Verliebt in eine Gottin
plötzlichen Impuls heraus näherte sie sich ihm. Es lag etwas in der Luft zwischen ihnen, Magie und Verlangen und eine irrationale Sehnsucht, und sie hatte keine Ahnung, ob er es genauso stark empfand wie sie …
»Ach verdammt«, stieß er hervor und zog sie in seine Arme.
»Ach verdammt …« Die Antwort wurde ihr abgeschnitten, als sich sein Mund auf den ihren presste, und sie schlang die Arme um seinen Nacken und drückte sich an seinen Körper, versuchte, ihm noch näher zu kommen, und fand einen Augenblick lang nicht das Geringste daran auszusetzen, einen verrückten Mathematiker zu küssen.
Dann riss sich Christopher mit einem unterdrückten Fluch von ihr los. »Nein, verdammt!«
»Nein, verdammt?«, echote sie. »Was soll das heißen?«
»Ich meine, dass in meinem äußerst komplizierten Leben kein Platz ist für ein verantwortungsloses Blumenkind. Überhaupt kein Platz für etwas anderes als für Zahlen.«
»Zahlen halten einen im Bett aber nicht gerade warm.«
Seine Augen wurden schmal. »Schlagen Sie vor, dass wir zusammen ins Bett gehen sollen?«
»Natürlich nicht«, erwiderte sie. Oh Goott, ja doch , dachte sie. Sie stand einen Augenblick lang reglos, während ihr plötzlich alles ganz klar und deutlich wurde. Da stand er direkt vor ihr. Er hörte Stimmen, und sie hörte ebenfalls Stimmen. Ein verrückter, aufreizender, genialer, fantastisch aussehender Mathematiker mit den gesellschaftlichen Umgangsformen eines Kürbis.
Sie musste verrückt geworden sein. Vielleicht besaß das Tempeltonikum eine Langzeitwirkung, oder die Kekse wirkten halluzinogen. Was auch immer, sie würde dem nicht einfach nachgeben. »Schon gut, Christopher«, erwiderte sie in beruhigendem Tonfall. »Sie haben recht. Sie gehen jetzt nach Hause und spielen mit Ihren Primzahlen.«
Er starrte auf sie hinunter und bemühte sich ganz offensichtlich um eine kühle, zurechtweisende Antwort, aber es kam nichts. Er ging ohne ein weiteres Wort. Seine Tritte hallten auf der Holztreppe, und Abby vernahm von unten einen kurzen, höflichen Wortwechsel mit Daisy, dann fiel die Tür ins Schloss.
»Geht es dir gut, Abby?«, fragte Daisy von der Tür her.
Abby erhob sich. »Ich weiß nicht genau. Er ist nicht mein Typ, oder?«
Daisy grinste. »Überhaupt nicht, aber wann hat das jemals eine Rolle dabei gespielt?«
»Wobei?«
Daisy antwortete nicht. »Was sagen dir deine Kekse?«
»Ich werde keine mehr essen. Ich werde auch kein Tempeltonikum mehr trinken, und ich werde das alles als vorübergehenden Anfall von Irrsinn abhaken«, erklärte sie entschlossen. »Es gibt nicht den geringsten Grund für mich, ihn noch einmal zu sehen.«
»Natürlich nicht, Schätzchen«, stimmte ihr Daisy in beruhigendem Ton bei.
Abby wollte gar nicht mehr daran denken. Daran, wie sich seine Hände auf ihr angefühlt hatten, sein Mund, diese wilden Empfindungen, die sich von der Gegend ihrer Eierstöcke aus in ihrem ganzen Körper ausgebreitet hatten. Sie hatte noch nie zuvor Interesse an Sex gehabt, und es war ein Leichtes für sie, wieder zu diesem bequemen, sicheren Zustand zurückzukehren.
Solange sie einem gewissen fantastischen, genialen, neurotischen
Mathematiker aus dem Weg ging, wäre alles in Ordnung.
Zumindest hegte sie diese Hoffnung.
Als Shar am nächsten Morgen erwachte, war Milton verschwunden, aber als sie mit Wolfie ins Parterre hinunterging, fanden sie ihn auf dem Stuhl beim Fenster, die Vorderpfoten auf die Rückenlehne gestützt, und er bellte: »KatzeKatzeKatzeKatzeKatze!«
Wolfie sprang neben ihm auf den Stuhl und blickte hinaus. Dann sagte er: »Das ist ein Eichhörnchen.«
Milton stutzte und bellte dann: »EichhörnchenEichhörnchen-EichhörnchenEichhörnchen!«, und Wolfie wartete einen Augenblick und bellte dann ebenfalls: »EichhörnchenEichhörnchenEichhörnchenEichhörnchen!«, bis Sam aus der Küche schrie: »RUHE!«, und beide Hunde verstummten.
Shar dachte: Er ist wieder hier , und versuchte, nicht glücklich darüber zu sein.
Sie ging in die Küche und sah ihn am Tisch sitzen und die Aniskekse verspeisen, die sie vergangenen Abend mit nach Hause gebracht hatte. Eigentlich sollte sie an ihrem Buch arbeiten, ihr Schlafzimmer streichen, die Küche nach ihrer Malerorgie wieder in Ordnung bringen, aber da saß er, und sie dachte: Was jetzt? Was sagte man zu jemandem, nachdem man am Abend zuvor vor seinen Augen einen Orgasmus gehabt hatte, ohne dass er daran beteiligt war? Den man anschließend geküsst hatte, dass
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