Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
Vom Netzwerk:
ausgelassen.
    »Du kleines Biest. Na warte.« Anne überwand ihre Scheu und rannte ins Wasser, geradewegs auf ihre Tochter zu. Sie schnappte Lilly, hob sie hoch und warf sie vorsichtig wieder ins Becken.
    Die Kleine quietschte vergnügt. »Die Wellen«, schrie sie, als das Wasser sich leicht aufzubäumen begann.
    Sie suchten eine Stelle, an der Lilly noch problemlos stehen konnte. Lilly sprang wagemutig in jede Welle.
    Irgendwann setzte Anne sich dorthin, wo es ganz flach war. Es war herrlich. Sie beobachtete Lillys Treiben. Ihre Tochter bekam nicht genug davon, in jede Welle den Kopf zu halten.
    Anne hatte Caro für einen Augenblick vergessen.
    Als die Wellen nach einigen Minuten wieder abflachten, kam Lilly auf Anne zugeflitzt. »Ich will jetzt endlich rutschen«, quengelte sie.
    Augenblicklich geisterte Caro wieder in Annes Kopf herum. Meistens war es Caro gewesen, die mit ihrer Tochter rutschen gegangen war.
    Anne folgte Lilly auf der schwindelerregenden Treppe in die Höhe. Wenn sie hinuntersah, wurde ihr ganz übel. Sie hatte Höhenangst, aber Lilly schritt furchtlos voran, und wenn Anne nicht als totaler Jammerlappen dastehen wollte, musste sie ihrer Tochter folgen. Sie reihten sich in die lange Schlange aus grölenden Kindern und mutigen Eltern ein.
    Anne war froh, dass ihr noch einige Augenblicke Schonfrist gewährt wurden. Doch dann kam die Reihe an sie. Mit Lilly auf ihrem Schoß stürzte sie sich in die Röhre, als die Ampel grün zeigte. Annes Magen rebellierte, so rasant legten sie sich in die Kurven.
    Lilly gluckste vor Freude. Ihr konnte es nicht schnell genug gehen.
    Anne war froh, als sie unten angekommen waren. Aber als Lilly sofort eine zweite Rutschfahrt wollte, willigte sie ein. Sie musste sich eingestehen, dass es gar nicht so schlimm war.
    Nachdem sie ein zweites Mal unten angekommen waren, beschloss Anne, dass es Zeit für eine Erholungspause war.
    Sie legte sich auf ihren Liegestuhl und überließ Lilly wieder sich selbst.
    Kaum kam Anne jedoch einen Moment zur Ruhe, schlich sich Caro in ihre Gedanken. Sie konnte sich noch so sehr um Ablenkung bemühen, irgendwann war Caro da, ob sie wollte oder nicht. So lustig dieser Tag auch war, soviel Spaß er auch machte, mit Caro wäre er noch viel schöner. Sie vermisste Caros Lachen so sehr.
    Ein verliebtes Pärchen spazierte turtelnd an ihr vorbei und demonstrierte sein unverschämtes Glück.
    Ein dicker Kloß bildete sich in Annes Hals. Sie kämpfte mit den Tränen. Ohne Caro fehlte ein Stück ihrer selbst. Sie war nicht vollständig.
    »Kannst du mir jetzt schwimmen beibringen?« Lilly wollte endlich ihre lästigen Schwimmflügel loswerden.
    Schon öfter hatte Anne versucht Lilly ein paar Schwimmzüge beizubringen. Sie selbst war eine ausgezeichnete Schwimmerin. Es war eine der wenigen Sportarten, die ihr wirklich lagen.
    »Ja, natürlich. Bald schwimmst du wie ein kleiner Fisch.« Anne zwinkerte ihrer Tochter zu und suchte einen geeigneten Platz im Kinderbecken.
    Zunächst erklärte Anne, wie Lilly ihre Arme bewegen musste. Sie legte ihre Tochter bäuchlings aufs Wasser und hielt sie dabei an ihrer Taille fest.
    Lilly versuchte angestrengt, den Anweisungen ihrer Mutter zu folgen, doch es wirkte noch recht ungeschickt. Anne musste sich ein kleines Schmunzeln verkneifen. Doch Lilly gab nicht auf und übte fleißig weiter. Nach einiger Zeit sahen ihre Schwimmbewegungen schon deutlich besser aus.
    Anne schlug vor sich etwas auszuruhen, um neue Kräfte zu sammeln. Schweren Herzens willigte Lilly ein, allerdings unter der Bedingung, dass sie gleich weitermachen könnten und Anne ihr dann zeigen würde, wie man die Beine richtig bewegte.
    Zurück an ihrem Lager stärkten sie sich. Anne hatte Brötchen und Äpfel eingepackt.
    Schon nach kurzer Unterbrechung wurde der Schwimmunterricht fortgesetzt.
    Nach fast acht Stunden waren beide schließlich völlig aufgeweicht und erschöpft.
    »Wir gehen jetzt nach Hause«, erklärte Anne in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
    Lilly versuchte trotzdem ihre Mutter zu überzeugen, noch ein wenig im Schwimmbad zu bleiben. Mit ihrem einzigartigen Schmollmund sah sie ihre Mutter traurig an. »Lass uns noch ein ganz kleines bisschen bleiben. Bitte.«
    »Es ist spät genug. Keine Widerrede.«
    Lilly fügte sich und begleitete ihre Mutter unter die Dusche.
    Anne hatte den ersten Arbeitstag nach dem Urlaub einigermaßen gut überstanden.
    Morgens hatte Herr Kleinemann sie freundlich begrüßt. Mitfühlend hatte er

Weitere Kostenlose Bücher