Verlieb dich - Roman
kurze Zeit vorher hätte sie nie und nimmer gedacht, dass sie jemals ein anderes Lebensziel anvisieren, geschweige denn sich richtiggehend danach sehnen würde.
Sara wollte die Anonymität Manhattans und der Großstadt hinter sich lassen, von der sie stets angenommen hatte, sie würde sie genießen. Sie wollte ihre Arbeit als Gesetzeshüterin in der City gegen die in einer Kleinstadt eintauschen und ihre Zeit damit verbringen, Leuten zu helfen, die sie kannte und gern hatte, statt eine anonyme Masse zu beschützen, von der sie nicht eine Menschenseele kannte. Selbst wenn sie es wie durch ein Wunder geschafft hätte, die polizeiärztliche Untersuchung und den Sporttest für den Dienstantritt in Manhattan zu bestehen, wären ihre Tage dort gezählt gewesen.
Was sie nicht wusste – noch nicht wissen konnte – war, welche Kleinstadt ihr neues Zuhause werden würde.
Die Antwort hing von Rafe ab und davon, ob er gewillt war, ihr zu verzeihen und sich auf einen Kompromiss mit ihr einzulassen. Denn sie konnte sich nicht vorstellen, ohne ihn in Hidden Falls zu leben, umgeben von seiner Familie.
Wiederaufnahme in den aktiven Dienst bewilligt.
Er hätte erleichtert sein sollen, als er den Brief vom Polizeiarzt erhalten hatte, aber in letzter Zeit war Rafe so ziemlich alles egal, und er konnte nichts dagegen tun. Er bewältigte seinen Alltag völlig mechanisch und konnte inzwischen nachvollziehen, wieso sein Bruder noch vor ein paar Wochen in Billys Bar seinen Kummer ersäuft hatte. Genau dort säße Rafe wohl jetzt, wenn er nicht in Manhattan wäre. Die Bars in New York City waren zu voll, um sich in Ruhe allein zu betrinken.
Er hatte sich etwas vom Chinesen geholt und wollte sich gerade mit der kleinen Pappschachtel an den Tisch setzen, um seine Post durchzusehen, als es an der Tür klopfte. Nanu? Er erwartete niemanden, und seine Nachbarn kannte er kaum. Außerdem war ihm verdammt nochmal gar nicht nach Gesellschaft zumute.
Als das Klopfen lauter wurde, schob er sein Essen beiseite und ging zur Tür. Er spähte durch den Spion und erschrak, als er Sara auf der anderen Seite stehen sah.
Misstrauisch öffnete er die Tür. »Hi.«
»Hi.« Sie lächelte.
Er stützte sich mit beiden Händen an Tür und Türrahmen ab.
»Was verschafft mir die Ehre?«
Sie holte tief Luft, wusste offenbar nicht recht, wie sie seine Begrüßung einordnen sollte. »Ich hatte gehofft, wir könnten reden.«
Er legte den Kopf schief, entschlossen, sie nicht hereinzulassen, ehe er wusste, weshalb sie gekommen war. »Schieß los.«
»Hier?« Sie spähte erst an das eine, dann an das andere Ende des dunklen, muffigen Korridors, und ihr Pferdeschwanz flog von einer Seite auf die andere.
Schon juckte es ihn, mit den Fingern durch ihr weiches Haar zu fahren und sie an sich zu ziehen.
Er nickte. »Ja, hier.«
Sie hatte bereits seinem Ferienhaus einen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt. Es war voller Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Er musste sich auch nicht mehr ausmalen, wie sich ihre Haut anfühlte – er wusste es jetzt. Nachts erschien sie ihm im Traum, tagsüber hatte er Visionen von ihr. Seine Wohnung in New York war der einzige Ort, wo er sich umsehen konnte, ohne ständig Sara vor seinem geistigen Auge zu sehen, und das sollte auch so bleiben.
»Also gut. Wie geht es dir?«, wollte sie wissen.
»Hervorragend, und dir?«
Sie zuckte die Achseln, und durch das leichte Anheben der Schultern hoben und senkten sich die Rüschen rund um den Ausschnitt ihres Oberteils, der den Blick auf ihre Schlüsselbeine freigab. Er konnte nicht aufhören, sie anzustarren, und er fragte sich, was sie hier machte. Im Grund konnte es ihm egal sein. War es aber nicht.
»Ich hatte viel zu tun. Ich habe gegen Morley ausgesagt«, berichtete sie.
»Ich weiß.« Captain Hodges hatte Rafe weiterhin über den Fall auf dem Laufenden gehalten, und da Rafe nicht das geringste Interesse daran hatte, vor seinem Vorgesetzten sein Privatleben auszubreiten, hatte er einfach kommentarlos zugehört.
»Wie ich höre, kannst du bald wieder deinen Dienst antreten. Das freut mich für dich.«
»Danke.« Er schluckte schwer. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass du weniger Glück hattest.« Er wusste, was ihr die Arbeitals Polizistin bedeutete. »Tutmir leid.«
»Aber mir seltsamerweise nicht. Früher dachte ich immer, ohne meinen Job könnte ich nicht leben.« Sie schob die Hände in die Vordertaschen ihrer Jeans. »Das sehe ich jetzt nicht mehr so.«
Er wusste,
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