Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
an der Windschutzscheibe mitgenommen?
Ich trotte ins Haus zurück und knalle die Tür hinter mir zu. Krachbumm!
Carlton fand Pamela Anderson übrigens richtig klasse.
8
ICH HÄTTE nie gedacht, dass ich mal zu den Frauen gehören würde, die nur darauf aus sind, vom Mann ihrer Träume geheiratet zu werden. Eines dieser wartenden Weibchen zu sein, erschien mir ziemlich altmodisch und war keine sonderlich prickelnde Aussicht.
Aber irgendwie fragte ich mich schon, worauf wir eigentlich noch warteten. Carlton und ich waren beide Mitte dreißig und lebten seit vier Jahren zusammen. Daraus folgerte ich, dass unsere Hochzeit nicht lange auf sich warten lassen würde.
Natürlich hatte ich überhaupt kein Problem damit, in wilder Ehe zu leben. Ich brauchte keine große Feier, keinen funkelnden Diamantring, kein schickes weißes Vera-Wang-Kleid und aufgeregt bei der Anprobe um mich herumwuselnde Freundinnen.
Meinetwegen konnten Carlton und ich bis ans Ende unserer Tage so zusammenleben. Unsere Liebe war so gewaltig und unzerstörbar, dass mir die Vorstellung, nicht zu heiraten, sogar sehr modern und romantisch erschien.
Man schaue sich nur die Filmstars an. Susan Sarandon und Tim Robbins beispielsweise. Oder Goldie Hawn und Kurt Russell. Oder Hugh Grant, wie er in Vier Hochzeiten und ein Todesfall zu Andie McDowell sagt: »Würdest du versprechen, mich niemals zu heiraten?«
Und eigentlich konnte ich mich nicht beschweren. Wenn wir unter uns waren, sprach Carlton von mir stets als seiner »Verlobten«. Denn so wie er das sah, waren wir inoffiziell verlobt.
Nein, einen traditionellen Antrag hatte er mir nicht gemacht. Kein Candle-Light-Dinner, kein Diamantring, kein
Kniefall. Stattdessen hatte er mich mitten in der Nacht - und ich sollte hinzufügen: post-orgastisch und verschwitzt - einmal wissen lassen, dass er »beabsichtige«, mich zu heiraten.
Und das kam so:
In dieser Nacht, als wir atemlos und erhitzt auf meiner Matratze lagen, splitterfasernackt, denn die verschwitzten Laken waren in einem Knäuel auf dem Boden gelandet, hatte er seinen Arm über mich gestreckt, meine Hand genommen und mir einen Ring an den Finger gesteckt.
»Ich beabsichtige, dich zu heiraten«, sagte er. Einfach so. Statt eines Diamantrings war es ein schlichter Ring aus Weißgold.
»Oh, ist der schön!«, flüsterte ich und drehte verzückt den Ring an meinem Finger. Wie herrlich er sich anfühlte. Ich liebte das Gefühl, ihn an meiner Hand zu tragen.
Carlton nahm ihn mir wieder ab und zeigte auf die Innenseite.
»Lies mal die Gravur«, sagte er.
Neugierig besah ich mir den Ring. Dann drehte ich mich um und warf mich Carlton an die Brust. Gab ihm einen dicken Kuss mitten auf den Mund.
»Oh Romeo, mein Romeo. Warum nur bist du Romeo?«, sagte ich, während Tränen mir den Blick verschleierten.
»Darum, Baby«, sagte er und streichelte mein Haar.
Für dieses »Romeo, mein Romeo« gab es natürlich einen Grund, denn so verkitscht war ich dann doch nicht.
Ein paar Wochen vorher, an einem unserer herrlich verschlafenen Sonntage, waren Carlton und ich sehr verliebt und händchenhaltend spazieren gegangen, als eine alte Frau uns auf einmal wild fuchtelnd mit ihrem Stock zuwinkte.
»Ach, Kinder, was strahlt ihr vor Glück! Da muss ich mir doch glatt meine Sonnenbrille aufsetzen!«, rief sie, setzte
sich eine ziemlich coole Sonnenbrille auf und warf uns einen Handkuss zu.
»Für Romeo und Julia!«, verkündete sie lauthals und humpelte davon.
Von da an hatte Carlton mich »seine Julia« genannt. Manchmal nannte ich ihn auch Romeo. Wir waren uns beide bewusst, dass das etwas dämlich und abgedroschen war, aber das war uns egal.
Es war unser kleines Geheimnis.
»Danke, mein Romeo«, sagte ich, als Carlton meinen Ringfinger küsste und mir den Ring wieder ansteckte.
»Gefällt er dir?«, fragte er. Er nahm meine Hände in die seinen und legte sie an seine Brust. Ich spürte seine vom Sex noch immer erhitzte Haut und sah, dass seine Schultern von all der leidenschaftlichen Verausgabung rosa Flecken hatten.
Nackt lagen wir auf dem Bett und schauten einander in die Augen. Das war der schönste und innigste Moment meines Lebens.
»Ich finde den Ring wunderschön«, sagte ich.
Er grinste zufrieden.
Ganz ehrlich allerdings: Die meisten Frauen hätten den Ring ziemlich grässlich gefunden, denn er war wirklich nichts Besonderes. Ein Ring, den man im Vorbeigehen im Einkaufszentrum kauft. Und für meinen Finger war er eigentlich viel zu
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