Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
den Mund voll. Mit einem traurigen Lächeln zuckte er die Achseln, als wolle er sagen: Zu spät. Und damit hatte er recht.
Auf dem langen Büfett standen Vasen mit sinnlich-üppigen lila Fliederdolden. Ich holte mir einen Teller und belud ihn mit nahöstlich inspirierten Köstlichkeiten – verschiedenen Kebabs, Feta- und Sesam-Dip-Variationen, käsegefüllten Pseudopfannkuchen. Hatte Helen zurzeit vielleicht was mit einem Typen aus dem Nahen Osten? Immer wieder nahm sie sich vor, den Männern abzuschwören, und tat es dann doch nicht. Ob sie sich für Elliot erwärmen könnte?
Nach dem Essen holte ich mir ein Glas von dem Kokos-Cocktail. Als ich daran nippte, fielen mir die essbaren Höschen ein. Ob die wohl schmeckten wie das Fruchtleder, das man an der Kasse des Naturkostladens bekam, in den ich jedes Mal stürmte, wenn ich in einer Frauenzeitschrift einen Artikel über einen gesünderen Lebensstil gelesen hatte? Wäre das ein anzügliches Gesprächsthema? Könnte ich es ins Komische ziehen?
In diesem Augenblick sah ich Elliot. Obwohl ich die ganze Zeit Ausschau nach ihm gehalten hatte, war ich überrascht. Er war so ganz er selbst – hatte ich nur einen Teil von ihm erwartet? –, und ich bewunderte jedes Detail. Er trug eine Khakihose, einen hübschen Gürtel mit einer schweren, nach vorne kippenden Silberschnalle, ein schwarzes T-Shirt und – als Krönung des Sammelsuriums – einen Blazer. Die Haare waren noch feucht von der Dusche. Er unterhielt sich mit einer nach Künstlerin aussehenden Blondine, die wild gestikulierend ihre riesigen Creolen tanzen ließ. Im Gegensatz zu ihrer fast hysterischen Lebhaftigkeit war Elliot völlig ruhig. Er nickte nachdrücklich, neigte leicht den Kopf, schloss die Augen und nickte wieder. Dann sagte sie offenbar etwas Lustiges, denn er lächelte. In der Hand hielt er eine kleine schwarze Schachtel, die mich an die erinnerte, in der ich als Kind einen Hamster beerdigt hatte. Diese hier schmückte ein schmales lila Band. Hatte er ein Geschenk mitgebracht? Auf dem kleinen Tisch neben ihm stand eine Schachtel ähnlich wie die in seiner Hand, nur war diese offen und das lavendelfarbene Seidenpapier darin zerknittert. Das Geschenk, das sie enthalten hatte, war weg.
Wie sollte ich mich verhalten? War Elliot schon länger hier? Hatte er nach mir und Peter gesucht? Allein auf einer Party zu erscheinen war ihm offenbar nicht so schwergefallen, wie wir es in Erinnerung hatten. Ich wünschte, Peter wäre bei mir, ich wünschte, wir würden uns angeregt über nach Tropenfrüchten schmeckende Höschen unterhalten und lachen. Suchend schaute ich zum Balkon hinüber, aber es war schwer, die Personen in dem zuckenden Kerzenlicht auszumachen. Ich wollte nach Helen Ausschau halten, doch Elliot fing meinen Blick ein und winkte begeistert. Ich winkte zurück, indem ich die Hand hob und zweimal die Finger anwinkelte, dann schaute ich weg. Sekunden später stand er vor mir.
»Ich danke dir«, sagte er. »Du hast mich gerettet. Die Gute hat mich in Grund und Boden geredet. Es hat nicht viel gefehlt, und ich hätte mir zum Schutz einen Tinnitus zugelegt.« Bevor ich etwas erwidern konnte, reichte er mir die Schachtel. Mir fiel ein, wie er mir einmal ein auf seinen Essensausweis gekauftes Sandwich in einer Plastikschachtel geschenkt hatte, doch ich wollte die Erinnerung daran jetzt nicht vertiefen. »Hier – das ist für dich.«
»Ist da ein kleines totes Tier drin?«
»Äh … nein. Hättest du ein kleines totes Tier haben wollen? Ich könnte loslaufen und eins besorgen.«
»Nein, es sieht nur aus wie ein …«
»Oh, du meinst wie ein kleiner Sarg. Ja, du hast recht. Also, es ist zwar kein Tier da drin, aber es ist tot. Allerdings hübsch tot. Mach auf!« Er duftete nach Aftershave und Shampoo, und ich sah mich plötzlich mit ihm im Bett. Ich lag wieder unter der Decke, sah, wie er seine Jeans abstreifte, spürte wieder das Gewicht und die Wärme seines Körpers auf meinem. Inmitten all der Menschen auf Helens Party fühlte ich glühende Röte von meinem Hals in mein Gesicht aufsteigen. Um meine Verlegenheit zu überspielen, hob ich zögernd den Deckel von der Schachtel, zog das lavendelfarbene Seidenpapier auseinander und legte eine Ansteckrose mit einem kleinen Zweig Schleierkraut frei. »Du schenkst mir eine Ansteckrose«, sagte ich.
»Dir und der Gastgeberin.«
»Heißt das, dass du zwei Abschlussball-Dates hast?«
»Ist dir das nicht recht?«
»Wie hat Helen auf die Rose
Weitere Kostenlose Bücher