Verliebt in einen Unbekannten
an uns gewendet hast. Wir freuen uns, mit dir zusammenzuarbeiten, doch zunächst brauchen wir ein paar nähere Details. Wenn du einen kurzen Blick auf unsere »Wie es funktioniert«-Seite wirfst, erfährst du, wie viel wir von dir wissen müssen, bevor wir die E-Mails für dich verschicken können. Das ist wichtig, denn die Nachrichten sollen authentisch sein.
Bitte ruf uns an oder schick uns eine Selbstauskunft mit etwa 600 Wörtern (s. Vorlage auf unserer Website). In der Zwischenzeit beginnen wir mit der Erstellung deines Profils und informieren uns bezüglich der beiden Männer, die dir gefallen.
Mit freundlichen GrüÃen
Charlotte Lambert
Geschäftsführerin First Date Aid
Ich loggte mich in love.com ein und klickte auf Shelleys Foto. Sie trug einen Hosenanzug. »Gebildet, guter Job, Jahreseinkommen über hunderttausend Pfund« hatte sie in das »Gesucht«-Feld eingetragen. Das war nie ein gutes Zeichen. Erst gestern hatte ich einer verärgerten Frau, Jenny aus Manchester, erklären müssen, dass der Grund, warum Giles (ebenfalls aus Manchester) nicht auf die E-Mail antwortete, keineswegs bei mir zu suchen war, sondern in den finanziellen »Anforderungen«, die in ihrem Profil aufgelistet waren. Vermutlich hatte sie ihn damit verprellt. Der arme Giles war ein scheuer Millionär, und ich war mir ziemlich sicher, dass Einträge wie Jennys (»Ich lasse mich gern zu teuren Cocktails ausführen und kann nicht behaupten, dass ich mich mit einer läppischen Swarovski-Kette zufriedengebe!«) ihn zu Tode erschreckten.
Auch Shelleys kurze Selbstdarstellung war ein Desaster: Ich bin ehrgeizig, erfolgreich, und ich arbeite extrem hart: Zeitverschwender sind nicht mein Ding.
Toller Eröffnungsschachzug, dachte ich grimmig und machte mir ein paar schnelle Notizen.
Ich bin nicht hier, um Freunde zu finden, ich suche nach einem Mann, dessen Ziel es ist, eine gleichgesinnte, beruflich erfolgreiche Frau für eine langfristige Bindung kennenzulernen. (Ich zuckte zusammen.)
Ich bin Single, weil mich meine Tätigkeit als Unternehmensberaterin sehr stark in Anspruch nimmt. Trotzdem glaube ich, dass ich viel zu geben habe, daher nutze ich die Gelegenheit zum Online-Dating. Wenn du in London lebst und dir mein Profil gefällt, nimm bitte Kontakt auf, damit wir ein Treffen vereinbaren können.
Shelley
Ich seufzte. Wenn sich Shelleys Bemühungen um »zwischenmenschliche Nähe« darauf beschränkten, dann möge Gott all die gebildeten, beruflich erfolgreichen Beziehungsinteressierten schützen, die sie sich unter den Nagel reiÃen wollte. Ich betrachtete ihr entschiedenes Gesicht. Shelley war äuÃerst attraktiv und gut getroffen â sie trug einen gepflegten Bob mit Pony und eine sehr teuer aussehende Brille ⦠Der Anzug stand ihr umwerfend gut. Doch wo war ihre Wärme? Ihre Herzlichkeit? Was würde ein potentieller Partner anderes in diesem Gesicht sehen als eine eiskalte Karrierebesessene, die nie Zeit hätte, abends mit ihm ein Glas Wein zu trinken? Bevor Yvonne am Abend gekommen war und von ihrem Seminar erzählt hatte, hatten Sam und ich am Fenster gesessen und eine Flasche Wein miteinander getrunken. Gut, wir waren kein Paar, aber der Punkt war, dass Paare genau das taten. Sie saÃen zusammen, plauderten miteinander, entspannten sich. Ich würde Shelleys Profil komplett umschreiben müssen, bevor wir loslegen konnten.
Muss erst mal ein bisschen runterkommen , kritzelte ich in mein Notizbuch, dann rief ich bei love.com den ersten der von ihr anvisierten Männer auf.
Plötzlich hielt ich inne.
Muss erst mal ein bisschen runterkommen? Hatte ich diesen Satz nicht vor Kurzem erst gehört? Ich öffnete noch einmal Shelleys Profil. Ich bin Single, weil mich meine Tätigkeit zu stark in Anspruch nimmt. Ich schluckte und klickte ihr Foto an. Ich bin ehrgeizig, erfolgreich, und ich arbeite extrem hart , schrieb Shelley mit ihrem übertrieben geraden Pony, ihrer teuren Brille und ihren edlen Klamotten. Shelley, deren Profil die Männer von ihrer Suchliste streichen würden, weil sie genau wussten, dass diese Frau niemals vor zehn Uhr abends zu Hause wäre. Shelley, deren Profil lautstark » ALPTRAUM !« schrie.
Stellt euch vor, ihr wärt ein Mann, der mich noch nie zuvor gesehen hat. Würdet ihr mich auf den ersten Blick für einen Alptraum halten? , textete ich Hailey und Ness.
Ja,
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