Verliebt in den Feind?
sagte Rafael überwältigt. „Ich weiß dein Geschenk sehr zu schätzen und werde dafür sorgen, dass es dem Tier jeden Tag seines Lebens gut geht.“
Als Rafael ihm zum Dank die Hand schüttelte, murmelte Phillip: „Wie du ihn nach Spanien bekommst, musst du schon selbst sehen.“
„Aber wir haben doch …“
„Pst, Megan, du verrätst noch alles.“
„Meine Kinder werden unruhig“, stellte Phillip lächelnd fest. „Kommt“, sagte er und machte eine einladende Handbewegung. Alle versammelten sich um das Sofa, auf dem Caitlyn und Rafael saßen. Nur Kay fehlte, zu Rafaels Leidwesen. Auch Phillip schien seine Frau zu vermissen.
„Wir haben uns unterhalten und sind uns einig geworden … alle, sogar Heath ist einverstanden. Und auch Kay. Rafael, du sollst denselben Anteil an Saxon’s Folly erhalten wie meine anderen Kinder.“
Rafael richtete sich auf, doch ihm fehlten die Worte. Mit einem solchen Entgegenkommen hatte er nicht gerechnet. Nach kurzem Räuspern erhob er sich.
„Und Kay ist auch wirklich damit einverstanden?“, vergewisserte er sich. Als Phillip nickte, fuhr er fort: „Ich kann euch gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.“ Dabei sah er nacheinander Heath und Joshua in die Augen. Dunkle Augen, wie seine eigenen …
Megan gab als Erste die Zurückhaltung auf. Herzlich umarmte sie Rafael. „Ich freue mich, so einen tollen Bruder zu haben.“
Wieder lächelte Caitlyn. Zum Kuckuck, sie lachte ihn aus!
Und gleichzeitig schien sie ihm zu vertrauen. Sie war sich offenbar sicher, dass er seinen Anteil nicht verkaufte. Trotz seiner Drohung, die er, wie es ihm schien, vor langer Zeit ausgesprochen hatte.
„Rafael, mein Sohn, ich muss mich bei dir entschuldigen. Deine Mutter Maria habe ich bereits telefonisch um Verzeihung gebeten.“
Das war Rafael das Allerwichtigste gewesen. Und es stimmte, wie er von seiner Mutter wusste.
„Es tut mir leid, dass ich nie für dich gesorgt oder Verantwortung für dich übernommen habe. Es war falsch von mir, mich vor meinen väterlichen Verpflichtungen zu drücken, indem ich deiner Mutter die Tagebücher abgekauft habe.“ Er seufzte. „Zuerst wusste ich nicht, dass Maria schwanger war. Später habe ich zwar nach ihr gesucht, um für den Unterhalt meines Kindes aufzukommen, aber sie war verschwunden.“
Weil sie die Marquesa de Las Carreras geworden war. Zum Glück hatte sie Phillips Geld nicht nötig gehabt. Sie hatte seine Liebe gewollt, nicht seinen Reichtum.
Nachdenklich betrachtete Rafael die Frau, der er so viel zu verdanken hatte. Durch sie hatte er erkannt, weswegen er eigentlich hierhergekommen war: nicht wegen Rache. Sondern in der unausgesprochenen Hoffnung, ebendiese Entschuldigung von dem Mann zu hören, der sich jahrelang weder um ihn noch um seine Mutter gekümmert hatte.
Niemals hätte er geglaubt, dass es zu einer Versöhnung kommen könnte. Dass eine Verbindung zur Familie seines leiblichen Vaters entstehen könnte. War es das, was der Marqués im Sinn gehabt hatte, als er ihm alles über seine Herkunft erzählt hatte? Das Vermächtnis eines weisen alten Mannes …
„Danke für das überaus großzügige Angebot …“
Caitlyn lächelte noch immer. Ohne Zweifel wusste sie, dass seine Rachegelüste verflogen waren. Nun ging es ihm um etwas ganz anderes.
Nun stand ihrer Liebe nichts mehr im Wege! Tief atmete er ein. „… aber ich will meinen Anteil nicht.“
Alle schwiegen betroffen und machten ungläubige Gesichter.
„Aber dein Anwalt …“
„Mein Anwalt hat Anweisung, die weiteren Verhandlungen abzusagen. Mir geht es nicht mehr um meinen Anteil oder um Rache …“ Er lächelte. „Aber etwas gibt es doch, das ich gern mit nach Spanien nehmen möchte. Etwas sehr Wertvolles …“
„Wertvoller als ein Anteil an Saxon’s Folly?“ Natürlich war es Megan, die diese Frage gestellt hatte.
„Ja. Eure Kellermeisterin.“
Lachend sagte Megan: „Also bist du noch immer hinter unserem Sherry her?“
Caitlyn lächelte nicht mehr. Sie wirkte besorgt und schüttelte tadelnd den Kopf. Doch Rafael war nicht mehr aufzuhalten. Noch einmal würde er es nicht verderben …
Als er vor Caitlyn niederkniete und ihre Hand nahm, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. „Caitlyn, würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
Tonlos fragte sie: „Warum?“
„Nicht weil du wunderschön und sexy bist.“ Hinter ihm kicherte Megan. „Nicht weil du eine so gute Zuhörerin bist.“ Alyssa lachte leise auf.
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