Verliebt in eine Gottin
wandte seinen Blick ab.
»Also gut«, stimmte Shar zu. »Der Plan gefällt mir.«
»Ich bin ganz wild darauf«, erklärte Abby und erhob sich. »Das könnte funktionieren. Das machen wir!« Sie grinste Shar an und setzte hinzu: »Ich hatte schon Angst, wir würden in unseren sicheren Tod rennen, aber das hört sich wirklich gut an.«
»Ja, ich würde sagen, unsere Chance, ein vorzeitiges, grausames Ende zu finden, hat sich jetzt auf 50/50 verbessert«, meinte Daisy. »Also, sollen wir es üben? Oder so?«
Shar und Abby blickten sich an und nickten, und Daisy nahm das Blatt Papier und begann, laut vorzulesen.
» Du musst nun niedersteigen / In die ewige Dunkelheit
In den ewigen Sand / Dorthin, wo keine Seelen sind
Weiche von uns / Geh, wohin du gehörst
Dorthin, wo Verzweiflung herrscht / Schicken wir dich nun.
Wir schwören dir ab / Als dreieinige Göttin
Nun bist du gebunden / Dein Schicksal besiegelt
Nun bist du ein Alptraum / Und wir sind erwacht .«
Tief in ihrem Innersten, in einem so urtümlichen Teil ihrer Existenz, dass sie ihn nicht hätte benennen können, erkannte sie die Worte, erkannte ihre Macht. Und sie sah in Abbys und Shars Gesichtern, dass sie das Gleiche empfanden, und diese Erkenntnis stählte sie.
»Darf ich mal sehen?«, bat Shar, und Daisy reichte ihr das Blatt und wandte sich dann Noah zu.
»Danke«, sagte sie.
»Kein Problem. Bin froh, dass ich helfen konnte.«
»Das hast du.« Daisy seufzte. »Tja. Also. Ich hoffe, wir sehen uns dann später? Ich meine, wenn wir das überstehen.«
Noah machte keine Bewegung. »Das klingt, als sollte ich nicht mit euch gehen.«
Bei dem Gedanken daran, wie Noah möglicherweise in Kammanis Feuerlinie geriet, stieg Panik in ihr auf, und sie stotterte: »Das wirst du auch schön bleiben lassen.«
»Den Teufel werde ich tun«, versetzte er und ging zur Hintertür, wo er sich mit wütendem Gesichtsausdruck neben Sam und Christopher aufstellte. Daisy wäre am liebsten zu ihm gerannt, um ihm zu erklären und sich zu entschuldigen und es wiedergutzumachen, aber sie musste sich jetzt auf ihr nächstes Ziel konzentrieren. Jetzt wegen Noah außer sich zu geraten, würde Kammani nicht aus der Welt schaffen, und das hatte im Moment absoluten Vorrang.
Sie wandte ihren Blick von Noah ab und Shar zu, die dabei war, den Psalm zu lesen. »Na, was meinst du?«
»Es ist gut«, erklärte Shar. »Es sieht aus, als bestünde es aus drei Strophen, mit einem Chorteil nach der zweiten. Ich finde, wir sollten die Teile einzeln singen und den Chorteil zusammen lesen. Dann ist es leichter zu lernen. Und dann können wir nur beten, dass die Symbole wieder erscheinen.«
»Klingt gut in meinen Ohren«, befand Daisy.
»Nur eins noch«, wandte Abby ein, und Shar und Daisy blickten auf.
»Was denn?«, fragte Shar.
Abby bedeutete ihnen, ihr zu folgen, und ging zum hinteren Ende der Arbeitsplatte, wo eine große Flasche stand. Sie nahm drei Becher und füllte sie aus der Flasche, dann reichte sie Shar und Daisy jeweils einen.
»Hast du etwa das Tonikum herausgefunden?«, fragte Daisy und blickte in die wirbelnden Farben. »Ah, das sieht aber anders aus.«
»Ich bin darauf gekommen, dass ich weniger bestimmte Geschmacksrichtungen mischen musste, sondern die Essenz von Dingen, und ich habe es einfach mit dem probiert, was mir richtig erschien, was sich nach uns anfühlte. Zuerst dachte ich, es funktioniert nicht, aber dann habe ich noch einen Versuch gemacht, und plötzlich war die Magie da.«
Daisy hob ihren Becher an; der Duft, der ihr in die Nase stieg, war so himmlisch, dass sie eine Gänsehaut bekam.
»Ach du lieber Gott«, stieß Shar aus, die an ihrem eigenen Becher schnüffelte.
»Diesen Spruch solltest du dir jetzt lieber abgewöhnen«, meinte Daisy.
»Wenn ich recht habe, wenn das wirklich unsere Version des Tonikums ist, dann sollte es unseren Kräften einen ordentlichen Schub geben«, stellte Abby fest. »Wenn nicht, macht es die Sache jedenfalls nicht schlimmer.«
»Stimmt«, bekräftigte Daisy und hob ihren Becher. »Ein Toast auf positives Denken.«
Shar hob ihren ebenfalls in die Höhe. »Und einen auf ›Hunde und Göttinnen‹.«
Dann hob Abby ihr Glas und lächelte beide an.
»Und einen auf uns«, setzte sie hinzu, und sie stießen miteinander an und tranken.
Als Daisy hinunterschluckte, explodierten die Aromen in ihrem
Mund, und eine mystische Wärme wallte in ihr auf, während die Flüssigkeit in ihr Innerstes drang. Doch es war mehr als
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