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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Geary
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herumgeschwommen war und an ihren Energieströmen gezupft hatte, lange bevor sie seine ersten Tritte spürte.
    Man sollte meinen, nach Drillingen wäre die Geburt eines einzigen Kindes ein Klacks, aber Aervyn war wie ein Tornado auf die Welt gekommen. Es hatte alle Hexen in ihrer Familie gebraucht, um den Geburtskreis zusammenzuhalten und ihn sicher in dieser Welt zu empfangen. Die Ehrfurcht im Raum war fast greifbar gewesen.
    Seitdem hatte Nell sich stets bemüht, Aervyns Leben so normal wie möglich zu gestalten. Er war zwar ein mächtiger Junghexer, aber auch ein kleiner Junge, und es war sein gutes Recht, ein kleiner Junge zu sein , bevor er die Verantwortung, die seine Gabe mit sich brachte, übernahm.
    In diesem Monat hieß das, Onkel Jamie zu Hilfe zu rufen  – die einzige Person, die sie kannte, die ebenfalls teleportieren konnte  –, damit er unauffällig die verirrten Welpen, Kinder und Mercedes zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückbrachte. Sie hatten allen Grund, dankbar zu sein, dass sie in Berkeley lebten, wo auch die seltsamsten Vorkommnisse die allgemeine Aufmerksamkeit nie lange auf sich zogen.
    Nell hörte, wie Ginia unter der Dusche sang. Offenbar war die aktuelle Krise überstanden. Sie jonglierte ein Glas Malzbier und einen Erdnussbutter-Bagel zu der, wie ihre Familie es nannte, Nell-Zentrale, einem Schreibtisch, der von zwei großen Monitoren dominiert wurde. Auf dem einen befand sich der Code für ein Spieleprogramm, auf dem anderen eine halbfertige Lebensmittelbestellung.
Sie korrigierte einen Tippfehler in einer Programmzeile, legte zwei verschiedene geriebene Käsesorten in den Warenkorb und schickte Jamie eine Nachricht mit der Bitte, noch eine Weile zu warten, bis er Aervyn zurückbrachte.
    Dann ging sie auf die Seite von A Modern Witch , um nachzusehen, ob es Sophie schon gelungen war, Moira in den Chatroom zu locken. Ein Blick auf den leeren Bildschirm sagte ihr, dass das noch in Arbeit war. Nichts ist trauriger, als allein in einem Chatroom zu hocken , dachte sie, biss in ihren Bagel und klickte zurück zum Warenkorb.
     
    Als Lauren die Tür zum Spirit-Yoga-Studio aufzog, schlug ihr die Hitze entgegen. Die 38 Grad Raumtemperatur, die beim Bikram-Yoga herrschten, waren im ersten Moment immer ein Schock. In den langen, dunklen Wintermonaten bot Nat mehr Bikram-Yoga-Stunden an, weil der Körper die alten, giftigen Energien vor dem Neuanfang im Frühling loswerden musste. Mit anderen, weniger wohlgesetzten Worten: die richtige Zeit, sich die Seele aus dem Leib zu schwitzen.
    Lauren rollte ihre Matte in der letzten Reihe aus und legte ihre Ausrüstung parat. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, ließ sie sich leise auf ihrer Matte nieder und spürte, wie sie allmählich zur Ruhe kam.
    Heute hatte Nat versucht, dem Raum durch einen leichten Duft von Vanille und Mango, flackernden Kerzen und karibischer Musik eine tropische Atmosphäre zu geben. Man fühlte sich zwar nicht wirklich wie am Strand von Jamaica, aber trotzdem war es angenehm. Lauren
holte langsam und tief Luft und spürte nach, wie sich die kleinen Muskeln an ihrem Brustkorb dehnten. Eine Minute anhalten, dann ausatmen. Ihre Augen schlossen sich. Noch ein Atemzug. Während sie ihren Rhythmus fand, spürte Lauren Nats zentrierte Präsenz im Raum, dann eine leichte Berührung an der Schulter, um sie willkommen zu heißen.
    Während Nat nach vorn ging, ließ Lauren sich von dem Gefühl der Zufriedenheit einhüllen. Es war schwer, in Nats Nähe etwas anderes zu empfinden. Sie strahlte etwas aus, das sich richtig anfühlte und für Lauren unwiderstehlich war. Das war von der ersten Minute an so gewesen, als sie vor zehn Jahren ihr Zimmer im College betreten und Nat im Kopfstand auf dem schmalen Streifen Teppich zwischen den beiden Betten vorgefunden hatte.
    Hätte sie nicht kopfüber ihre Bekanntschaft gemacht, wäre Laurens erster Eindruck von Nat wohl völlig anders gewesen. Denn Natalie Elizabeth Eggerton Smythe kam aus einer reichen, sehr angesehenen Familie mit tadellosem Stammbaum. Man brauchte etwas länger, um ihre Künstlerseele zu erkennen, den Bewegungsdrang der Tänzerin und ihre enorme Großzügigkeit.
    Schon nach der ersten Woche im College hatte Lauren gewusst, dass ihr Leben mit Nat besser sein würde als ohne sie. Für eine erfolgreiche Immobilienmaklerin wie sie war der Alltag oft stressig, aber für Nat fand sie immer Zeit. Selbst wenn das hieß, sich die Seele aus dem Leib zu schwitzen.
    Lauren

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