Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
Mädchen, mahnte sie sich. Das hier ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstquälereien.
„Wenn du ihr den Kopf abschneidest, verlierst du deinen Schutzschild”, fuhr Etienne fort. Pudge schwieg, aber er drückte jetzt sein Messer etwas fester an Rachels Kehle. Verwirrung und Unsicherheit zeichneten sich auf seinen Zügen ab.
„Ich habe viel Geduld mit dir gehabt, Pudge - weil ich dein Getue bisher recht unterhaltsam fand. Aber jetzt gehst du mir auf die Nerven. Ich schlage vor, dass du jetzt einfach verschwindest und dich nie wieder blicken lässt, oder ich sehe mich gezwungen, mit unserem kleinen Spielchen Schluss zu machen. Und zwar für immer.... ”
Rachel fand es erstaunlich, dass ihr Geliebter mit einer klaffenden Brustwunde dasitzen und sich dennoch so bedrohlich anhören konnte. Sie warf einen Blick auf Pudge, um zu sehen, ob er ebenso beeindruckt war, und empfand so etwas wie Erleichterung, als sie bemerkte, dass ihm Schweiß auf die Stirn trat. Sie war nur nicht sicher, ob das zu einem guten oder schlechten Entschluss führen würde.
„Los, stehen Sie auf!” Rachel kam auf die Beine und war sich dabei des langen Messers an ihrer Kehle sehr wohl bewusst. Sie überlegte ganz kurz, ob sie sich losreißen konnte, aber ihr gescheiterter Versuch, Etienne zu retten, hatte ihrem Selbstbewusstsein einen ordentlichen Stoß versetzt. Sie fürchtete, diesmal genauso zu versagen wie zuvor.
Sobald sie beide standen, trat Pudge hinter sie und benutzte sie als Schild, wie Etienne es befürchtet hatte. „Bleib zurück”, befahl Pudge. Seine eben noch feste Stimme verriet ein leichtes Beben, das zeigte, wie sehr er sich fürchtete.
Schon vorher hatte Rachel die Angst gespürt, ja tatsächlich gerochen, die er verströmte. Sie wusste nicht, was sie diesen Geruch erkennen ließ, aber wahrscheinlich handelte es sich um eine weitere neue Fähigkeit. Die meisten wilden Tiere verfügten darüber, sogar Hunde konnten Angst spüren und Katzen ebenfalls. Sie nahm an, dass die Nanos die Fähigkeiten verstärkten, die ihren Wirten am nützlichsten waren, und diese war ziemlich nützlich für ein Raubtier.
„Lass sie los”, befahl Etienne.
„Bleib dort.” Pudge begann sich zurückzuziehen und nahm Rachel mit.
„Du wirst sie nicht mitnehmen.”
„Bleib da, oder ich schneide ihr den Kopf ab”, warnte Pudge.
„Tu ihr nicht weh! Es war deine Schuld, dass ich sie überhaupt wandeln musste. Sie wäre an dieser Axtwunde gestorben, die du ihr versetzt hat, wenn ich ihr nicht geholfen hätte.” Das ließ Pudge verblüfft aufhorchen. Rachel hielt den Atem an, als er sie ansah.
„Sie sind die Ärztin aus dem Krankenhaus!” Er klang überrascht. Sie nahm an, dass sie bei ihrer letzten Begegnung weniger gut ausgesehen hatte, vor allem, weil sie sich kurz zuvor mit einer üblen Grippe herumgeschlagen hatte. Sie war damals blass und kraftlos gewesen. Sie bemerkte, dass ihn Schuldgefühle überkamen, und spürte einen Funken Hoffnung aufkeimen. Und dann fügte er erklärend hinzu: „Das mit der Axt tut mir wirklich leid, aber Sie hätten sich nicht zwischen uns stellen sollen. Ich habe versucht, Ihnen zu erklären, wer er ist.”
„Lass sie los”, wiederholte Etienne.
Rachel spürte, dass das Hoffhungsfünkchen in ihr starb, als Pudge sich wieder gefasst hatte. Finster drückte er das Messer wieder fest an ihre Kehle. Offensichtlich reichten seine Schuldgefühle nicht besonders weit. „Ich werde ihr nicht wehtun, wenn du bleibst, wo du bist.” Er klang jetzt ein wenig beherrschter. Rachel hätte nicht sagen können, ob das bedeutete, dass seine Selbstsicherheit gewachsen war, oder ob Etiennes ständiges nutzloses Drohen ihm noch mehr das Gefühl gaben, dass er hier das Sagen hatte.
„Wenn du ihr wehtust, werde ich dich jagen und dich mit bloßen Händen töten.” Rachels Blick fiel auf Etienne. Er sah aus, als sei er tatsächlich dazu in der Lage. Verschwunden war die schöne Fassade des charmanten Computerfreaks. Etienne sah aus wie ein gefährliches Raubtier.
Dann schwiegen sie alle, während sie darauf warteten, dass Pudge sich für den nächsten Schritt entschied. Rachel hatte keine Ahnung, wozu er in der Lage war. Ihr Blick kehrte zurück zu Etienne. Die Blutung hatte aufgehört, aber er war etwas blass um die Nase. Ein großer Teil seines Blutes war zweifellos damit beschäftigt, die Wunde zu heilen. Nach dem, was sie über seinen jetzigen Zustand wusste, brauchte er dringend mehr Blut, um
Weitere Kostenlose Bücher