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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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und zu nach mir. Aber … Papi, Emma! Papi ist … wo bist du, Emma? Warum kommst du nicht wieder nach Hause? Bitte … ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Ich hatte das Gefühl, jemand hätte einen Eimer Eiswasser über mir ausgeleert. Oh nein . »Manda, was ist mit ihm? Was hat Papi?«
    »Ich weiß es nicht. Sie haben gesagt, er ist im Krankenhaus.«
    »Wer? Wer hat das gesagt?«
    »Der Mann! Der Mann, der angerufen hat. Papi ist … er ist im Krankenhaus!«
    »Geht es ihm sehr schlecht? Wo? In welchem?«
    »Huntsville«, antwortete sie. »Mehr weiß ich nicht. Ich weiß nichts! Außer dass er in Huntsville ist. Aber Emma, ich …«
    »Manda, beruhig dich, Süße.« Tränen liefen mir über die Wangen. »Beruhige dich und sag mir: Weiß Mom Bescheid?«
    »Ich weiß es nicht! Ich darf die Tür nicht aufmachen und soll Ms Peterson anrufen, wenn ich Momma nicht erreichen kann, aber dort ist niemand! Emma!«
    »Alles wird gut mein Schatz! Alles wird gut. Ich kümmere mich darum. Okay? Ich kümmere mich um Papi und du gehst jetzt wieder ins Bett. Alles ist gut. Ich melde mich morgen wieder bei dir, okay?«
    »Aber … Emma?«
    »Tut mir leid, Süße, aber ich muss Schluss machen.«
    Ich legte auf und rannte nach draußen.
    »He, warte, ich fahre dich«, bot Sagan an.
    »So viel Zeit habe ich nicht.«
    »Willst du behaupten, dass du schneller rennen kannst als ein Auto?«
    »Als deins schon. Außerdem kann ich den direkten Weg nehmen.«
    »Gut, dann fahre ich dir nach.«
    »Bleib hier.« Mein Tonfall war so barsch und entschlossen, dass er verblüfft stehen blieb und mich anstarrte.
    »Alles in Ordnung, Emma?«
    »Nein.«
    »Ich kann hier nicht einfach sitzen und warten, dann werde ich wahnsinnig.«
    Ich griff nach seinen Schultern. »Hör zu, Sagan! Ich kann mich nicht um euch beide gleichzeitig sorgen …«
    »Seit wann musst du dir um mich Sorgen machen?«
    »Seit wir in ihrem Quartier waren. Sie sind irgendwo hier und ich kann mich nicht um meine Sachen kümmern, wenn ich mir gleichzeitig Sorgen machen muss, ob du nicht in Gefahr bist.«
    »Dann warte doch bis morgen früh.«
    Ich starrte ihn an. »Womöglich liegt er im Sterben und du willst, dass ich warte. Ich muss zu ihm. Ich bin schuld an seinem Zustand, das weißt du ganz genau.«
    »Das weiß ich nicht und du auch nicht. Es kann alles Mögliche sein. Außerdem hast du nur getan, was du tun musstest.«
    »Aber das weiß er nicht!«, erwiderte ich. »Er liegt dort und denkt, dass mir etwas Schreckliches zugestoßen ist, und das bringt ihn um. Ich muss ihm zeigen, dass ich noch lebe, verstehst du das denn nicht? Ich muss es für ihn tun. Ich schaffe das schon. Versprochen.«
    Resignierend ließ Sagan die Schultern hängen. »Mir gefällt es trotzdem nicht. Hast du das Funkgerät?«
    »Ich hole es, okay? Ich hole es sofort, aber dann muss ich los.«
    »Und was soll ich in der Zwischenzeit tun?«
    Ich nickte in Richtung des Observatoriums »Arbeiten. Geh einfach arbeiten. Finde einen neuen Kometen oder sonst was und benenne ihn nach mir. Das lenkt dich ab und mir geht es besser, wenn ich dich dort weiß.«
    »Sei vorsichtig.«
    Ich kreuzte die Finger vor der Brust: »Jetzt hast du es kapiert. Ich verspreche es. Ciao!«
    »Emma …«
    »Was ist?«
    »Du weißt Bescheid.«
    »Ja.«
    Der leichte Nieselregen trieb mich an, noch schneller zu laufen. Ich jagte durch Siedlungen, sprang über Autos, zischte zwischen Bäumen hindurch. Das Krankenhaus lag irgendwo in der Innenstadt, mehr wusste ich nicht. Als ich bereits in allen Richtungen gesucht hatte, ließ ich mir von einem Typen an einer Tankstelle weiterhelfen.
    Ich nahm nur Nebenstraßen und bewegte mich fast in Vogelfluglinien durch Wohn- und Gewerbegebiete hindurch.
    Der erste Eingang, den ich sah, als ich das Krankenhaus schließlich fand, war die Notaufnahme. Ich schlüpfte durch die Schiebetür. Zum Glück schien in dieser Nacht nicht allzu viel los zu sein. Eine Handvoll Leute saß im Wartezimmer. Die meisten von ihnen waren schon älter. An einem Getränkeautomaten lehnte ein jüngerer Typ mit Bürstenfrisur, der einen blutigen Verband am Arm hatte. Ich eilte zum Empfangstresen, hinter dem drei Frauen an Computerbildschirmen saßen.
    »Er liegt auf der kardiologischen Abteilung in Zimmer 332«, gab eine der Frauen bereitwillig Auskunft. »Aber Besuchszeit ist nur bis 20 Uhr. Heute Abend geht es wirklich nicht mehr. Morgen früh um neun Uhr können Sie wiederkommen und mit ihm

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