Verlangen, das für immer brennt
natürlich vorgekommen. Doch jetzt kam sie ins Grübeln. Ging Luc davon aus, dass sie weiterhin das Bett miteinander teilen würden?
Um sich von ihren Gedanken abzulenken, beschloss sie, noch einmal nach Deedee zu sehen. Die kleine Nachtlampe tauchte das Kinderzimmer in ein gemütliches Halbdunkel. Deswegen dauerte es einen Augenblick, bis Hattie bemerkte, dass Luc bei Deedee war. Er saß mit halb geschlossenen Augen in einem Schaukelstuhl und hielt das schlafende Baby im Arm. Die Kleine hatte sich fest gegen seine Brust gekuschelt und klammerte sich mit einer winzigen Hand an sein Hemd. Der Anblick berührte etwas ganz tief in Hattie. Das war es, was Leo befürchtet hatte: dass Luc eine enge Bindung zu Deedee aufbauen würde.
Und nun saßen sie dort, die beiden Menschen, die Hattie am meisten liebte. Mit einem Mal wurde ihr klar, in was für eine ausweglose Situation sie sich manövriert hatte.
Luc glaubte nicht mehr an die romantische Liebe, und daran war einzig und allein Hattie schuld. Aber er schien Deedee zu lieben. Wie sollte sie ihm das Kind unter diesen Umständen entziehen, wenn die Zeit für den Abschied gekommen war? Damit würde sie ihm das Herz doch ein zweites Mal brechen!
Luc hatte sie noch immer nicht bemerkt. Jetzt fing er an, ganz leise ein Schlaflied zu summen. Die Zärtlichkeit, mit der er das Baby hielt, sagte mehr als tausend Worte.
Hattie räusperte sich leise. „Ich kann sie dir abnehmen, damit du dich bettfertig machen kannst.“
Luc sah zu ihr auf und musterte sie ausgiebig. „Schläfst du heute Nacht bei mir?“
Wow! Eins musste man ihm lassen: Er redete niemals um den heißen Brei herum. Die Frage kam so plötzlich, dass Hattie einen Moment lang sprachlos war. „Also, ich …“
Seine Miene wurde vollkommen ausdruckslos. „Schon in Ordnung, Hattie. Wir haben einen langen Tag hinter uns. Wenn du heute Nacht Hilfe mit Deedee brauchst, gehe ich dir aber gerne zur Hand.“
Ehe sie etwas erwidern, ihm von den widerstreitenden Gefühlen in ihrem Herzen erzählen konnte, hatte Luc das Baby schon ins Bettchen gelegt und den Raum verlassen.
Hattie rieb sich über die Augen und atmete tief durch. Verdammt noch mal! Hatte sie schon wieder seine Gefühle verletzt? An seinem männlichen Stolz gekratzt? Und dabei hatte sie gar nicht vorgehabt, seine Frage zu verneinen. Er hatte sie einfach nur überrumpelt, und das hatte sie für einen kurzen Augenblick sprachlos gemacht.
Da Deedee ruhig schlief, kehrte Hattie in ihr Schlafzimmer zurück und ging ins Bett. Doch so müde sie auch war, sie fand einfach keinen Schlaf. Ohne Luc an ihrer Seite fühlte sie sich einsam. Sie vermisste es, seinen warmen, starken Körper neben sich zu spüren.
Andererseits konnte sie sich glücklich schätzen, dass er ihr Zögern als ein Nein verstanden hatte. Denn wenn sie weiterhin miteinander schliefen, würde alles nur noch komplizierter werden. Sherman und Ana würden es mitbekommen, und Leo vermutlich auch. Und dann würde es noch schwerer für Hattie werden, dieser Ehe den Rücken zu kehren.
Am nächsten Morgen ging es Deedee schon viel besser. Luc spielte für eine halbe Stunde mit ihr, dann rief er Hattie zu, dass er ins Büro gehen werde.
Sie folgte ihm in die Halle. „Aber offiziell sind wir doch noch auf Hochzeitsreise. Niemand rechnet damit, dass du heute arbeitest.“
Er zuckte mit den Schultern. „Nun bin ich eben früher zurück. Da kann ich mich genauso gut gleich wieder auf die Arbeit stürzen.“
Hattie fiel nichts ein, womit sie ihn hätte aufhalten können. Stattdessen sah sie wortlos zu, wie er das Haus verließ und die Einfahrt hinunterfuhr. Kaum war er durch das Tor verschwunden, da klingelte ihr Handy. Die Rufnummer kannte sie zwar nicht, aber sie nahm trotzdem ab. „Hallo?“
„Mrs Cavallo?“
„Ja.“
„Hier spricht Harvey Sharpton. Ich arbeite für Ihren Mann, und ich habe gute Nachrichten.“
Hattie schnürte es die Kehle zu. „Worum geht es denn?“
„Wegen Deedees Vater brauchen Sie sich in Zukunft keine Sorgen mehr zu machen. Er hat wieder einmal Fahrerflucht begangen. Diesmal hat er einen Fußgänger angefahren. Es wurde zwar niemand ernsthaft verletzt, aber der Richter hat ihm eine beträchtliche Strafe aufgebrummt. Als wir dann auch noch mit dem Letzten Willen Ihrer Schwester und der Aussage der Krankenschwester aufwarten konnten, hat der Richter Ihnen das ausschließliche Sorgerecht zugesprochen.“
Hattie konnte kaum sprechen vor Erleichterung. „Danke.
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