Verliebt bis unters Dach Roman
endlich auf sie zurumpelte, hatten sie beide die gleiche Farbe.
Marilyn Hamilton, geborene Ellis, dachte über ihren Namen nach.
»Hamilton«, sagte sie laut. »Marilyn verdammt nochmal Hamilton!«
Wie sehr sie diesen Namen hasste!
Das war nicht immer der Fall gewesen. Als Nick ihr damals den Heiratsantrag machte, war sie sehr aufgeregt gewesen und hatte den neuen Namen ständig an den Rand ihrer alten Hefte gekritzelt. Marilyn Hamilton. Mrs. Marilyn Hamilton. Mrs. Nicholas Hamilton. Nicholas und Marilyn Hamilton.
Es gab so viele Kombinationen. Und die Aussicht auf ewig währendes Glück war ebenso endlos. Ihren Namen in »Hamilton« zu ändern schien wie ein Lottogewinn. Aber jetzt fühlte sie sich nur noch so, als hätte sie den Tippzettel mit den sechs Richtigen verloren.
Irgendwie komisch, wenn geschiedene Frauen den Namen des Exmannes beibehielten.
Als sie und Nick sich trennten, wollte sie gern wieder den alten Namen Ellis annehmen, denn Hamilton war für sie eher ein Zeichen von Verrat statt einer Liebeserklärung, aber schließlich war sie doch einem anderen Mann zuliebe Marilyn Hamilton geblieben.
Wegen Alex.
Ihrem Sohn.
Alex hieß Alex Hamilton. Er hatte schon oft vorgeschlagen, sich in Alex Ellis umzunennen, aber weder sie noch das Gesetz gestatteten es ihm, diese Entscheidung vor seinem achtzehnten Geburtstag zu treffen. Erst dann wäre er ihrer beider Meinung nach alt genug, um diesen Entschluss in vollem Bewusstsein zu treffen.
Aus Loyalität ihm gegenüber war sie also eine Hamilton geblieben. Ihrer Ansicht nach hätte sie nicht den gleichen Nachnamen
tragen müssen, denn es gab heutzutage jede Menge Kinder, die genau wussten, wer ihre Eltern waren, ohne genauso zu heißen - sie tat es aber, weil er seinen Namen ändern wollte, und wenn er das nicht durfte, dann wäre es unfair gewesen, wenn sie es getan hätte.
Man brauchte beim Heranwachsen einfach bestimmte Dinge von seinen Eltern, und Marilyn glaubte, ihm diesen Gefallen zu schulden, so ungewöhnlich er auch war.
Außerdem brauchten Kinder Selbstbewusstsein. Das Selbstbewusstsein, dass man als Mensch in Ordnung war, dass man im Großen und Ganzen alles richtig machte. Das lernten Kinder von den Menschen in ihrer Umgebung. Liesel und Marilyn hatten nur einander. Sie hatte sich gemeinsam durchs Leben geschlagen und sich gegenseitig immer unterstützt.
Die praktische Marilyn und die verträumte Liesel.
Sie waren sehr unterschiedlich und gleichzeitig einander sehr ähnlich. Sie waren einander durch starke Loyalität und Tapferkeit verbunden, die sie voneinander nicht einmal ahnten.
Als ihre Eltern starben, war Liesel, die immer ein glückliches, heiteres Kind gewesen war, noch fröhlicher geworden, als wäre es ihre Aufgabe, alle ständig zum Lächeln zu bringen.
Marilyn hatte reagiert, indem sie zu früh heiratete, genauer gesagt mit einundzwanzig. Sie hatte versucht, die Familie, die sie verloren hatte, neu zu erschaffen. Alex war ein Jahr später auf die Welt gekommen. Und das war einer der Gründe, warum Nick sie fünf Jahre später verließ.
Erst als er alle seine Sachen ausgeräumt und ihr gemeinsames Bankkonto geplündert hatte und verschwunden war, fand Marilyn heraus, dass er seit zwei Jahren eine Affäre mit seiner Chefin, der viel älteren und mondänen Samantha, gehabt
hatte. Als ihre Firma sie nach Australien versetzte, war Nick ihr wie ein kleiner Hund gefolgt. Er war mit wedelndem Schwanz und heraushängender Zunge hinter seiner Geliebten hergetrottet und hatte um Süßigkeiten gebettelt.
Marilyn und Liesel hatten nie wieder von ihm gehört. Zumindest nicht unmittelbar von ihm.
Der freundliche Rechtsanwalt der Familie, Stephen Kingston, war beauftragt, Nicks Interessen zu vertreten. Man sollte sofort das Haus verkaufen und die Scheidung einreichen. Als beides erledigt war - beim Haus war eine so große Hypothek abzulösen gewesen, dass Marilyn das Herz noch tiefer sank als dem Kapitän der Titanic vor dem Eisberg -, war es so, als hätte Nick nie existiert.
Sie hatten nie wieder von ihm gehört. Nicht mal ein Anruf, eine Geburtstagskarte oder ein Weihnachtsgeschenk für Alex.
Und aus diesem Grund hasste sie den Namen Hamilton.
Marilyn, Alex und Liesel waren zusammengezogen.
Liesel würde nie den Tag vergessen, als sie auf ihrer Türschwelle auftauchten. Alex, der verückt nach Comics war, hatte einen Superman-Anzug getragen, den die Eltern ihm gerade zum Geburtstag gekauft hatten. Er reagierte unglaublich
Weitere Kostenlose Bücher