Verhext: Roman (German Edition)
hinüber zum Zaun, der den Park umgab. Wieder verstärkte sie mental ihre Stimme, damit sie alle hören konnten. Privatsphäre war nichts, das bei Hexen großgeschrieben wurde.
»Ich bin Berkeleys neueste Maklerin – und ihr beide seid meine ersten Klienten.« Sie zeigte auf das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das mit dem großen Zu-verkaufen-Schild im Vorgarten.
Ohne Barrieren spürte Lauren, wie Jamie langsam begriff. Der Sturm der Gefühle riss sie beinahe mit. Liebe, Erleichterung, Dankbarkeit. Dann begann er zu lachen.
Nat war genau wie alle anderen noch immer verwirrt. Und Lauren wusste, dass dies der Moment war, Jamie die Bühne zu überlassen. Er fasste Nats Hand. »Sieh dir das Haus einmal gut an, Nat.« Er zog Macht zusammen und ließ die Fassade im Hexenlicht erstrahlen.
Nat brauchte einen Moment, bis auch bei ihr der Groschen fiel. »Es ist das Haus aus deiner Vision«, sagte sie leise. »Es ist hier.«
Jamie umarmte sie und sah Lauren an. »Ich schätze, das bedeutet, dass Berkeley in ein paar Jahren einen Jahrhundert-Schneesturm erleben wird.«
Vielleicht auch ein bisschen früher, dachte Lauren.
Verwirrt und frustriert rief Ginia: »Onkel Jamie, ich verstehe nicht. Warum ist denn das Haus so wichtig?«
Nat versuchte es ihr zu erklären. »Erinnerst du dich, dass Onkel Jamie bei unserer ersten Begegnung diese Vision gehabt hat?«
Ginia machte einen Schmollmund. »Ja, in der ihr in Chicago wohnt.«
»Genau, das ist es, Schatz. Wir haben alle gedacht, es wäre Chicago, weil dort Schnee gelegen hat.«
Ginia sah zu dem Haus und dann wieder zu Nat. »Dann werdet ihr hier wohnen? Euer Haus ist hier?« Keine Freude war so hell wie die eines fast neunjährigen Mädchens. Kein Tollhaus so laut wie ein Park voller sehr glücklicher Hexen. Blumen sprossen aus dem Boden rund um Nats Füße. Offenbar hatten einige kleine Hexenkinder heute Abend Mühe, ihre Magie unter Kontrolle zu halten.
Nell kam zu Lauren an den Zaun. »Sicher steckt hinter alldem eine tolle Geschichte, die ich irgendwann aus dir herausbekommen werde, aber jetzt möchte ich dir einfach nur Danke sagen. Du hast heute viele Walkers sehr glücklich gemacht.«
»Du weißt doch, Eiscreme lockert meine Zunge immer.« Lauren dachte an den schlauen alten Mann, dem die Agentur gehört hatte. Er hatte ungefähr drei Minuten gebraucht, um Nats und Jamies Haus zu finden, nachdem sie endlich auf den Gedanken gekommen war, ihn danach zu fragen. Außerdem hatte sie eine Option auf einige Objekte, die sich für Nats Yoga-Studio eignen könnten.
Sobald ihr erst einmal aufgegangen war, dass sie nicht wählen musste, ob sie Freundin, Maklerin oder Hexe sein wollte, war plötzlich alles erschreckend schnell vollkommen klar gewesen. Bis auf eine Kleinigkeit.
»Kann ich bei euch wohnen? Ich weiß bisher noch nicht, wo ich sonst schlafen soll.«
Nell kicherte. »Lauren, ich glaube, hier gibt es im Moment niemanden, der nicht sofort sein Bett für dich räumen würde.«
Sie hoben beide den Blick, als ein fliegender Aervyn begann Funken zu sprühen. »Sag ja, Tante Nat, sag ja!«
Jamie packte Aervyn bei den Füßen und zog ihn wieder herunter. »Dazu muss ich sie wohl zuerst fragen, du Bengel.«
Er ließ seinen Neffen los und wandte sich Nat zu. »Ich wollte das eigentlich irgendwo tun, wo es still und romantisch ist, aber wenn du mich nimmst, bekommst du diese rüpelhafte, laute Familie ja ohnehin dazu. Heirate mich, Nat.«
Lauren war romantisch genug, um Nats Antwort auch an alle anderen zu senden, denn Nat war viel zu überwältigt, um das laute »Ja«, das sie in ihrem Herzen hatte, auch über die Lippen zu bringen.
Jamies Grinsen war unbezahlbar. »Bist du sicher? Du wirst deine Privatsphäre für immer aufgeben und inmitten von Hexen leben.«
Nat sah aus, als wäre das ihre Definition des Himmels.
Nun konnte Aervyn nicht länger an sich halten. »Tante Nat bekommt ein Baby.« Die Luft füllte sich erneut mit Lärm und Liebe. Wenn Lauren angenommen hatte, Nat
könnte nicht noch mehr strahlen, dann war das ein Irrtum.
Aervyn ging zu Nat und legte ihr die Hand auf den Bauch. Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. »Ist das da drinnen dein Spielkamerad, Schatz?«
»Nö, es ist ein Mädchen. Aber das ist nicht schlimm. Ich spiele auch mit Mädchen, das macht mir nichts aus. Ich kann ihr Magie und alles beibringen.«
Jamie hob ihn hoch. »Vielleicht ist sie gar keine Hexe, Süßer.«
Aervyn schmiegte sich an
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