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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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meine Liebe , schrieb Hailey zurück.
    Natürlich nicht! , antwortete Ness, was so viel bedeutete wie Ja.
    Mist. Verdammter Mist. Ich war ein Alptraum!
    Â»War, Charley, die Betonung liegt auf war «, murmelte ich und stellte mein Handy aus. Du hast dich verändert, seit du dir das Bein gebrochen hast! Du sitzt mit deinem Mitbewohner am Fenster und trinkst ein Glas Wein. Du plauderst mit deinen Freunden am Telefon. Du verbringst Zeit bei deinen Eltern auf dem Land. Und du hast seit Wochen nicht mehr richtig gearbeitet!
    Ja, aber nur, weil du dich kaum rühren kannst und dir absolut keine Wahl bleibt , gab ich zu. In einem Teil meines Gehirns (einem Teil, den ich mit aller Macht zu begraben versuchte) meldete sich eine Stimme zu Wort, die dreist behauptete, dass ich mich ganz und gar nicht verändert hätte. Dass ich genauso sei wie die Frau mit dem akkuraten Pony auf meinem Computermonitor.
    Ich blickte in den Spiegel und sah eine junge Frau, die ebenfalls einen kurzen, dunklen Bob mit einem übertrieben gerade geschnittenen Pony trug, dazu eine ganz ähnliche Brille, und wenn ich schon keinen edlen Hosenanzug anhatte, so hatte ich doch inzwischen meine Jogginghose gegen einen edlen Pyjama eingetauscht.
    Diese Tatsache war alles andere als angenehm. Shelley, der ich nie im Leben begegnet war, war mir weitaus ähnlicher, als es meine Zwillingsschwester, die liebenswerte, entspannte, künstlerisch ambitionierte Ness, je gewesen war.
    Ich speicherte Shelleys bevorzugte Dates in ihrem Favoritenordner und öffnete, um mich abzulenken, eins der beiden Männerprofile. Stuart war der Typ, den ich gerne als »mau« bezeichnete. Es war absolut nichts verkehrt mit ihm – er sah gut aus, war offenbar vermögend, machte einen recht intelligenten Eindruck … doch er war eben … mau. Nichtssagend. An ihm war nichts Außergewöhnliches – weder im positiven noch im negativen Sinne –, nichts Seltsames, nichts Besonderes. Nichts, was ihn von der Masse unterschied. Er arbeitete im Finanzsektor und wohnte vermutlich bereits in einem roten Backsteinhaus in Surrey, das die Frau seiner love.com-Wahl eines Tages beziehen würde.
    Ich verstand nicht, warum meine Klienten wollten, dass ich Männern wie Stuart E-Mails schrieb. Was sollte das bringen? Männer wie er standen nicht auf Fantasie oder Humor; sie wollten nicht mal witzig flirten und schon gar keine subtile Zuwendung. Es wäre einfacher, sie ließen ihre persönlichen Assistentinnen einen Termin für ein fünfundvierzigminütiges Mittagessen im Club Gascon vereinbaren.
    Ich gähnte, plötzlich erschöpft. Es war Zeit zu schlafen. Den anderen Mann (William?) würde ich mir morgen vornehmen. Solange mir Shelley keinen weiteren Einblick in ihr Innenleben gewährte, verschwendete ich nur meine Zeit.
    Ich knipste das Licht aus und drehte mich in die Beatles-überqueren-die-Abbey-Road-Position, die im Augenblick die einzige Möglichkeit bot, ein wenig Schlaf zu finden. Der Tag war nicht allzu schlecht gelaufen, wirklich nicht: Ich hatte nur zweimal an Johns bevorstehende Hochzeit gedacht, die Physiotherapeutin meinte, ich könnte bald wieder ohne Krücken laufen, und – das war das Beste von allem – meine persönliche Assistentin Cassie hatte mir eine SMS geschickt, die besagte, dass Margot alle im Büro in den Wahnsinn trieb.
    Vierzig Minuten später war ich immer noch nicht eingeschlafen, gepeinigt von Grübeleien über Shelley Viel-zu-beschäftigt-für-die-Liebe Cartwright. Ich war nicht so schlimm wie sie. Ganz bestimmt nicht! Schließlich war ich mit Dr. Nathan Gillies zusammen gewesen, und das ganze vier Jahre lang!
    Nein, das half auch nichts. Nicht ein einziges Mal in diesen vier Jahren, so musste ich mir jetzt eingestehen, waren wir sonntagmorgens zusammen aufgewacht, hatten uns gestreckt und uns anschließend schlafzerzaust in die Kissen zurücksinken lassen, nur um Stunden später mit Frühstücksspeck und Zeitung am Tisch zu sitzen. Die Wahrheit war, dass Dr. Nathan Gillies sonntags für gewöhnlich seine Privatpatienten besuchte und ich laufen ging, mit Hailey einen Powerbrunch einnahm, ein bisschen arbeitete und den Rest des Tages im Hundeasyl verbrachte. Manchmal, wenn ich den Eindruck hatte, etwas Künstlerisches tun zu müssen, nahm ich Unterricht im Kohlezeichnen bei einem sanftstimmigen Transvestiten in

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