Verliebt in einen Gentleman
Eiern und allem, was sonst so dazu gehört.
Nachher sitzen wir noch gemütlich plaudernd bei einer Tasse Tee, und Alice schlägt vor, dass wir einen kleinen Ausflug zu zweit machen könnten. Sie möchte mir so gerne ein wenig von der Umgebung zeigen. Sie ist ziemlich entsetzt, als ich ihr erzähle, dass die Lanes mich nicht weiter mitgenommen haben, als zum Nachbardorf, wo Glen immer das Hühnerfutter bei einem Bauern erstanden hat, („It will be a little run out for you and the wife“, pflegte er zu sagen), oder nach Basildon, wo es einen großen Supermarkt gibt, und der Wocheneinkauf stets erledigt wurde. Da war ich als Begleitung ganz praktisch, weil ich mit ihnen die schweren Einkaufstüten zum Auto wuchten konnte.
„So geht das nicht“, sagt Alice. „Du musst unbedingt etwas von unsrer schönen Gegend sehen, bevor dein Jahr in England um ist.“
Doch da klingelt es an der Haustür.
Alice zuckt zusammen. Im Gegensatz zu mir, ist sie immer noch im Morgenmantel.
„Lea, so kann ich nicht an die Tür. Kannst du mal eben nachsehen, worum es sich handelt?“
Ich springe bereitwillig auf und eile zur Haustür.Vorsichtig öffne ich sie und schau zum Türspalt hinaus.
Da stockt mir der Atem, und mein Herz beginnt auf der Stelle wie verrückt zu schlagen.
Vor mir steht Ethan.
Ich mache einen Schritt zurück und sehe ihn an.
„Ethan“, flüstere ich, „du? Ich dachte, du wärst noch in Cambridge.“
Ethan tritt vor und fasst meine beiden Schultern mit seinen kräftigen Händen. Er sieht mir direkt in die Augen.
„Es ging nicht mehr“, sagt er, „ich habe es nicht ausgehalten. Ich habe nur immerfort an dich denken müssen. Ich bin in aller Frühe dort weggefahren. Dann war ich erst bei deiner Unterkunft, aber die beiden Alten sagten mir, dass du ausgezogen warst. Endlich habe ich dich gefunden.“
Jetzt ist Alice aufgestanden und sie ruft von der Wohnzimmertür aus:
„Guten Morgen! Wer immer Sie auch sein mögen, treten Sie doch näher. Ich vermute mal, Sie sind der junge Mann, von dem Lea mir schon erzählt hat. Möchten Sie eine Tasse Tee? Soll ich uns frischen machen? Es dauert keine Sekunde.“
Doch Ethan schüttelt heftig seinen Kopf.
„Nein danke. Ich bin nur gekommen, um Lea zu entführen. Lea, lauf schnell in dein Zimmer und packe ein paar Sachen ein. Ich habe vor, mit dir nach Thorpness zu fahren.“
Alice seufzt: „Thorpness! Oh wie himmlisch romantisch. Hach, man müsste noch jung sein. Wie ich dich beneide, Lea.“
Ich kenne Thorpness nicht. Ist das am Ende ein Heiratsparadies, so wie Las Vegas oder Gretna Green? Will ich das wirklich, dass Ethan mich hier so ohne Umschweife überfällt und abholt?
Oh ja, denke ich, das will ich sogar sehr. Auf dem Weg in das Fernsehzimmer schlägt mein Herz vor Aufregung und Freude. Ethan ist extra wegen mir hier her gekommen. Ethan will mit mir irgendwo hinfahren und das Wochenende verbringen, an einem anerkannt romantischen Ort. Ich wühle meinen Koffer mit zitternden Händen durch und überlege hektisch, was man wohl zu so einem romantischen Wochenende einpacken soll. Mist! Wenn ich vorgewarnt worden wäre, hätte ich mir noch verführerische Wäsche und ein hinreißendes Nachthemd gekauft. Eigentlich sollte ich Ethan sagen, dass das nicht so geht, dass ich mich erst darauf einstellen muss. Aber das wäre mit Sicherheit das Dümmste, was ich machen könnte. Die Unsicherheit über meine Kleiderfrage wird verdrängt durch ein wunderbares Jubelgefühl.
Ethan hat mir zu verstehen gegeben, dass er nicht ohne mich sein kann. Ethan sehnt sich genauso nach mir, wie ich mich nach ihm. Das Leben ist so schön!
Als ich das Nötigste zusammen gesucht habe – immerhin handelt es sich wohl nur um eine Nacht, denn am Montag ist wieder Schule – eile ich mit meiner Tasche wieder die Treppe hinunter.
„Schade“, sagt Alice zwinkernd, „ich hatte mich schon auf einen Ausflug mit dir gefreut, Lea. Aber wenn ich mir so deinen Schatz ansehe, verstehe ich natürlich absolut, dass ich gegen ihn nicht konkurrieren kann.“ Dabei schaut sie ihn mit unverhohlener Bewunderung an.
Bestimmt steige ich dadurch, dass ich so einen tollen Verehrer habe, um mehrere Zacken in ihrer Achtung, schießt es mir durch den Kopf.
Ethan sieht wieder einmal fantastisch aus. Heute früh ist er noch nicht zum Rasieren gekommen, (am Ende, weil er es nicht abwarten konnte, zu mir zu kommen?), und der Schatten, der auf seinem Kinn und seinen Wangen liegt, macht, dass er noch
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