Verkehrt!
sähe wirklich lächerlich aus.
Jens hat nur Augen für Elizabeth, – Wo kommst du denn her, da, mit dem?
Dabei schaut er mich nicht einmal an.
– Das geht dich gar nichts an, sagt sie.
Elizabeth will an ihm vorbei, aber er blockiert den Weg. Ich balle meine Fäuste und entspanne sie gleich wieder, weil die anderen drei einen Schritt auf mich zu machen.
Mit einem von euch Kadetten würde ich es aufnehmen, mit jedem einzeln.
Das Taxi hupt wieder. Es parkt seitlich neben dem Eingang, das Taxischild scheint auf der Schulhofmauer zu sitzen.
– Lass mich durch!
– Was habt ihr denn da gemacht?
– Rumgeknutscht, sagt sie.
Wieder versucht sie an ihm vorbeizukommen, er hält sie am Arm fest.
– Lass los.
Das Taxi hupt drei Mal lang.
– Lass sie los, sag ich.
– Du bist gleich dran, sagt Jens zu mir.
Elizabeth versucht, ihn zur Seite zu schieben, doch er will sich auch ihren anderen Arm greifen. Sie rudert sich frei, und ansatzlos, mit einer geschmeidigen Bewegung, bei der sie die Schulter mit nach vorne wirft und ihre rechte Faust und Ellbogen eine Linie bilden, trifft sie sein Kinn mit einem bilderbuchmäßigen Jab.
Jens grunzt unverständlich, verdreht die Pupillen, seine Beine geben nach, und ich fange ihn gerade noch auf, bevor er auf den Boden knallt. Vorsichtig lege ich den Ohnmächtigen nieder.
Ein Knockout-Punch, direkt aufs Kinn.
– Glaskinn, sage ich.
Einer seiner Kumpels hockt sich neben ihn, die anderen beiden spielen Salzsäule.
Elizabeth reibt sich die Knöchel.
Ich sage, – Kannste sie auf- und zumachen?
Sie öffnet die Faust zitternd und schließt sie wieder.
– Alles ganz geblieben.
Dauerhupe.
Wir laufen los.
Als wir auf der Straße sind, steigt Mutti gerade aus dem Taxi. Die grünen Schuhe stehen schon auf dem Bürgersteig.
– Ich komme!, ruft Elizabeth.
Ich lasse mich zurückfallen.
Mutti bleibt sitzen und keift, – Wo bleibst du denn? Das Flugzeug wartet nicht.
– Bin ja jetzt da.
Mutti sieht mich und verzieht das Gesicht. Dann verschwinden die grünen Schuhe im Taxi, und sie rutscht auf der Rückbank durch, um Elizabeth Platz zu machen.
Elizabeth will schon einsteigen, da dreht sie sich zu mir um, und wir gehen aufeinander zu. Sie umarmt mich, und ich umarme sie, und das ist die festeste Umarmung, die ich je hatte.
– Bis nach den Ferien, sagt sie.
– Bis nach den Ferien.
Sie guckt mich kurz an und küsst mich dann auf die Wange. Bevor ich etwas sagen kann, ist sie aus meinen Armen und im Taxi. Die Tür knallt zu, als der Fahrer Gas gibt. Sie schaut sich noch einmal über die Schulter durch die Heckscheibe nach mir um, und ich winke, und sie winkt zurück, bis der beige Mercedes verschwunden ist. Dann ziehe ich die Nase hoch.
– Ende –
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Über Thorsten Nesch
Thorsten Nesch, 1968 in Solingen geboren, lebte von 1998 bis 2003 in Kanada. Er ist als Romanautor ein moderner Geschichtenerzähler, der auf der Bühne ebenso zu Hause ist wie im Hörfunk und im Film.
Mehr Infos unter: www.thorsten-nesch.com und Facebook.
Bei Rotfuchs ist bereits sein Roadmovie-Roman «Joyride Ost» erschienen. Der Roman war nominiert als Bestes Deutschsprachiges Jugendbuchdebüt.
Weitere Veröffentlichungen:
«Helden – oder warum Kometen nicht auf Idaho stürzen (Wie Jugendliche Romane schreiben können)». Das flapsigste Sachbuch zum Thema Schreiben, Epubli GmbH
«School Shooter». Sechs Jugendliche retten sich in einen Raum, aber einer von ihnen ist der Täter. Thriller. Gefördert mit dem Literaturstipendium des Landes NRW, Epubli GmbH
«Flirren». Tina und Carlo schmeißen die Uni, rauben einen Baumarkt aus und fliehen über Italien nach Albanien. Roadmovie-Roman, Epubli GmbH
«Die Lokomotive». Ein Mann wacht auf unter Zugtrümmern zwischen Sylt und dem Festland, und die Flut kommt … Gothic-Novel, Epubli GmbH
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Über dieses Buch
Jugend forscht – mit Folgen!
BSSSB! Mit einem Stromschlag im Physikunterricht fängt die ganze Katastrophe an. Als Elizabeth und Frank wieder zu sich kommen, haben sie die Körper getauscht! Elizabeth, Klassenschönheit und Töchterchen aus reichem Hause, steckt im Körper von Frank, genannt Schnodder, dem Assi mit der ständig laufenden Nase. Bis sie eine Lösung finden, beschließen die beiden, das Leben des anderen einfach mitzuspielen. Elizabeth muss jetzt in einer völlig versifften Bude mit Franks Erzeuger Harry hausen. Doch Schnodder-Frank stellt
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