsliriegel in den Warenkorb und klickte auf Senden. 343,82 Dollar. Huch. Und das würde die hungrigen Mäuler gerade mal eine Woche lang stopfen. Alle Kinder aßen, als stünde eine Hungersnot bevor, aber Hexenkinder waren wie ein Nahrungs-Vakuum. Nach seiner letzten Unterrichtsstunde mit Jamie hatte Aervyn sechs Rühreier verputzt und nur zwei Stunden später zu Abend gegessen.
Als sie das letzte Stück Bagel in den Mund steckte, hörte Nell das Ping, auf das sie gewartet hatte, und drehte sich zu dem Monitor hinter ihr um. Und tatsächlich, Halleluja – Sophie und Moira hatten es in den Chat geschafft.
Sophie: Nell, bist du da?
Nell: Ich warte schon seit Tagen, Süße.
Sophie: Tut mir leid, aber Tante Moira den Login-Zauber beizubringen hat ein bisschen gedauert.
Moira: Ich zaubere schon länger, als du auf der Welt bist, Sophie. Nicht der Zauber war das Problem, sondern diese ganze Technik. Nell, das ist eine seltsame Art, eine Unterhaltung zu führen, aber ich freue mich sehr über die Gelegenheit, mit dir zu plaudern.
Nell: Es ist viel zu lange her, Moira. Im Sommer komme ich dich mal mit der ganzen Familie besuchen. Vielleicht kannst du ja Aervyn davon überzeugen, dass nicht jeder es mag, wenn er teleportiert wird.
Moira: Oje, beamt er etwa Menschen hin und her?
Nell: So ist es. Und da wir gerade davon sprechen – Sophie, bist du bereit? Kann ich den Hol-Zauber aktivieren?
Sophie: Klappt es denn jetzt?
Nell: Ja. Jamie und ich haben vorhin den Fehler entfernt, und ich habe den Code so programmiert, dass erst mal nur eine Person auf einmal geholt wird. Angesichts von Aervyns Teleportations-Eskapaden ist mir klar geworden, dass es ganz schön verrückt werden könnte, wenn wir eine ganze Horde Hexen auf einmal zusammenbringen.
Sophie: Eine Mutter denkt natürlich an solche Details. Klingt gut und danke für die viele Arbeit, die du da reingesteckt hast. Dann mal los, bring ihn zum Laufen.
Moira: Während wir warten, Nell, erzähl uns doch was von den anderen Kindern. Wie geht es meinen süßen Mädchen?
Mist, dachte Lauren. Sie musterte den kümmerlichen Inhalt ihres Kühlschranks. Nach dem Yoga-Unterricht hatte sie immer einen Bärenhunger – was nie ein Problem war, bis sie zu Neujahr den Entschluss gefasst hatte, nicht mehr so viel zu essen und mit dem Geld stattdessen ein paar schöne Reisen zu machen. Die Strände und der Dschungel von Puerto Rico lockten.
Seufzend holte sie eine Dose Muschelsuppe aus dem Schrank. Sie hasste Muschelsuppe, deshalb war diese Dose auch das einzig Essbare, das in ihrer Wohnung noch zu finden war.
Lauren schüttete die Suppe in einen Topf, setzte Teewasser
auf und klappte den Laptop auf. Ihre Kollegin Chloe schwor auf Online-Supermärkte. Und da sie es offensichtlich nicht mehr oft genug in einen echten Supermarkt schaffte, würde es vielleicht auch ein virtueller tun.
Sie klickte auf den Link, den Chloe ihr gemailt hatte, und sah sich um. Das war kinderleichtes Shopping. Beim ersten Besuch stellte man eine Musterliste mit Produkten zusammen, die man später nur anzukreuzen brauchte, und vierundzwanzig Stunden später wurden sie nach Hause geliefert. Super!
Am besten fing man immer mit den Artikeln des Grundbedarfs an. Lauren klickte in der Rubrik Milchprodukte auf Eiscreme. Sie hatten alle dreiundsechzig Sorten von Ben & Jerry’s . Lauren war entzückt und schob »Phish Food«, »Karamel Sutra« und »Mud Pie« in ihren virtuellen Warenkorb.
Nell: Und dann hat Ginia Aervyns Lieblingspyjama versteckt, weil er sie aus der Dusche teleportiert hat, und nun kann sie sich nicht mehr erinnern, wo sie ihn hinge… Oh, das Licht blinkt – der Hol-Zauber bringt jemanden rein. Ihr Name ist… Lauren.
Sophie: Lauren – Hallo und willkommen im Hexenchat von A Modern Witch . Wir freuen uns, dass du bei uns bist!
Lauren: Ich? Wo bin ich? Und wo ist meine Einkaufsliste hin?
Nell: Wir können dich gleich wieder zurück in den Supermarkt schicken. Das ist übrigens eine tolle Seite, ich bestelle da auch immer meine Lebensmittel. Besser, als zwanzig Tüten in den Minivan zu hieven.
Lauren: Ich war zum ersten Mal da. Wo bin ich jetzt? Und was zum Teufel ist ein Hexenchat?
Sophie: Ein Onlinechatroom, in dem sich Hexen treffen und
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