Verliebt in eine Gottin
okay, aber Christopher Mackenzie steht für eine ganz andere Art von Klugheit, und ich finde nicht, dass ihm das im Umgang mit anderen Leuten hilft. Er ist eine Art Kreuzung zwischen einem schönen Model und einem Marsmenschen. Ich weiß nicht so recht, Abby. Du sagst vielleicht, dass es mich nichts angeht, denn das stimmt ja auch, aber ich weiß einfach nicht, ob er wirklich der Typ Mann ist, von dem du dich gerne entjungfern lassen würdest.«
»Ich bin wirklich nicht interessiert«, wiederholte Abby und glaubte es fast selbst. »Wahrscheinlich ist er nur wieder gekommen, weil du mit deinem dummen Kugelschreiber rumgefum melt hast.«
Daisy richtete sich auf. »Schieb den Schwarzen Peter nicht anderen zu, Süße; der magische Klick-Stift steckt in meiner hinteren Hosentasche. Also fang an, darüber nachzudenken, warum du ihn überhaupt erst gerufen hast.«
»Ich habe ihn nicht …«
»Hör mal, du bist die Göttin der Lust – wenn du Kekse isst, dann kommt das, was du haben willst, zu dir.«
»Ich habe dir doch gesagt, die Kekse sind misslungen. Die bewirken einfach nur unpassende Lustgefühle. Vielleicht notierst du dir die Leute lieber, bevor du diese hier verkaufst.« Sie nahm die heilen Backfolien mit Keksen und ließ sie auf ein Serviertablett gleiten. »Hier, nimm erst mal diese. Ich habe bald die nächsten fertig.« Sie nahm sich zusammen und holte tief Luft.
»Wenn du es sagst«, erwiderte Daisy und eilte zurück in den Gastraum.
Abby blickte auf die Arbeitsplatte, wo Christopher sie einen langen, wilden Augenblick lang festgenagelt hatte. Nicht nur ein normaler Matheprofessor, was schon schlimm genug gewesen wäre, sondern ein anerkanntes Genie. Und ihr Kopf war ihr schon schier explodiert, als sie sich in Trigonometrie versuchte. Sie wandte sich Bowser zu, der in dem weich gepolsterten Hundekorb döste. »Tu nicht so, als würdest du schlafen«, sagte sie streng. »Ich weiß, dass du die ganze Zeit wach warst.«
Bowsers mächtiger Kopf bewegte sich nicht, aber er öffnete seine dunklen Augen und sah sie an.
»Streite es ja nicht ab«, warnte sie ihn.
»Ich streite nichts ab«, erwiderte er schläfrig.
»Ich habe einen Job für dich. Komm und friss die Kekse hier auf dem Boden. Ich habe keine Zeit, um sauber zu machen.«
»Keine Kekse«, erwiderte Bowser. »Verschwendet an mich. Bin doch kastriert.«
»An mich sind sie auch verschwendet. Falls der Kerl mein Traummann sein sollte, dann bin ich ganz schön angeschissen.« Sie eilte in die Gaststube hinaus, wo sie vor Überraschung stehen blieb. Die Gaststube war bis auf den letzten Platz besetzt – sie musste sich gefüllt haben, während sie mit einem Mathematikgenie auf einem Holztisch beschäftigt war. Vielleicht wirkten die Kekse wie ein Aphrodisiakum. Das machte ihr bedauerliches Zwischenspiel mit Christopher verständlicher.
Shar saß mit Sam an einem Tisch neben der Kasse, noch immer ins Gespräch vertieft, und Daisy stand hinter der Kasse und starrte anbetend zur Bühne, wo Noah auf einer Gitarre guten alten Blues spielte. Die Gäste waren in Hochstimmung, alle lächelten, manche klebten aneinander, und Abby hätte ihnen am liebsten eine Warnung zugerufen. Vorsicht vor den Spanische-Grippe-Keksen !
Sie wandte sich wieder der Küche zu. Wenn darin ihre übernatürlichen Kräfte bestanden, dann konnte sie gut auf sie verzichten. Obwohl natürlich auch eine gewisse Ironie darin lag – eine jungfräuliche Priesterin, die bei allen um sie herum Lustgefühle weckte.
Es gab da ein paar Antworten, die sie haben wollte, und zwar bald. Inzwischen aber waren die Anissterne fertig, die Zimtblümchen mussten in den Ofen, und sie war für den Nachschub verantwortlich. Die Antworten mussten noch ein wenig warten.
Während der ersten Viertelstunde ihrer Unterhaltung hatte Shar versucht, aus Sam eine Erklärung herauszuholen, die Sinn machte. Doch er wusste nur, dass Kammani ihn wie üblich gerufen hatte und er in dem Raum der Sonne zum Leben erwacht war, wie üblich, nur dass es diesmal Shars Schlafzimmer war und der Tempel sich in Ohio befand. Diese Tatsache verwirrte ihn ebenso wie Shar.
»Also tust du einfach alles, was sie dir sagt?«, fragte Shar gereizt.
»Jeder tut, was die Götter wünschen. Aber auch ich bin ein Gott, deswegen tue ich zuerst, was gut ist für mein Volk.«
Shar betrachtete ihn mit kritisch zusammengekniffenen Augen, um zu erkennen, ob er ihr etwas vormachte, aber sein Gesicht zeigte einen aufrichtigen, fast sanften
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