Verhext
aufregend.«
»Verdammt.«
Sie errötete. »Ich gestehe, daß ich mich in technischen und mechanischen Dingen nicht besonders gut auskenne. Ich persönlich interessiere mich mehr für antike Statuen. Den Großteil meiner Zeit verbringe ich mit Studien in diesem Bereich.«
»Ich verstehe.«
»Aber es freut mich sagen zu können, daß ich in der Lage war, den Großteil der mechanischen Prinzipien, über die Sie in Ihren Artikeln schreiben, zu verstehen. Sie drücken sich klar und deutlich aus, Mylord.«
»Vielen Dank.« Er hatte zu früh den Mund aufgemacht, als er gesagt hatte, daß er zuviel Verstand besaß, um sich von ihrer Schmeichelei einlullen zu lassen, dachte er mit einem Anflug von Sarkasmus. Im Augenblick jedenfalls war er einfach hingerissen. Nie zuvor hatte ihm eine Frau zu seinen wissenschaftlichen und technischen Aufsätzen oder gar zu seiner Intelligenz gratuliert.
»Außerdem haben Sie eine wirklich lehrreiche Abhandlung über Bautechniken verfaßt, die für mich von besonderem Interesse war«, fuhr Iphiginia fort. Dann begann sie begeistert, die wichtigsten Punkte des Artikels aufzuzählen.
Marcus hörte ihr leicht verwundert zu. Er lehnte sich in die Ecke des schwarzen Samtkissens, kreuzte die Arme vor der Brust und musterte Iphiginias Gesicht im Schein der Kutschenlampe.
Was auch immer er erwartet hatte, als er seine neue »Mätresse« schließlich im Ballsaal der Fenwicks aufgestöbert hatte - Iphiginia Bright entsprach diesen Erwartungen in keinster Weise.
Charles Trescott hatte sich geirrt, als er bemerkt hatte, daß die abenteuerlustige Witwe mit der Wahl ihrer jungfräulich weißen Garderobe jegliche Vorstellung der Leute von Unschuld und Reinheit verspottete.
Irgendwie gelang es Iphiginia Bright, den Eindruck einer echten Jungfrau, einer Dame von ungetrübter, unbefleckter Tugend, zu erwecken. Es war wirklich verblüffend.
Und diese Wirkung erzielte sie nicht nur, indem sie ein Kleid, Handschuhe und Schuhe in engelsgleichem Weiß trug. Die Reinheit schien direkt aus den Tiefen ihres Inneren zu kommen.
Irgend etwas an ihrem klaren, intelligenten, offenen Blick, ihrer interessanten Nase und ihrem weichen, sanften Mund sprach von Tugend. Ihr Haar hatte die Farbe von dunklem Honig. Einerseits war sie eine eindrucksvolle Persönlichkeit, andererseits ein äußerst zartes Geschöpf. Sie war zwar keine besondere Schönheit, aber sie war die interessanteste Frau, der Marcus jemals begegnet war.
Sie strahlte eine verlockende weibliche Sinnlichkeit aus, obwohl sie diese nicht durch ihre Kleidung zu betonen versuchte. Der Schnitt ihres Kleides war erstaunlich sittsam. Wirklich clever, wie Marcus ihr insgeheim zugestehen mußte. Die Phantasie eines Mannes war ein mächtiges Werkzeug, und sie wußte, wie man damit umging.
Die Rundungen von Iphiginias kleinen, hohen, herrlich geformten Brüsten quollen nicht aus dem Oberteil ihres Kleides hervor, sondern waren diskret von einer Reihe weißer Seidenrüschen verdeckt. Solche Brüste waren nicht dazu geschaffen, rauh geknetet zu werden, dachte Marcus. Sie waren für einen Kenner feiner Dinge gemacht, einen Liebhaber, der die schlanken, sensiblen Finger eines Künstlers hatte.
Geistesabwesend blickte er auf seine eigenen kräftigen, schwieligen Finger. Die Tatsache, daß er die Hände eines Bauern besaß, bedeutete nicht, daß er keinen Gefallen an der Berührung feiner, weicher Dinge fand.
Iphiginia war klein und schlank. Die Röcke ihres hochgeschnittenen Kleides fielen locker über eine äußerst schmale Taille. Unter der dünnen Seide war die erregende Form ihrer weiblichen Hüfte und ihrer wohlgerundeten Schenkel deutlich zu erahnen.
Kein Wunder, daß sie das Interesse sämtlicher Männer der besseren Gesellschaft geweckt hatte, dachte Marcus. Und seine ungeteilte Aufmerksamkeit war ihr inzwischen ebenfalls sicher.
Die geheimnisvolle Mrs. Bright faszinierte ihn mehr als jede andere Frau, die er in den letzten Jahren kennengelernt hatte.
Außerdem erregte sie ihn, wie er plötzlich feststellte.
Er spürte den dumpfen Schmerz erwachender Leidenschaft in seinen Lenden. Wahrscheinlich sollte ihn das nicht überraschen. Es war schließlich vier Monate her, seit er das letzte Mal mit einer Frau das Bett geteilt hatte, und all seine Gedanken waren in den vergangenen beiden Tagen einzig um Iphiginia gekreist. Während der Reise nach London hatte er sich mit nichts anderem beschäftigt als mit seiner unbekannten Geliebten.
Marcus kam der
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