Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
bezweifelte es. Während der eine mit seiner unnahbaren, aufwühlenden Art ihren Puls zum Rasen brachte, verströmte der kaum ältere Josh eine Geborgenheit, die Emily einhüllte wie ein Federbett.
Ein Federbett? Liebe Güte, Emily!
Sie räusperte sich. »Erinnerst du dich daran?«, fragte sie. »Ich meine, dass wir uns getroffen haben im Jahr 1981? Auf diesem Parkplatz?«
Josh richtete sich auf, das Feuer im Blick. Emily sah zu, wie sich die Flammen auf seinem Profil spiegelten, orange-rot und warm. »Wir sind es so gewohnt, in das Leben, in die Vergangenheit und die Zukunft anderer Menschen einzugreifen«, begann er, »dass es wirklich mehr als überraschend ist, wenn es einem selbst passiert. Es kommt nicht oft vor, dass ein Außenstehender in unser eigenes Dasein eingreift, unsere eigenen Erinnerungen verändert.« Er schüttelte den Kopf und sah Emily an. »Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, als ich dich heute Nachmittag, nach eurer Rückkehr, sah und mir klar wurde, wann wir uns das erste Mal begegnet sind. Auf einer Reise in die Vergangenheit, die ich vor vielen, vielen Jahren angetreten hatte.«
Sie sahen sich an, und Emily suchte still nach den richtigen Worten für das, was sie als Nächstes sagen wollte.
»Ich habe mit ihr gesprochen«, erklärte sie schließlich.
Josh nickte. »Es muss schrecklich für dich gewesen sein, all das zu erleben. Erst eine … Zeitreise als solches, dann dieser widerliche Quayle, und zuletzt Esther, die …« Er beendete den Satz nicht, stattdessen legte er Emily eine Hand auf die Schulter. »Sie hat sich nichts sehnlicher gewünscht als ein Kind«, fuhr er fort, »wusstest du das? Ich wusste es, mir war nur nicht klar, wie groß dieser Wunsch war.«
»Sie hatte von mir geträumt.« Emily spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, also holte sie Luft und blinzelte sie fort. »Sie wusste, sie würde weggehen aus Hollyhill, und sie wusste, dass …« Emily schluckte, und Josh nahm sie in die Arme und streichelte ihr behutsam über den Rücken.
»Shhhh«, machte er.
»… dass sie sterben würde«, flüsterte Emily.
Sie drehte den Kopf und sah hinüber zum Tisch, zu Rose, die den Blick gesenkt hielt, und zu Matt, der Emily mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete.
Sie löste sich aus Joshs Armen und räusperte sich. »Ich kann es ihr nicht sagen«, erklärte sie. »Rose, meine ich. Ich … ich kann meiner Großmutter nicht sagen, dass ihre Tochter für mich gestorben ist.«
Josh nickte wieder. »Ich werde mit ihr reden«, versprach er.
Emily seufzte. »Ich frage mich, ob sie sich auch für mich entschieden hätte, wenn ihr klar gewesen wäre, dass wir nur vier Jahre miteinander haben würden«, sagte sie. Ihre Stimme klang bitter, doch Joshs war nach wie vor voller Mitgefühl.
»Ich denke, sie wusste es«, sagte er sanft. »Sie hätte sich trotzdem für dich entschieden. Immer.«
Emily schloss die Augen. Die Worte ihrer Mutter hallten in ihrem Kopf wider.
Du sollst wissen, dass ich dich liebe. Vergiss das nicht. Nie. Was auch immer passiert.
»Ist es wahr, dass sie dir das Herz gebrochen hat?«, fragte sie leise.
Josh hob überrascht die Augenbrauen. »Das hat Matt dir erzählt?«
Emily nickte. Sie warf Matt einen Blick zu, doch der hatte sich zu Rose gebeugt.
»Emily«, begann Josh. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte. »Sie konnte kein Kind bekommen«, sagte er. »Niemand in Hollyhill kann das.«
Emilys Lippen öffneten sich einen Spalt, doch sie sagte nichts. Der Knoten in ihrem Magen, der sich seit ihrem Telefonat mit Fee nicht gelöst hatte, begann von Neuem zu schmerzen. Sie war nicht wirklich überrascht – oder doch? Ihre Mutter hatte ewig gebraucht, um schwanger zu werden, nachdem sie mit Richard nach Deutschland gegangen war. Emily kam es vor, als habe diese Information schon lange in ihrem Inneren geschlummert, in ihrem Magen womöglich, und als sei sie nur noch nicht zu ihrem Verstand vorgedrungen.
»Sie hat mich mehrmals gebeten, mit ihr fortzugehen«, hörte sie Joshs Stimme, »mit ihr ein anderes Leben zu wählen. Für sie. Aber ich konnte es nicht.« Er schwieg einen Moment, sein Blick wanderte zu Matt. »Nicht nach dem, was mit unseren Eltern passiert war«, sagte er und wandte sich wieder Emily zu. »Esther und ich, wir waren bereits getrennt, als sie deinen Vater kennenlernte.«
»Eure Eltern«, sagte Emily. »Was ist mit ihnen geschehen?«
Josh sah sie an, während er über eine Antwort nachzudenken
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