Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
Offizier und Gentleman einmal zu oft gesehen.
Er packte meine Hand und drehte meinen ausgestreckten Finger in die Richtung eines Mädchens in knappen Shorts. »Wie wär’s mit der ?«
»Nein, es soll die sein.« Ich deutete auf das Mädchen meiner Wahl.
Wieder bog er meinen Finger weg. »Und was ist mit dieser ?« Sie war größer.
»Nein, es bleibt dabei. Heb sie hoch und schwenk sie im Kreis herum – ausgelassen, als wäre der Krieg zu Ende.«
»Welcher Krieg?«, wollte er wissen.
»Das ist doch egal. Irgendeiner.«
»Das ist überhaupt nicht egal«, widersprach er. »Ein Zweiter-Weltkrieg-Schwenk ist was völlig anderes als ein Vietnam-Schwenk. Ich glaube sogar, dass nach Vietnam keine Mädchen im Kreis herumgeschwenkt wurden.«
»Na gut – dann also wie nach dem Zweiten Weltkrieg.«
»Okay.« Er machte sich auf den Weg. Das Mädchen sah ihn kommen. Elliots Gesicht konnte ich nicht sehen, aber ihres. Sie lächelte ihm unsicher entgegen, und er beschleunigte seine Schritte. Als er sie erreichte, schien sie zu wissen, was kommen würde. Er fasste sie um die schmale Taille, hob sie hoch in die Luft und schwenkte sie im Kreis herum – als wäre er tatsächlich ein Kriegsheimkehrer und hätte in den letzten Wochen nichts anderes getan, als Mädchen hochzuheben und im Kreis herumzuschwenken.
Das Mädchen war Ellen Maddox. Sie gingen miteinander aus, und dann gingen sie miteinander. Dreieinhalb Jahre. Ich sah Elliot unregelmäßig. Wir hatten ein, zwei gleiche Kurse belegt. Und jedes Mal kam er auf den Eisbrecher zu sprechen, bedankte sich bei mir, dass ich das richtige Mädchen ausgewählt hatte – oder er machte mir ein Kompliment zu meinen Schuhen, was eine Art privater Code für uns war. Und das war’s.
Bis zu dem Frühlingstag in unserem letzten Semester, als Elliot mich auf dem Campus auf einer Wiese liegen und büffeln sah. Eine Zwischenprüfung drohte. Ich war jetzt ganz offiziell ein Bücherwurm, mit Brille und Pferdeschwanz (vielleicht hatte ich sogar einen Bleistift im Haar). Elliot ließ sich am Rand meiner großen Decke nieder, stützte sich auf einen Ellbogen und fixierte mich eine Weile grübelnd, bis er schließlich sagte: »Du hast dich geirrt.«
»Inwiefern?«
»Du hast doch das falsche Mädchen ausgewählt.«
»Wie bitte?«
»Bei dem Eisbrecher«, erklärte er. »Du hast das falsche Mädchen für mich ausgesucht.«
»Ach, wirklich?«
»Hm, hm.«
»Und wen hätte ich stattdessen für dich aussuchen sollen?«
»Das ist das Verrückte«, sagte er. » Du bist das richtige Mädchen. Du hättest dich auswählen sollen.«
5
H elens Partys waren sensationell. Immer gab es irgendeine merkwürdige Getränkemischung, exotisches Fingerfood, Musik, die zwar gewöhnungsbedürftig war, jedoch nie düster (von Künstlern, die man nicht kannte, aber kennen sollte, Musik, die einem den eigenen Kleingeist um die Ohren schlug). Sie machte sich einen Spaß daraus, einen bizarren Gästemix einzuladen, und da die meisten Leute Singles waren, hatten die Partys einen unverhohlenen sexuellen Touch. Helen hatte eine Domina-Freundin namens Vivica – eine Professionelle, die in der City arbeitete. Vivica hatte Peter und mich in ihren Postverteiler aufgenommen, sodass wir gelegentlich Ansichtskarten mit Peitschen schwingenden Leder-Ladys bekamen, Ankündigungen für ihre Shows, versehen mit handgeschriebenen Anmerkungen wie Bitte kommt! Umarmungen und Küsse, Vivica. Ich fragte mich dann jedes Mal, was Richard, unser Postbote, wohl über uns dachte. Richard war Jäger, und er hatte einen Narren an Ripken gefressen. »Zu schade, das mit seinem Bein«, meinte er oft bedauernd. »Der Junge hätte ein hervorragender Jagdhund werden können.« Ob Richard wohl seiner Frau von den Leuten mit dem dreibeinigen Hund und den Porno-Postkarten erzählte? Waren wir die Perversen auf seiner Route? Irgendwie fand ich den Gedanken reizvoll, von jemandem für pervers gehalten zu werden.
Auf Helens Party kam jedoch keiner auf diesen Gedanken. Erstens war ich grundsätzlich falsch angezogen. Als ich mich einige Partys zuvor in überspitztem Fünfzigerjahre-Stil präsentieren wollte, so wie Helen es mit gekonnter Verruchtheit tat – stumpf geschnittener Pony, dunkelroter Lippenstift und tiefer Ausschnitt –, kam ich wie eine Fünfzigerjahre-Hausfrau rüber. Die Perlenkette, die bei Helen prickelnde Verheißung ausdrückte, war bei mir lediglich eine Perlenkette, mehr nicht.
Die Partys bewirkten auch bei Peter eine
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