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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Hailey anzurufen, wenn ich einen praktischen Ratschlag brauchte. Sie redete nicht um den heißen Brei herum. »Charley, ich will davon nichts wissen. Du hast uns wegen dieses superschicken Pharmajobs verlassen, weil du für Großes geschaffen bist. Für Gigantisches. Es ist dein erster Tag. Was hast du erwartet?«
    Ich dachte kurz über ihre Worte nach. Sie hatte recht. Dieser neue Job war eine große Sache, ein gewaltiger Coup für jemanden in meinem Alter. Immerhin war Salutech eine Riesenfirma. »Es ist nicht so leicht, Großes zu vollbringen, wenn niemand mit dir redet«, widersprach ich störrisch.
    Ich hörte, wie sich Hailey absolut verbotenerweise eine Zigarette ansteckte, mit dem Telefon ans Fenster trat und den Rauch hinausblies. »Ahmad! Zum Teufel! BEWEG DICH !«, brüllte sie. »Richtig, Chas«, fuhr sie dann mit etwas leiserer Stimme fort. »Wie ich schon sagte: Es ist dein erster Arbeitstag. Nicht einmal du kannst binnen drei Stunden sämtliche Mitarbeiter für dich gewinnen, du Spinnerin. Außerdem bist du gesund und gut gebaut, was dir in dieser Situation von Nutzen sein kann. Gibt es dort denn niemanden, mit dem du flirten kannst?«
    Ich drückte mich vom Waschbeckenrand ab und straffte die Schultern, womit ich einen Handföhn auslöste. »Hailey Bresner«, rief ich. »Ich habe diese Stelle wegen meiner Fähigkeiten bekommen, nicht wegen meines Sexappeals. Ich werde meinem Boss auf keinen Fall schöne Augen machen! Ich bin hier, um für frischen Wind zu sorgen, innovative Ideen zu liefern, neue Strategien umzusetzen, außerdem soll ich die Auslandsbeziehungen von Salutech pflegen.« Der Handföhn setzte aus, und ich brüllte aus voller Lunge in den hallenden Waschraum hinein.
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause, dann hörte ich Hailey kichern. »Genau«, erwiderte sie.
    Â»Oh«, sagte ich und musste ebenfalls lachen. »Ja, richtig. Danke, Hails.«
    Â»Gern geschehen. RORY ! WIRST DU DIR WOHL DIE HÄNDE WASCHEN , NACHDEM DU DEINEN SCHWANZ ANGEFASST HAST ! Charley, meine Liebe, du hast gewaltiges Potential. Das ist doch ein Spaziergang für dich!«
    Das gefiel mir. Gewaltiges Potential. »Danke, Miss Holz vor der Hütte.«
    Â»So gerne ich dir weiter Zucker in den Hintern blasen würde, Chas – ich habe dafür zu sorgen, dass gleich zweihundert Gedecke für den Geburtstagslunch des Bürgermeisters von Edinburgh rausgehen. Du schaffst es!«
    Â»Danke, Hails. Ich vermisse dich.« Ich seufzte.
    Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette, und ich konnte ihr Grinsen durch die Leitung spüren. »Verzieh dich«, sagte sie nicht unfreundlich. Dann: » AHMAAAD ! VERFLUCHT NOCH MAL !«
    Die Leitung war tot.
    Richtig , dachte ich und begegnete meinem Spiegelbild mit einem entschlossenen Blick. Zeit, den Hintern hochzukriegen. Ich bin Charlotte Lambert. Eine schottische Amazone. Die furchtloseste Frau von ganz East Linton, ach was, von ganz Schottland, nein, von der ganzen WELT . Ich schaffe das! Wenn ich das Gefühl hatte, alle Stricke würden reißen, wiederholte ich dieses Mantra, und für gewöhnlich erfüllte es seinen Zweck.
    Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche und beschloss, den Eiterpickel auszuquetschen. Sei’s drum. Also beugte ich mich vor, drückte mit meinen frisch manikürten Fingernägeln zu und wurde sofort mit einer kleinen gelben Expulsion belohnt.
    Â»Das ist ja ekelhaft«, sagte Angélique, die in diesem Augenblick die Toilette betrat.
    Ich hatte das Gefühl zu sterben.
    Doch dann, zehn Minuten später, gerade als die Fingernagelabdrücke verschwunden waren, wurde ich wieder lebendig. Äußerst lebendig. Denn ein sehr großer Mann betrat das Büro. Er warf mir einen Blick zu, und augenblicklich war ich ihm verfallen. Er hatte durchdringende dunkle Augen, in denen Schalk und Verruchtheit standen. Er hatte seine Krawatte abgelegt – es war ein warmer Junitag –, und das kleine, sichtbare Dreieck von Hals und Brust – gebräunt, gesprenkelt mit Haaren und kleinen Schweißperlen – gab mir den Rest. Noch bevor er den Mund öffnen konnte, hätte ich am liebsten mein Gesicht in diesem Dreieck vergraben und mit den Zähnen seine Hemdknöpfe geöffnet.
    Â»Hallo, wen haben wir denn da?«, fragte er. Seine Stimme war tief und samtig, und er hatte einen leichten

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