Verhext
deiner Geliebten -« Bennet unterbrach sich abrupt, als Marcus ihn warnend ansah. »Verdammt, du hast deine Meinung noch nie geändert, wenn sie einmal feststand.«
»Das stimmt nicht ganz. Es ist bekannt, daß ich durchaus in der Lage bin, meine Meinung zu ändern, wenn mir neue Fakten bekannt werden, die eine Sache in ein anderes Licht rücken.«
»Bah. Das passiert fast nie, weil du dir fast nie eine Meinung bildest, ehe du nicht sämtliche Aspekte einer Angelegenheit sorgsam durchdacht hast.«
»Du mußt dich wohl damit zufriedengeben, wenn ich sage, daß es Mrs. Bright gelungen ist, meine Meinung bezüglich deiner Pläne zu ändern.« Marcus nahm einen Schluck Brandy zu sich.
»Verdammt.«
»Macht es dir etwa Sorgen, daß ich mich von ihr habe beeinflussen lassen?«
»Allerdings.« Bennet preßte die Lippen zusammen. »Auch wenn ich in diesem Fall von ihrer Einmischung profitiert habe. Es paßt einfach nicht zu dir, Marcus.«
»Nein, das tut es nicht.« Marcus betrachtete den mechanischen Butler in der Ecke. »Ich habe immer versucht, mein Leben nach ein paar einfachen Regeln zu leben.«
»Zumindest hast du das getan, seit ich ein kleiner Junge war«, stimmte Bennet säuerlich zu.
»Mrs. Bright hat mich dazu gebracht, mehrere dieser Regeln zu beugen oder gar zu brechen. Wenn man einmal die Möglichkeit, daß ich verrückt geworden bin, ausschließt, was bedeutet das dann deiner Meinung nach?«
»Ich will dir gewiß nicht zu nahe treten, Bruder, aber ich habe den Eindruck, daß du dich nicht mehr von der Vernunft, sondern von deinen Gefühlen leiten läßt.«
»Ich habe dir einmal dasselbe vorgeworfen.« »Ja, das hast du.« Bennet wirkte inzwischen völlig trostlos. »Du hast allen Ernstes die Absicht, sie zu heiraten, nicht wahr?«
»Ja.«
Bennet seufzte. »Würde es dir etwas ausmachen, mir zu sagen, warum du das Gefühl hast, du müßtest unbedingt diese Frau heiraten, Marcus?«
Marcus starrte immer noch grüblerisch in Richtung des Automaten. »Wenn ich mit ihr zusammen bin, habe ich nicht das Gefühl, als bestünde ich nur aus Schrauben und Federn.«
Barclay sah auf die Notizen, die er sich gerade gemacht hatte. Dann schob er seine Brille höher und blickte Marcus an. »Was genau hoffen Sie, durch diese Nachforschungen herauszufinden, Sir?«
»Ich suche nach irgendeiner Verbindung zwischen dem Hardstaff Museum und der Grabstätte auf dem Friedhof in Reeding.«
»Das verstehe ich nicht. Was für eine Verbindung sollte es da bitte geben?«
Marcus verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln. »Das sollen Sie ja für mich in Erfahrung bringen, Barclay.«
»Sehr wohl, Mylord.« Der Mittelsmann hievte sich stöhnend aus seinem Sessel. »Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.«
Kapitel neunzehn
»Wir haben es Maryanne gleich nach dem Frühstück gesagt. Eine Weile hat sie erst mal geschwiegen.« Zoe schneuzte sich. »Ich hatte furchtbare Angst, daß sie uns dafür hassen würde. Dann fing sie an zu weinen.«
Iphiginia, die hinter ihrem Schreibtisch saß, sah zu Amelia hin-332 über, die ihre Augenbrauen hochzog, aber nichts sagte. Keine von ihnen wollte Zoe unterbrechen.
»Und dann« - Otis blies ebenfalls in ein riesiges Taschentuch -»sah sie mich an und sagte >Papa<. Nach all den Jahren hat sie endlich >Papa< gesagt und sich in meine Arme geworfen.«
»Ich sage euch, das war der glücklichste Augenblick in meinem Leben.« Zoe brach in Tränen aus.
»Und in meinem, meine Liebe.« Otis ging zu ihr hinüber und legte seinen Arm um sie. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es mir bedeutet, meine liebe Tochter endlich anerkennen zu können.«
»Wir hätten es ihr gleich nach Guthries Tod im letzten Jahr sagen sollen«, sagte Zoe zu Iphiginia. »Denk nur, wieviel Ärger uns dann erspart geblieben wäre.«
Iphiginia legte die Hände auf den Schreibtisch und runzelte die Stirn. »Und was wird aus der Hochzeit mit Sheffield?«
»Maryanne besteht darauf, ihm die Wahrheit zu sagen«, erklärte Otis nicht ohne eine Spur von Stolz. »Aber das ist wahrscheinlich auch besser so, da der Erpresser es ihm wohl ohnehin sagen wird.«
»Ich nehme an, daß er die Hochzeit absagen wird.« Zoe seufzte. »Aber das läßt sich wohl nicht ändern. Die Sheffields waren schon immer eine hochangesehene Familie. Es wäre eine so schöne Verbindung gewesen. Aber Maryanne ist so hübsch und so charmant, daß ich sicher bin, daß wir einen anderen passenden Mann für sie finden werden.«
»Ich werde
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