Verhext
öffentlich bekanntgeben, daß ich die Absicht habe, sie zu meiner Erbin zu machen«, sagte Otis entschlossen. »Das hatte ich natürlich sowieso immer vorgehabt, aber ich hätte es ohne großes Aufhebens gemacht. Aber jetzt kann ich schließlich ganz offen sein. Das müßte die Auswahl der Kandidaten erheblich verbessern.«
»Allerdings.« Iphiginia nahm ihren Füllfederhalter und spielte damit herum, während sie über die Situation nachdachte. »Wißt ihr, mir kommt der Gedanke, daß es einen viel einfacheren Weg gibt, die ganze Sache zu erledigen.« »Und der wäre?« wollte Zoe wissen.
»Wenn du und Otis heiraten würdet«, sagte Iphiginia, »dann würde Maryanne vor dem Gesetz seine Stieftochter.«
»Heiraten?« Zoe starrte sie an. »Aber Otis und ich sind auch so glücklich miteinander. Nicht wahr, Otis?«
»Du warst schon immer die größte Freude meines Lebens, meine Liebe«, sagte Otis galant. »Das weißt du. Und du wirst meine teuerste Freundin bleiben, egal, ob wir verheiratet sind oder nicht.«
Zoe sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. »Otis, ich liebe dich.«
»Die Sache ist die«, sagte Iphiginia brüsk. »Wenn Otis dich heiraten würde, bestünde keine Notwendigkeit, die Wahrheit über die Vaterschaft publik zu machen.«
»Iphiginia hat recht«, pflichtete Amelia ihr bei.
Zoe runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
Otis’ Brauen zogen sich über seiner Nase zusammen. »Weißt du, der Gedanke ist nicht dumm.«
Iphiginia sah, daß seine Augen blitzten. Sie lächelte. »Wenn du und Otis heiraten würdet, würde er Maryannes Stiefvater. Sie könnte ihn Papa nennen, ohne daß sich irgendwer etwas dabei denken würde. Und er kann von ihr als seiner Tochter sprechen, und die Leute werden annehmen, daß er echte väterliche Zuneigung für sie empfindet.«
»Was sowieso kein Geheimnis ist«, fügte Amelia hinzu. »Außerdem würde der rechtliche Aspekt eurer Eheschließung bedeuten, daß sowohl Guthries Geld als auch Otis Vermögen für Maryanne erhalten bliebe.«
»Genau«, sagte Iphiginia. »Maryanne wäre nicht länger eine junge Dame mit einer ausreichenden Mitgift, sondern eine reiche Erbin.«
»Niemand wird sich etwas dabei denken«, murmelte Otis. »Schließlich ist es vollkommen natürlich, daß ich für sie sorge.«
»Großer Gott.« Zoe war offensichtlich überwältigt. »Sie könnte sich einen Ehemann aussuchen.«
Otis nahm ihre Hand und küßte sie. »Und ich hätte das besondere Vergnügen, nicht nur meine Tochter anerkennen zu können, ohne dadurch einen Skandal zu verursachen, sondern dich, meine Süße, zu meiner rechtmäßigen Frau zu machen.«
»Oh, Otis.« Zoe blickte zu ihm auf. »Du bist immer so gut zu mir gewesen. Du warst es, der mein Leben mit Guthrie erträglich gemacht hat.«
»Es war mir ein Vergnügen«, sagte Otis. »Und wenn du unsere Beziehung so fortführen möchtest wie bisher, dann wird es mir eine Ehre sein. Aber ich will, daß du weißt, daß es nichts gibt, was mich glücklicher machen würde, als dich meine Frau nennen zu dürfen.«
Zoes Augen schimmerten feucht. »Wie kann ich da nein sagen? Nachdem ich Guthrie endlich los war, dachte ich, ich würde nie wieder heiraten. Aber in Wahrheit bist du der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Der Vater meines Kindes. Mein teuerster Freund.«
»Ich werde noch heute nachmittag eine Sonderheiratserlaubnis einholen«, sagte Otis. »Dann können wir heute abend heiraten.«
»Irgend etwas in meinem Inneren sagt mir, daß Maryanne begeistert sein wird«, sagte Amelia.
Iphiginia klopfte mit ihrem Stift auf einem Blatt Papier herum. »Und außerdem hat der Erpresser wieder ein Opfer weniger. Allmählich glaube ich, daß Masters die ganze Zeit über recht hatte. Er meinte, die einfachste Lösung wäre, dem Schuft den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem man seine Geheimnisse offenbart.«
»Anscheinend hat er wirklich recht gehabt«, pflichtete Amelia ihr bei.
»Das hat er meistens«, murmelte Iphiginia. »Und was noch schlimmer ist, er weiß es, und er zögert nicht, einem diese Tatsache immer wieder unter die Nase zu reiben. Das ist manchmal wirklich lästig.«
»Ich nehme an, daß dich das stört, weil du es gewohnt bist, diejenige zu sein, die meistens recht hat«, sagte Amelia.
Iphiginia erinnerte sich wehmütig an ihren Plan, das Erpres-
sungsproblem zu lösen, indem sie denjenigen fand, der ein Phönix-Siegel und schwarzes Wachs benutzte. »Ich habe nie zuvor einen Mann kennengelernt, der
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