Verliebt in der Nachspielzeit
Worauf möchten Sie sich spezialisieren?“
Hanna legte beide Hände in den Schoss und erklärte: „Ich möchte herausarbeiten, inwieweit sich die antikommunistische Strömung innerhalb der jeweiligen Regierung auf die gesamte Außenpolitik der USA ausgewirkt hat.“
„Das klingt sehr spannend. Wie weit sind Sie denn, wenn ich fragen darf?“
„Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr veröffentlichen kann, jedoch halte ich in diesem Semester eine Vorlesung und zwei Kurse, die ziemlich viel Zeit kosten.“
John legte seinen Arm um ihre Schulter und zwinkerte seinem Chef zu. „Sie ist außerordentlich beliebt bei ihren Studenten, George. Du würdest nicht glauben, wie viele Komplimente sie bekommt.“
Verwirrt blickte sie John an und fragte zur allgemeinen Belustigung. „Woher willst du das denn wissen?“
„Internet“, er grinste. „Es gibt ein großes Online-Portal, in dem ich spioniert habe.“
„Soso“, sie räusperte sich verlegen und blickte seinen Chef an. „Mir scheint, Ihr Cheftrainer hat zu viel Freizeit, Mr. MacLachlan. Können Sie ihm keine Überstunden aufbrummen?“
Unter dem allgemeinen Lachen wurden die Vorspeisenteller abgeräumt und die Getränke nachgeschenkt.
„Dabei wollte ich Sie eigentlich bitten, ihn ein bisschen von der Arbeit abzulenken, Hanna, damit sich die Spieler nicht ständig bei mir über seine strengen Methoden beschweren.“
„Hey“, John grinste. „Ohne Fleiß, kein Preis. Das hast du mir gepredigt, als ich Rookie war, George. Ich gebe es nur weiter.“
„ Rookie?“ Fragend blickte Hanna ihn an. „Was ist denn ein Rookie? Ich dachte, du wärst Quarterback gewesen.“
Als selbst die anwesenden Damen amüsiert zu lachen begannen, musste sich Hanna eingestehen, dass sie anscheinend etwas Dummes gesagt hatte, und errötete schuldbewusst, doch niemand schien sich ernsthaft über sie lustig zu machen.
John schenkte ihr einen verschmitzten Blick und streichelte ihren Nacken. „Ich glaube, ich werde dir wohl Nachhilfe in Football-Wissen geben müssen.“
„Lassen Sie sich bloß nicht von ihm hochnehmen“, verlangte George MacLachlans Ehefrau mit einem Seufzer. „Ich weiß bis heute nicht, worum es in dem Spiel eigentlich geht.“
George MacLachlan erklärte kichernd: „Rookies werden die blutigen Anfänger genannt, die ihre erste Saison in der NFL spielen. Das gilt für alle Spieler, also auch für Quarterbacks.“
„Aha“, murmelte Hanna verlegen und sah John, der immer noch breit grinste, verstohlen von der Seite an.
Der zurückhaltende Mann zu ihrer Linken, der ihr als Vorstandsmitglied eines Energiekonzerns vorgestellt worden war, wandte sich ihr leicht zu und meinte zuvorkommend: „Sie sind wegen ihres englischen Akzents entschuldigt. Woher soll eine Engländerin auch wissen, wie Football gespielt wird? Es reicht, wenn Sie sich mit Fußball auskennen.“
„Danke“, sie schenkte ihm ein breites Lächeln.
George MacLachlan seufzte auf. „Tyron, du hast zu viel Zeit in Europa verbracht und zu viel Gefallen an Fußball gefunden. Football ist der einzig wahre Sport.“
Sein Freund schenkte ihm ein Lachen. „1998 war ich während der Fußballweltmeisterschaft in Frankreich. Glaub mir, George, daran kommt noch nicht einmal das Superbowl-Finale dran.“
Hanna unterdrückte ein Lachen und räusperte sich. „Mr. MacLachlan, da scheint er eventuell sogar Recht zu haben.“
Gespielt streng sah er sie an. „Sie auch, Hanna? Stellen Sie sich etwa auf seine Seite?“
„Oh nein“, erwiderte sie amüsiert. „Jedoch war ich damals auch in Frankreich und weiß daher, wie die Stimmung aussah. Zumal Frankreich Weltmeister wurde.“
„John“, tadelte George den Trainer seines Teams. „Wo hast du dieses Mädchen bloß aufgegabelt?“
Lachend rückte John seinen Stuhl näher an Hanna heran und legte seinen Arm noch fester um ihren Rücken. „In einem Taxi, George. Aber nimm es nicht persönlich, denn Hanna ist zur Hälfte Französin.“
Entschuldigend hob sie beide Hände und witzelte in einem näselnden Oxford-Akzent: „ Nobody’s perfect.“
Lachend wurde das Thema gewechselt und typischerweise über die ersten Spie le der anstehenden Saison gesprochen, wobei John vor Begeisterung zu sprühen schien, als er mit den Anwesenden darüber diskutierte. Hanna hielt sich währenddessen an Tyron Fitzgerald, der viele Jahre im diplomatischen Dienst tätig gewesen war und fünf Jahre in Paris gelebt hatte, weshalb er ein phantastisches Französisch
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