Verliebt in eine Gottin
Keksschüssel an. »Hol mir noch einen Keks.«
Shar holte tief Luft. »Das ist etwas, was sich in der heutigen Welt geändert hat: Frauen holen nichts mehr.« Er blickte sie ruhig an, und sie erhob sich und holte einen Zimtkeks aus Abbys Glasschaukasten – keinen Butterkeks – und ließ ihn in die Schüssel vor ihm fallen. Sie setzte sich wieder und fuhr fort: »Tja, und noch etwas hat sich geändert: Du kannst nicht einfach voraussetzen, dass alle Frauen mit dir schlafen wollen, nur weil du sie willst …«
»Hunger«, blaffte Wolfie zu ihren Füßen.
»Sie wollen.« Sam brach ein Stück von dem Keks ab und gab es Wolfie.
Sie nahm sich zusammen. »Also, diese Frau, mit der du die Nacht verbracht hast …«
»Nein.« Sam biss in seinen Keks. »Ich habe die Nacht nicht mit Kar-en verbracht.«
»Du hast mit ihr geschlafen und bist gegangen. Wie nett. Und was hast du in der Zwischenzeit getan, nachdem du dir deine Garderobe verdient hattest und bevor du heute Morgen in meiner Küche auftauchtest?«
»Da war eine Taverne.«
»Eine Bar. Du hast die Nacht in einer Bar verbracht?«
»Nein«, erwiderte Sam. »Da waren Frauen, die sagten, ich solle mit ihnen gehen.«
»Und das hast du natürlich getan.« Shar rieb sich die Stirn. »Hast du ihnen gesagt, du seist ein Gott?«
»Ja.«
»Und sie sagten …?«
»Beweise es.« Sam biss wieder in seinen Keks.
Tja, die Ghostbuster-Theorie des Anbaggerns: Wenn sie dich fragen, ob du ein Gott bist, sag einfach Ja .
Shar betrachtete ihn in dem gedämpften Licht. Er wuchs sich allmählich zu einem riesigen Problem aus. Er wollte nicht nur einer durchgedrehten Göttin dabei helfen, Anhänger um sich zu sammeln, nein, er schlief auch noch mit der Hälfte der Bevölkerung, und wenn erst die Frauen nach ihm suchten …
»Sam, mit wie vielen Frauen hast du letzte Nacht geschlafen?«
Er kniff einen Augenblick lang die Augen zusammen, als dächte er nach. Oder zählte.
»Ach herrje.« Sie entschied sich für Schadensbegrenzung. »Hör mal, wenn du Kammani findest, dann solltet ihr beide nicht vergessen, dass diese Welt anders ist als eure alte Welt.
Du kannst die Menschen nicht einfach benützen, du kannst sie nicht zwingen, dir zu dienen. Das ist … unmoralisch.«
»Aber das ist jetzt unsere Welt«, entgegnete Sam und blickte wieder verwundert drein. »Kammani wurde gerufen, um über sie zu herrschen, und wir alle sind berufen, ihr dabei zu helfen.«
Na großartig , dachte Shar. Ein magisches Tonikum und göttlichen Sex, so wollen sie über die Welt herrschen . Sie betrachtete Sam wieder und fand, dass es vielleicht gar keine ganz so schlechte Idee war.
»Na gut.« Sie senkte den Blick auf sein Hemd, falls er ihr in die Augen sehen und ihre Gedanken lesen könnte. Sie merkte, dass sich ihr Blick an dem auf seine Brusttasche gestickten Namen festsaugte. »Dicky?«
Sam blickte auf sein Hemd hinab. »Lisa hat mir das gegeben. Sie sagte, es passt.«
»Aha.« Sprich von etwas anderem . »Erklär mir doch mal, warum Abby und Daisy übernatürliche Kräfte besitzen und ich nicht …«
»Sam!«
Shar blickte auf und sah ihre Studentin Leesa mit einem dämlichen Grinsen auf ihrem hübschen Gesicht auf ihren Tisch zukommen. Da fiel bei ihr der nächste Groschen. Sie starrte Sam an. » Diese Leesa?«
Sam warf einen Blick auf Leesa, die sich durch die Menge zu ihrem Tisch drängelte. »Ja, ich glaube …«
»Ach du lieber Gott …«
Sam lächelte sie an.
»Nicht du «, wehrte sie ab. »Ein anderer Gott. Irgendein anderer Gott.«
Leesa erreichte den Tisch und strahlte. »Sam!« Dann bemerkte sie Shar, und sie verlor etwas von ihrer Begeisterung. »Und Professor Summer.«
Sam nickte ihr zu und wandte sich an Shar: »Ich will noch
einen Keks. Ich bringe dir auch einen.« Er erhob sich und ging zur Küche, und Wolfie folgte ihm auf den Fersen.
Leesa blickte ihm hinterher. »Er ist doch nicht Ihr fester Freund oder so, oder?«
Sehe ich aus wie eine, die einen Gott als festen Freund hat?
»Er hat Sie nämlich so angelächelt«, fuhr Leesa fort. »Als wenn er Sie kennt . Richtig gut kennt.«
»Das war in einem früheren Leben«, erwiderte Shar. »Was ist jetzt mit Ihrer Hausarbeit, die Sie mir noch bringen wollten?«
»Oh Gooott, Sie waren mal verheiratet?« In Leesas Stimme lag echte Sympathie. »Es muss schrecklich gewesen sein, als er Sie verließ.«
»Ich habe ihn verlassen«, entgegnete Shar, die die Kontrolle über ihren Realitätssinn verlor. Obwohl sie ihn sicher
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