Verlieb dich - Roman
anvertrauen sollte oder nicht.
»Es ist nichts.«
Verdammt. Rafe startete trotzdem einen letzten Versuch.
»Ich weiß, es ist nicht immer einfach mit ihr, aber du liebst sie doch, oder?«
Pirro legte sich die Hand aufs Herz. »Von ganzem Herzen!«
»Gut. Dann tu uns beiden einen Gefallen, okay?
Geh heim zu Tante Vi und überzeug sie davon, dass alles in Ordnung ist und dass du dich nicht … mit anderen Frauen vergnügst.« Damit ich mir derart peinliche Auftritte künftig sparen kann , dachte Rafe.
»Selbstverständlich nicht! Für mich gibt es keine andere Frau.«
Rafe trat einen Schritt näher und legte Pirro einen Arm um die Schulter. »Also, wo treibst du dich rum, wenn du angeblich beim Poker bist?«
Pirro schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Er war vor Wut ganz rot angelaufen. »Schon mal was von Privatsphäre gehört?«, keifte er. »Ich brauche eben hin und wieder etwas Zeit für mich. Das ist alles.«
Er log.
Rafe durchschaute Pirros Manöver auf der Stelle. Er hatte schon zu viele Verdächtige befragt, die zum Angriff übergingen, sobald sie eine Frage nicht beantworten wollten.
»Also gut, solltest du irgendwann einmal das Bedürfnis verspüren, dich mir doch noch anzuvertrauen, ich bin jederzeit für dich da. Und jetzt geh erst einmal nach Hause zu deiner Frau und beruhige sie, okay?«
Pirro nickte und marschierte zum Auto. Rafe sah ihm ratlos nach. Er hatte das ungute Gefühl, dass irgendetwas verdammt faul war.
Angels Haus verfügte über vier Schlafzimmer; drei davon vermietete sie an Gäste. Zwei waren von Biff und Todd, den omnipräsenten ›Terrible Twins‹ belegt, und im dritten war ein Ehepaar aus Connecticut untergebracht.
Die Eheleute reisten nach dem offiziellen Ende des Weinfestivals am Sonntagnachmittag ab. Biff und Todd dagegen wollten noch bleiben. Sie hatten ihren Aufenthalt als »Arbeitsurlaub« tituliert, sich das Datum ihrer Abreise offen gelassen, um nach Belieben verlängern zu können. Nun, da das Festival vorbei und der geschäftliche Teil ihrer Reise beendet war, wollten sie noch ein paar Tage ganz zu ihrem privaten Vergnügen in Hidden Falls verbringen.
Was bedeutete, dass Nick die Pension ebenfalls nicht allzu bald verlassen würde. Er wohnte bei Angel, seit am Freitagabend ihre Bude niedergebrannt war. Die ausziehbare Couch im Wohnzimmer konnte man zwar nicht gerade als gemütlich bezeichnen, aber zumindest konnte Nick auf diese Weise ein Auge auf Angel haben. Die ungeklärte Brandstiftung machte ihn genauso nervös wie die Tatsache, dass Biff und Todd mit seiner Frau unter einem Dach wohnten.
Er genoss es, Angel gleich morgens nach dem Aufstehen zu sehen. Sie machte für ihre Gäste ein reichhaltiges Frühstück und fühlte sich in ihrer neuen Rolle offensichtlich sehr wohl. Sie hatte Nick eingeladen, gemeinsam mit ihr und den Gästen zu frühstücken.
Natürlich hatte Nick das Angebot angenommen, und das Frühstück war das Beste, was er in den sechs Monaten seit ihrer Trennung gegessen hatte. Mann, wie er Angels Kochkünste vermisste!
Aber sie selbst vermisste er noch mehr.
Er rief sich in Erinnerung, dass ja noch nicht alles verloren war.
Angel hatte ihm signalisiert, dass sie bereit war, sich mit ihm zu versöhnen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie sich in den strittigen Punkten endlich einigten. Sprich, er musste seine Aversion gegen das Bed & Breakfast ablegen, wenn er seine Ehe retten wollte. Inzwischen hatte er sich sogar dazu durchgerungen, Angels Entschluss zu akzeptieren. Zumal er mit eigenen Augen gesehen hatte, wie viel Spaß ihr die Arbeit und der Kontakt mit den Gästen machten. Angel hatte ein Anrecht darauf, glücklich zu sein, nach allem, was sie durchgemacht hatte. Er würde ihr diese Freude niemals nehmen. Das Einzige, womit er sich nicht abfinden konnte, war die Tatsache, dass sie nach wie vor jede Auseinandersetzung mit dem Verlust ihres Babys verweigerte. Aber er konnte einfach nicht so tun, als wäre es nie passiert. Sie musste mit ihm darüber reden. Sie mussten gemeinsam trauern, und nicht jeder für sich.
Am Montag fanden sich Rafe und Sara gegen zwölf Uhr im bekanntesten Restaurant der Stadt ein. Als Nick angerufen und Rafe gefragt hatte, ob sie sich treffen könnten, hatte Rafe ein gemeinsames Mittagessen bei Moe vorgeschlagen, denn er wollte warten, bis die Fachleute seine Alarmanlage aufgerüstet hatten.
Später aufzubrechen hatte außerdem den Vorteil, dass bis dahin auch die restlichen
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