Verlangen unter falschem Namen
aushalten ließ, war Cara erleichtert, weil ihr Geld kaum für ein Taxi reichte. Rob war gegangen, ohne ihr ihren Anteil vom Trinkgeld zu geben, und bis sie ihren letzten Scheck bekam, würde es noch einige Wochen dauern.
Barney hatte heute Abend frei, und seine Vertretung war neu, darum sagte sie beim Gehen nur „Auf Wiedersehen“.
Draußen vor dem Club stand wie immer eine lange Schlange, und die Frühlingsluft war jetzt kurz vor Mitternacht doch ziemlich kühl. Cara zitterte ein bisschen, und Enzo half ihr in den Mantel. Er umfasste auch ihr langes Haar und zog es aus dem Kragen. Dabei berührten seine Hände ihren bloßen Nacken, und Cara schmolz augenblicklich dahin. Genau in diesem Augenblick rief jemand in der Schlange ihren Namen, woraufhin Enzo die Hände sinken ließ und Cara sich auf lächerliche Wei se beraubt vorkam. Als sie aufblickte, sah sie eine Schauspielerin, die ihr heftig zuwinkte. Die Frau war Stammgast, und Cara winkte halbherzig zurück. Glücklicherweise musste sie nun nie mehr dabei helfen, diese Person hinauszutragen, wenn sie zu viel getrunken hatte.
„War das eine Freundin von Ihnen?“
Cara drehte sich zu Enzo um. „Nicht wirklich.“ Sie lächelte angestrengt und wandte sich zum Gehen, was ihr schwerer fiel, als sie sich eingestehen wollte. „Vielen Dank für den Abend … und die Einladung … Es war schön, mit Ihnen zu reden. Gute Nacht!“
Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, sah er zu ihr hinunter. „Willst du wirklich schon gehen?“
Sie erstarrte. „Was haben Sie gesagt?“
„Komm mit in mein Hotel.“
Was für eine schockierende Aufforderung! Das war keine vorsichtige Frage gewesen, sondern ein Befehl, der ihr Blut in Wallung brachte und ihr Herz noch schneller schlagen ließ. Dabei war sie auf so etwas gar nicht vorbereitet, und schon gar nicht in dieser Woche.
Wem machte sie da eigentlich etwas vor? Für einen solchen Mann wäre sie in einer Million Jahre nicht bereit. Und doch, gerade als sie das dachte, erwachte die Lust neu in ihr und ließ sie glauben, dass er der Einzige auf der Welt sei, mit dem sie schlafen konnte.
Verwirrt über diese Empfindung, wich sie zurück und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, so etwas –“ Ihr versagte die Stimme, und für sich fügte sie hinzu: … tue ich nicht, weil ich es noch nie getan habe. Wie der schüttelte sie den Kopf. Egal, was ihr Herz sagen mochte, ihr Ver stand riet ihr, so schnell wie möglich das Weite zu suchen.
Groß, breitschultrig und Ehrfurcht einflößend stand Enzo da, mit einem Gesicht, das halb im Dunkeln lag und sündig gut aussah. Da fielen ihr Robs Worte wieder ein. Würde es diesem Mann gelingen, sie die Ereignisse der vergangenen Woche vergessen zu lassen? Für eine Nacht? Noch während sie überlegte, geriet sie in Aufruhr darüber, wen sie da stehen ließ. Doch er zuckte nur lässig mit den Schultern und wandte sich ebenfalls zum Gehen. Natürlich würde er nicht darauf beharren, dass sie mitkam. Ihr war sowieso ein Rätsel, was er an ihr gefunden hatte. Trotzdem fühlte sie sich entsetzlich enttäuscht.
„Allora, buonanotte, Cara.“
Als ihr bewusst wurde, dass sie ihn nie im Leben wiedersehen würde, konnte sie nichts sagen. Und plötzlich fragte sie sich verzweifelt, wie es sich wohl anfühlen würde, ihn zu küssen. Aber sie wiederholte sich streng, dass das ins Reich der Fantasie gehörte. Sie spielte nicht in seiner Liga, und das wollte sie auch gar nicht. Ver achtete sie nicht die Männer, die in diesen Club gingen? Gleichzeitig hörte sie ihre innere Stimme fragen: Dachtest du nicht, er sei anders?
In Übereinstimmung damit rief die neu erweckte Sehnsucht in ihr, sie solle zu ihm zurückgehen und „Ja“ sagen und „Warte! Ich nehme dein Angebot an“. Auch wenn es ihm egal war. Bestimmt brauchte er nur mit den Fingern zu schnippen, und die Frauen überschlugen sich, um mit ihm die Nacht zu verbringen. Das zwischen ihr und ihm war also nichts Besonderes. Das musste sie sich einfach vor Augen führen.
„Gute Nacht, Enzo …“ Er hatte ihr noch nicht einmal seinen Nachnamen gesagt. Abrupt drehte sie sich um und ging davon. Dabei atmete sie schnell, und ihr Herz schlug so heftig, dass sie schon fürchtete, es würde ihr aus der Brust springen. In diesem Augenblick fühlte sie sich einsamer als je zuvor und spürte, wie ihr die Tränen kamen. Wie dumm von ihr! Bestimmt lag das an dieser furchtbaren Woche und nicht an dem erstaunlichen Abend, mit dem sie
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