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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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strukturierter Tagesablauf half ihr, nicht allzu oft an Caro zu denken. Und auch Lilly lenkte sie ab.
    Aber nach dem Mittagessen wurde die Sehnsucht unerträglich. Lilly war ins Schlafzimmer gegangen, um ein wenig zu puzzeln, und Anne saß im Wohnzimmer. Sie wusste nichts mit sich anzufangen. Sie wollte nur bei Caro sein und sie in ihre Arme schließen.
    Die Stille erdrückte sie.
    Da fiel Annes Blick auf das Telefon, das eine magische Anziehungskraft zu besitzen schien. Sie würde noch einmal versuchen Caro zu erreichen. Irgendwann müsste sie doch mit ihr reden.
    Ihr Herz klopfte laut, als sie die Nummer wählte. Das Freizeichen erklang. Sie hatte aufgehört mitzuzählen, wie oft sie es klingeln ließ.
    Wieder keine Reaktion.
    Mit hängenden Schultern legte Anne auf. Es war sinnlos, damit musste sie sich wohl abfinden. Sie quälte sich mit jedem vergeblichen Anruf nur selbst. Das musste ein Ende haben.
    Der richtige Zeitpunkt für einen erneuten Versuch würde kommen, aber sicher noch nicht in den nächsten Tagen.
    Von außen sah Caros Haus aus wie immer. Nichts hatte sich verändert, nichts ließ erahnen, was in den letzten Tagen vorgefallen war.
    Anne klingelte. Sie war sich nicht sicher, ob Caro nicht schon zu Hause war. Vielleicht ging es Caro ähnlich schlecht wie ihr, und sie machte momentan früher Feierabend oder hatte sich gar frei genommen.
    Nichts geschah. Natürlich ging Caro ganz normal zu Arbeit. Die Arbeit war ihr Leben.
    Nervös fummelte Anne den Schlüssel ins Schloss.
    Nadine passte unterdessen auf Lilly auf. Das Kinderbett war so klein und leicht, dass Anne es problemlos allein zum Auto tragen konnte. Außerdem wollte sie ihrer Tochter nicht zumuten, in die Wohnung zu kommen, nur um sie kurz darauf wieder verlassen zu müssen.
    Mit wackeligen Knien betrat sie das Haus. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Es war ihr Zuhause, der Ort, an dem sie so glücklich gewesen war wie nie zuvor.
    Annes Finger streiften über den Polsterbezug ihrer Couch. Sie schloss die Augen. Hier hatten sie so viele gemeinsame Stunden verbracht. Sie konnte fühlen, wie sie Caros warme, weiche Haut berührte.
    Sie wollte sich einen Moment setzen, nur einen winzigen Augenblick. Es war, als säße Caro neben ihr. Sie konnte ihren Körper an dem ihren spüren, Caros Lippen auf ihren eigenen. Tränen stiegen in ihr hoch.
    Anne hielt es nicht länger aus. Sie erhob sich, um auf direktem Weg ins Kinderzimmer zu gehen.
    Da fiel ihr Blick auf die leere Stelle an der Wand.
    Das Bild war fort. Das Foto, das sie gemeinsam beim Fotografen hatten machen lassen, war verschwunden. Caro musste es abgehängt haben.
    Anne begann zu zittern. Ihre Brust zog sich schmerzend zusammen. Sie sah sich um. Alle gemeinsamen Erinnerungsstücke fehlten. Es gab keine Bilder mehr, alles, was an die gemeinsame Zeit erinnern konnte, war restlos weggeräumt. Caro hatte Anne aus ihrem Leben verbannt. Das war das Ende. Für Caro war ihre Beziehung endgültig beendet. Es gab kein Zurück mehr.
    Hemmungslos ließ Anne ihren Tränen freien Lauf.
    Sie schleppte sich in Lillys Zimmer, sammelte das Bettzeug zusammen und stopfte es in einen großen Sack, den sie sofort im Wagen verstaute. Anne wusste nicht, was sie tat. Sie handelte wie in Trance. Dann trug sie die Matratze und anschließend den Lattenrost zum Auto.
    Zuletzt war nur noch das Holzgestell übrig, das sie noch auseinanderschrauben musste. Sie machte sich auf die Suche nach einem Schraubendreher.
    Die Schlafzimmerzimmertür stand offen, Anne schaffte es nicht, einfach daran vorbeizugehen. Vorsichtig trat sie ein.
    Auch hier hatte Caro all ihre Spuren beseitigt, ihre Hälfte des Bettes war leergeräumt. Anne begann zu schluchzen. Hatte Caro denn die gemeinsame Zeit gar nichts bedeutet? Wie konnte sie Anne so schnell aus ihrem Leben streichen?
    Ihre Finger glitten über Caros Kissen. Sie nahm es in die Hand und presste ihr Gesicht hinein. Sie atmete Caros Duft tief ein, ließ ihn in jedes Lungenbläschen strömen. Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Sie sah das Bild ihrer Liebsten klar und deutlich vor sich, so lebendig. Doch sie konnte es nicht greifen.
    Caro fehlte ihr so sehr. Jede Sekunde wurde es schlimmer. Sie liebte Caro, nur Caro, und sie würde niemals wieder jemanden so sehr lieben können, wie sie Caro liebte.
    Das Kissen bekam nasse Flecken.
    Anne riss sich zusammen und schleppte sich zum Regal, in dem das Werkzeug lag. Sie fand Caros

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