Verlangen unter falschem Namen
letzten Abend hier nicht arbeiten. Ich habe dir zwei Wochenlöhne zugesagt, und du bekommst auch deinen Anteil vom Trinkgeld.“
Cara wollte anmerken, dass sie ja überhaupt keine zwei Wochen mehr im Club arbeiten würde, als sie den unerbittlichen Ausdruck auf Robs hübschem Gesicht sah. Dann schenkte er ihr einen Schluck Brandy ein und schob ihr das Glas über den soliden Eichentresen.
„Da, ich glaube, das ist längst überfällig. Bei der Beerdigung hast du schon so ausgesehen, als würdest du gleich in Ohnmacht fallen.“
Endlich gab sie auf und setzte sich auf den Barhocker. Im Club war es schummrig und warm. Dieser Ort hatte ihr in den vergangenen Jahren ein richtiges Zuhause ersetzt. Auch jetzt fühlte sie sich behaglich, weil ihr guter alter Freund so verständnisvoll reagierte.
„Danke, Rob, und danke, dass du mich gestern mit den Jungs begleitet hast. Ich glaube, allein hätte ich es nicht überlebt. Glücklicherweise sind Barney, Simon und du dabei gewesen.“
Rob legte seine Hand auf ihre. „Schätzchen, wir hätten dich das auf keinen Fall allein durchstehen lassen. Du weißt verdammt gut, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis etwas passiert ist. Wir können von Glück reden, dass es dich nicht auch erwischt hat. Aber Cormac ist nun nicht mehr da, der Unfall war nicht deine Schuld, darum will ich auch nichts mehr davon hören.“
Ja, aber ich hätte mich mehr bemühen können, die beiden aufzuhalten … Allegra zu beschützen … Diesen Gedanken wurde Cara einfach nicht los, und er machte sie ganz krank. Sie lächelte schwach. Natürlich hatte Rob sie trösten wollen, aber seine Worte hatten sie nur wieder an alles erinnert. Ständig warf sie sich seit dem Unfall vor, dass es ihr nicht gelungen war, Cormac an jenem Abend daran zu hindern, selbst zu fahren. Dabei war sie mit ihrem Bruder und Allegra ins Auto gestiegen, weil sie im Gegensatz zu den beiden nichts getrunken hatte und versuchen wollte, sie vor einer Dummheit zu bewahren.
Erneut rang sich Cara ein Lächeln ab und strengte sich dieses Mal ein bisschen mehr an, damit Rob ihr auch abnahm, dass sie okay war.
„Na, geht doch! Das ist meine Cara! Jetzt trink das aus, und du wirst dich gleich besser fühlen.“
Cara erfüllte ihm den Wunsch und verzog das Gesicht, als ihr der Brandy wie Feuer in der Kehle brannte. Dann spürte sie die Wirkung. Es wurde ganz warm in ihrem Bauch, und ihr Magen beruhigte sich. Spontan beugte sie sich über den Tresen, zog Rob zu sich und gab ihm sacht einen Kuss auf die Lippen. Rob bedeutete ihr so viel. Er hatte so lange auf sie aufgepasst. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie leer und hoffnungslos ihr Leben ohne ihn gewesen wäre.
Bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn gab, drückte Rob sie ganz fest an sich. Sein Blick wurde von etwas hinter Cara abgelenkt. „Sieht so aus, als würde unser erster Gast für heute Abend kommen.“
Als Cara sich umdrehte, sah sie durch den Spalt in dem schweren Vorhang, der die VIP-Bar vom Rest des Clubs trennte, einen großen, dunklen Schatten. Aus irgendeinem Grund überlief sie ein merkwürdiges Kribbeln, aber sie tat es ab und wandte sich wieder Rob zu. Bis jetzt war es im Club herrlich ruhig gewesen, und Cara beschloss, bald zu gehen. Sie hatte herzlich wenig zu packen, um nach Dublin zurückzukehren. Aber wenigstens wäre sie dann morgen gleich fertig, wenn der Gerichtsvollzieher käme, um die Schlüssel des Apartments in Empfang zu nehmen. Plötzlich bekam sie bei dem Gedanken, allein in die riesige, leere Wohnung zurückzukehren, ein ungutes Gefühl. Ihr war wieder eingefallen, wer ihr da gestern Abend nach der Beerdigung aufgelauert hatte. Doch sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Die vergangene Woche war auch so schon kaum zu ertragen gewesen.
Nach dem Tod der Eltern hatte das Gericht ihrem Bruder die Verantwortung für sie aufgebürdet. Damals war Cara sechzehn gewesen. Seine Verärgerung darüber ließ er sie all die Jahre spüren. Aber er erkannte auch rasch die Vor teile der neuen Situation und betrachtete sie als seine persönliche Köchin und Putzfrau. Cara hatte nicht erwartet, dass er ihr etwas vererben würde. Aber es war doch ein Schock gewesen, dass er ihr Schulden in astronomischer Höhe hinterließ und diese beinah zeitgleich beglichen wurden.
Rob zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, und Cara war froh darüber. „Honey“, murmelte er leise, das Kinn elegant auf dem Handrücken abgestützt, sah er an ihr vorbei. „Dreh dich
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