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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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in dieser Gegend leicht einen Verkaufspreis von acht bis zehn Millionen Kronen erzielen. Dafür boten sie auf der ruhigen Straßenseite die Morgensonne und eine Aussicht auf den kleinen Park am Schloss Christiansholm und auf der anderen Seite den Jægersborg Tierpark und den Strand Bellevue in fußläufiger Nähe. In diesen Häusern wohnten die Wohlhabenden, die nicht zu den dezidierten Snobs am Strandvej gehören wollten. Und Linnea wunderte es nicht im Geringsten, dass sich Christian Schimmelmann hier niedergelassen hatte.
    »Du hast Glück, dass du mich erwischst. Ich wollte gerade los.«
    »Skagen ruft?«
    Schimmelmann nickte überrascht und bat Linnea dann in sein Wohnzimmer. Es war fast fünfzehn Jahre her, dass sie den Mann mit dem rotgeäderten Gesicht und den fleischigen Lippen zuletzt gesehen hatte. Aber er hatte sich sofort an sie erinnert, als sie anrief. Er war der Vater einer ehemaligen Schulkameradin vom Øregaard Gymnasium. Keine enge Freundin, weshalb sich Linnea lediglich an eine Begegnung mit dem Vater erinnerte. Damals hatte dieser für seine Tochter eine völlig übertriebene Abiturfeier veranstaltet, an deren Ende er versucht hatte, zu Linnea ins Bad einzudringen, weil sie so eine »freche kleine Göre« sei. Sie hatte die Tür einen kleinen Spalt weit geöffnet und sie dann mit aller Kraft wieder zugeschlagen, woraufhin er vor Schmerz aufgeheult, seine malträtierte Hand zurückgezogen und sie auf der Toilette in Ruhe gelassen hatte.
    Aber das war lange her, und jetzt brauchte sie ihn, um ihn auszuhorchen. Sein Name war im Computer vom Auktionshaus Ellemose als Käufer eingetragen gewesen. Es passte zu ihm, eine exklusive Sammlung von irgendetwas zu pflegen. Und da all seine alten Juristenkameraden sicher beeindruckende Kollektionen von Wein, Whisky oder Zigarren besaßen, hatte er sich natürlich etwas Originelleres einfallen lassen müssen.
    »Was sagst du zu meiner Kollektion? Damit können sich nicht viele messen. Hier in Dänemark jedenfalls auf keinen Fall, und in Europa auch kaum.«
    »Das ist ja ein richtiges Museum!«
    Er nickte und führte sie selbstzufrieden im Wohnzimmer herum, während er erklärte, im Obergeschoss gäbe es noch mehr zu sehen, falls sie interessiert sei. Sie vermutete, dass dort auch das Schlafzimmer lag, und ging nicht weiter darauf ein. Die Ausstellungsstücke standen überall. Unter anderem auch kleine Tontafeln im gleichen Stil wie diejenige, die sie gefunden hatte, aber eindeutig von einer besseren Qualität. Sie waren größer, intakter und die Bilder darauf interessanter: von Göttern oder Herrschern aus dem alten Sumer, Mesopotamien und Babylon.
    »Hier fängt die Welt an. Die ersten Zivilisationen, die erste Schriftsprache. Ist es so verwunderlich, davon fasziniert zu sein?«
    Linnea hatte nicht das Gefühl, dass er wirklich eine Antwort von ihr erwartete. Wahrscheinlich brauchte er nicht einmal ein Publikum, um in seinem selbstzufriedenen Pathos zu schwelgen.
    »Ist es schwer, an so etwas heranzukommen? Ich meine, hier in Dänemark?«
    »Das kommt darauf an, wofür du dich genau interessierst.«
    Er ging zu einem Schreibtisch am Fenster, öffnete ein Sony Netbook und gab die Adresse einer Homepage ein.
    »Wenn es sich lediglich um Souvenirs handelt, ist es ganz einfach.«
    Er zeigte ihr verschiedene Homepages, museumresource. com und ancientsurplus.com. Hier wurden unter anderem mesopotamische Tontafeln mit Keilschriften angeboten, die teilweise nur vierhundert Dollar kosteten, genau wie Ushabtien, magische Statuen aus altägyptischen Gräbern, oder Opfergaben aus Ton mit einer Abbildung der babylonischen Göttin Ishtar für fünfhundert Dollar. In London oder New York dagegen würden sie mehrere Tausend kosten. Den Angaben zufolge wurden hier »überschüssige Sammlungen« nicht näher benannter Museen verkauft, und der Handel sei ethisch korrekt. Alles wurde per Post verschickt, zusammen mit einem Zertifikat, das »lebenslange Echtheit« garantierte, was auch immer das heißen sollte.
    Er zwinkerte ihr zu.
    »Wenn du aber an die echten Leckerbissen herankommen willst, solche Sachen, wie ich sie hier stehen habe, musst du natürlich an ganz anderen Orten suchen. Das kann ich dir gleich sagen. Es ist hervorragende Ware im Umlauf, und es geht dabei um viel Geld.«
    *
    »Sie sollten besser sofort herkommen.«
    »Ist was passiert?«
    »Das kann man wohl sagen. Er hat versucht, sich umzubringen.«
    »Verdammt!«
    Thor rannte mit dem Handy in der Hand los,

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