Verlangen - unbezähmbar wie ein Sturm
tun.“
Wortlos schwang Henry sich von dem Sitz herunter und stand jetzt zwischen ihr und Gavin. „Wie geht es dir denn heute Morgen?“, wollte er wissen.
Unwillkürlich musste sie lächeln, wenn sie an die letzte Nacht dachte. Aber dann fiel ihr der merkwürdige Unterton in Henrys Stimme auf. Wusste ihr Großvater, dass Gavin bei ihr geschlafen hatte? „Danke, mir geht’s gut. Und dir und deinen Knochen?“
„Ganz gut.“
Diese knappe Antwort sah ihm nicht ähnlich, und Hilfe suchend schaute Sabrina Gavin an. Aber seinem ausdruckslosen Blick konnte sie nicht entnehmen, was in ihm vorging.
„Schenk mir einen Kaffee ein, Mädchen.“
Schnell goss sie die Becher voll. „Soll ich jemanden holen, der die Einfahrt räumt? Ich meine, falls ihr den Traktor nicht in Gang kriegt.“
Gavin nahm einen Becher entgegen. „Wenn ich den Bolzen nicht lösen kann, sage ich im Jarrod Ridge Bescheid.“
„Ich bin auf eure verdammte Wohltätigkeit nicht angewiesen“, brummte Henry.
„Das hat nichts mit Wohltätigkeit zu tun“, gab Gavin ruhig zurück. „Das ist reine Nachbarschaftshilfe.“
„Nachbarschaftshilfe, aha. Nennt man das heute so?“
Erschreckt über diesen feindseligen Ton blickte Sabrina zwischen den beiden Männern hin und her. Was war hier los? Die Spannung war spürbar. Das konnte nur eins bedeuten … Ihr Großvater wusste, dass Gavin in der vergangenen Nacht bei ihr gewesen war. Oh, Gott … Wie würde er reagieren? Würde er sie verachten, vielleicht sogar aus dem Haus jagen? Mit angehaltenem Atem starrte sie ihn an, aber auch seiner Miene war nichts zu entnehmen.
10. KAPITEL
„Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Aber ich konnte nicht gleich weg.“ Gavin blickte seinen Bruder Blake an, der an dem alten Schreibtisch des Vaters saß. Immer noch fühlte er sich in diesem Büro unwohl, von dem aus der Vater früher die Geschäfte vom Jarrod Ridge geführt hatte. Denn immer wenn der alte Donald etwas zu bemängeln hatte, waren die Kinder vor den Schreibtisch zitiert worden.
Zwar hatte Gavin Blakes Nachricht schon vor Stunden bekommen, aber er hatte unbedingt vorher noch den Parkplatz vom Snowberry Inn vom Schnee befreien wollen. Danach war er noch kurz in die Lodge gefahren, um zu duschen und sich frische Sachen anzuziehen.
Blake wies auf einen Stuhl, und Gavin setzte sich. „Wie kommst du mit dem Kauf des Caldwell-Grundstücks voran?“
„Läuft alles bestens, ich habe alles unter Kontrolle“, behauptete Gavin mit so viel Nachdruck, als wolle er sich selbst davon überzeugen. „Der alte Caldwell ist kurz davor, mir das Grundstück zu verkaufen.“
„Wie kurz? Soll ich die Bauleute erst bei einem anderen Projekt einsetzen?“
„Nein. Denn dann dauert es wieder Monate, bevor sie uns zur Verfügung stehen.“
„Stimmt. Aber sie sind mit ihrer jetzigen Arbeit so gut wie fertig und brauchen dann schnell ein Anschlussprojekt.“
Verdammt, er musste die Sache vorantreiben und Sabrina möglichst bald heiraten. Erstaunlicherweise fand er den Gedanken nicht mehr so störend wie noch zwei Wochen zuvor. Außerdem würde es auch Henry beruhigen. „Wie macht man das mit einer Hochzeit?“
„Wie bitte?“
„Wie fängt man es an, wenn man heiraten will? Etwa in Las Vegas?“
Misstrauisch sah Blake ihn an. „Weshalb fragst du?“
„Ich habe mich mit Henrys Enkelin Sabrina angefreundet und denke daran, sie zu heiraten.“
„Du?“
„Ja, warum denn nicht? Sie ist hübsch, sehr nett, und der Sex ist gut.“ Fantastisch sogar … Aber das ging Blake nichts an.
Warnend schüttelte Blake den Kopf. „Das reicht nicht, um zu heiraten. Da fehlt etwas ganz Entscheidendes. Die Liebe.“
„Aber ich mag sie sehr gern.“
„Dann lass dir Zeit.“
„Ich will nicht mehr warten.“
Blake runzelte die Stirn. „Warum hast du es denn so eilig? Das hat doch hoffentlich nichts mit dem Kauf des Grundstücks zu tun?“
Gavin wusste, es hatte keinen Sinn, Blake zu belügen. „Wenn ich zur Familie gehöre, ist Henry eher bereit, auf den Kauf einzugehen.“
„Mach das nicht, Gavin. Du darfst die Frau nicht heiraten, wenn du sie nicht liebst. Das wäre nicht nur ein großer Fehler, sondern auch schäbig ihr gegenüber.“
„Das musst gerade du sagen, der du deine Assistentin verführt hast, nur damit sie bleibt. Ich weiß, was ich tue.“
„Glaub mir, das wirst du noch mal bereuen.“
Doch Gavin schob die Bedenken seines Bruders einfach beiseite. Ihm blieb nichts anderes übrig. „Keine
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