Verlieb dich - Roman
tief Luft. »Also, was wolltest du mir erzählen? «
»Nick und ich wollen es noch einmal miteinander versuchen!«, verkündete Angel.
Saras Herz machte vor Freude einen Sprung. »Das ist ja großartig! Wie denn das? Was hat sich geändert?«
Hatte Nick seinen Widerstand aufgegeben und akzeptiert, dass seine Frau den Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung verspürte – in einem Bereich, der ihr viel Aufmerksamkeit abverlangte?
»Wir haben uns beide verändert. Seit Nick hier war und gesehen hat, wie lebendig ich mich fühle, seit es das Bed & Breakfast gibt, versucht er, mehr Verständnis für mich aufzubringen. Aber vor allem ist er eines Tages vorbeigekommen und hat mich gezwungen, mich endlich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen, die ich tief in mir vergraben hatte«, gestand Angel mit sanfter Stimme.
»Gefühle, die den Tod eurer ungeborenen Babys betreffen? «
»Genau. Er war hauptsächlich deshalb gegen die Frühstückspension, weil ich sie zum Teil als Ausrede benutzt habe, um mich dem Schmerz über den Verlust nicht stellen zu müssen. Nachdem Nick das Thema erst einmal aufs Tapet gebracht und mich dazu gezwungen hatte, den Tatsachen ins Auge zu blicken, hat sich alles verändert. Ich kann jetzt offen über meine Gefühle reden, und er akzeptiert die Frühstückspension. Zumindest gibt er sich Mühe, und mehr wollte ich auch gar nicht. Er hilft mir sogar, als würden wir es gemeinsam betreiben!«
Sara musste lächeln. »Du klingst so glücklich. Ich freue mich riesig für dich. Wie sieht es mit der Paartherapie aus? Geht ihr immer noch hin?«
»Stell dir vor, jetzt, wo wir wieder miteinander reden, haben wir gelernt, auch in anderen Bereichen Kompromisse zu finden. Es ist harte Arbeit, aber das ist es wert.«
Ähnliches hatte Sara doch erst vor ein paar Tagen gehört, als sie ihren Vater besucht hatte . Eine Ehe oder Beziehung erfordert nun mal Arbeit. Ich war durchaus bereit, diese Arbeit zu tun, aber deine Mutter nicht.
Jetzt hatte Angel gerade mehr oder weniger dasselbe gesagt. Sie und Nick hatten gelernt, Kompromisse zu schließen. Sie arbeiteten an ihrer Beziehung, damit ihre Ehe funktionierte, und Angel hatte offensichtlich das Gefühl, dass das, was Nick und sie miteinander verband, den Aufwand rechtfertigte. Auch Rafe hatte seinen Teil der Arbeit getan. Er hatte ihr gezeigt, dass er bereit war, ihr auf halbem Weg entgegenzukommen
und es mit ihren Ängsten aufzunehmen. Sie war diejenige, die abgesprungen war, genau wie ihre Mutter. Aber ihre Mutter gehörte definitiv nicht zu den Menschen, an deren Verhalten sie sich orientieren wollte. Und schon gar nicht wollte sie so werden wie sie.
Nichts ist unmöglich. Nicht, wenn deine Beziehung mit diesem Mann die Mühe wert ist.
»Sara, bist du noch dran?«, fragte Angel.
»Ja, ja, ich bin noch da. Entschuldige, ich war kurz in Gedanken woanders«, gab Sara zu.
»Okay. Also, ich muss jetzt auflegen, aber lass mal wieder von dir hören, ja?«
»Mach ich. Versprochen.«
»Äh … Sara? Du hast mich zwar nicht danach gefragt, und eigentlich habe ich versprochen, den Mund zu halten, aber Nick hat mir erzählt, dass es Rafe ohne dich gar nicht gutgeht. So, jetzt muss ich aber wirklich aufhören. Ciao!«
»Ciao.« Sara starrte das Telefon in ihrer Hand an.
Ihr ging es auch nicht gut, und sie hätte nichts lieber getan, als bei Rafe vorbeizuschauen. Aber noch war sie nicht bereit für diesen Schritt. Erst musste sie noch einige andere Details klären, die einen nachhaltigen Einfluss auf ihr Leben hatten. Sie musste wissen, wie es mit ihrem Knie aussah.
Ein weiteres MRT sowie eine Reihe von Röntgenbildern und ein Arzttermin bestätigten lediglich, was Sara bereits geahnt hatte: Ihr Knie war schon wieder einigermaßen beweglich, und der Heilungsprozess würde mit der Zeit noch weiter voranschreiten, aber sie
würde die strengen polizeiärztlichen Tests nicht bestehen, um ihren Dienst beim NYPD wieder antreten zu können. Gründe dafür waren einerseits die zurückgebliebene Narbe und andererseits die Diagnose einer beginnenden Arthritis im Kniegelenk. Aber sie wusste auch so, was als Nächstes zu tun war. Sie hatte sich bereits entschieden.
Irgendwann zwischen ihrem Aufenthalt in einer schnuckeligen kleinen Frühstückspension in einem Nest oben am Lake Ontario und dem Zeitpunkt, als sie sich in Rafe und seine große, gastfreundliche Familie verliebt hatte, hatte Saras Traum, eine New Yorker Polizistin zu sein, seinen Reiz verloren. Noch
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