Verlangen - unbezähmbar wie ein Sturm
sein.“
„Oh, Gavin …“ Bei seinen Worten war ihr ganz warm ums Herz geworden. Wie konnte sie seinem Charme widerstehen?
Er merkte, dass er sie fast da hatte, wo er sie haben wollte. „Ich chartere eine kleine Maschine, und gleich morgen früh fliegen wir nach Las Vegas.“
„Was?“
„Ja. Warum noch warten? Wir heiraten und sind wieder zurück, bevor Henry überhaupt bemerkt hat, dass du weg warst.“
Schnell entzog sie ihm die Hand, lehnte sich zurück und betrachtete ihn schweigend. Plötzlich war ihr eiskalt geworden. „Du willst durchbrennen? Morgen? Das geht mir alles viel zu schnell.“
„Liebst du mich?“
Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet, ja, sie hatte es absichtlich vermieden, sich diese Frage zu stellen. Liebte sie ihn? Nein, oder? „Ich glaube, ich bin dabei, mich in dich zu verlieben“, erwiderte sie leise.
Er schloss die Augen und atmete erleichtert aus, als habe er vor Spannung den Atem angehalten. Dass er gefühlsmäßig so engagiert war, berührte sie tief. Dann sah er sie wieder entschlossen an. „Heirate mich, dann können wir immer zusammen sein.“
Immerhin fiel ihr auf, dass er ihr keine Liebeserklärung gemacht hatte. Wahrscheinlich fiel ihm ein solches Geständnis schwer. Wusste er überhaupt, was Liebe war? „Gavin“, fing sie behutsam an, „selbst wenn ich deinen Antrag annehme, ich würde nie mit dir durchbrennen. Das habe ich bei meiner ersten Ehe getan und später bitter bereut. Aber damals ging es nicht anders.“ Sollte sie ihm erzählen, in welcher Lage sie damals gewesen war? Ja, sie wollte ehrlich zu ihm sein.
„Du musst wissen, dass ich damals schwanger war. Ich bin noch zur Schule gegangen, und für meine Eltern gab es nur eine Alternative. Entweder ließ ich das Kind abtreiben, oder ich musste mein Elternhaus verlassen. In ihren Kreisen bekamen unverheiratete Töchter keine Kinder. Also brannten Russell und ich durch. Seitdem war ich nie wieder zu Hause. Ich war enttäuscht und wütend auf meine Eltern, aber dass auch meine Großeltern bei meiner Hochzeit nicht dabei waren, habe ich mir nie verziehen. Auf keinen Fall will ich Grandpa so etwas noch einmal antun.“
Voll Mitgefühl blickte Gavin sie an. „Und was geschah mit dem Kind?“
Sie senkte den Kopf und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. „Kurz nachdem Russell einrücken musste, hatte ich eine Fehlgeburt. Die Ärzte wussten auch nicht, warum, und meinten, dass das sicher nicht noch einmal passieren würde. Aber wir haben es nicht noch mal gewagt.“
Wieder griff er nach ihrer Hand. „Und all das musstest du allein durchstehen?“
„Den Verlust des Kindes, ja. Später nach Russells Tod hat Grandpa mir sehr geholfen.“
„Und jetzt? Was möchtest du? Sollen deine Eltern bei der Hochzeit dabei sein?“
Ganz sicher hatten sie kein Interesse und würden immer ihre Forschungsarbeit vorschieben. „Sie haben wahrscheinlich zu viel zu tun und keine Zeit.“
„Dann ist da außer uns also nur noch Henry.“
„Aber wie ist es mit deiner Familie?“
„Das hängt ganz von dir ab. Ich persönlich kann ohne sie auskommen.“
Zärtlich blickte Sabrina ihn an. Ihr Großvater hatte recht gehabt. Er hatte immer behauptet, dass sie genau spüren würde, wenn ihr der Richtige begegnete. Zwar hatte sie geglaubt, dass sie nach all dem, was sie durchgemacht hatte, gar nicht mehr zur Liebe fähig sei. Aber was sie für Gavin empfand, war eindeutig Liebe, wenn auch eine ganz andere Liebe als die zu Russell. „Können wir nicht noch ein bisschen warten?“, bat sie.
„Wärst du denn bereit, die Zeit bis zur Hochzeit bei mir zu wohnen?“
„Nein.“ Sie seufzte leise.
„Möchtest du die Nächte allein verbringen?“
„Nein, ich bin lieber bei dir.“
„Na also.“ Er klappte das Schächtelchen wieder auf, nahm den Ring heraus und hielt ihn Sabrina auf der flachen Hand hin. „Heirate mich, Sabrina. Am Montag können wir bereits die Papiere haben. Ich arrangiere etwas im Resort, und dann sollte alles sehr schnell über die Bühne gehen. Sag Ja.“
Sie wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. Tausend Gedanken stürmten auf einmal auf sie ein. Sollte sie, oder sollte sie nicht? Wovor hatte sie Angst? War dies nicht der Mann, von dem sie immer geträumt hatte? Und dennoch … Die Vernunft riet ihr abzuwarten, aber ihr Herz sagte eindeutig Ja. Sie streckte die Hand aus. „Ja, Gavin, ich heirate dich. Ich möchte deine Frau sein und jeden Morgen in deinen Armen aufwachen.“
Lächelnd
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