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Verliebt verlobt verhaftet - Roman

Verliebt verlobt verhaftet - Roman

Titel: Verliebt verlobt verhaftet - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Brandt Andrea Brandl
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Nummer?

    Acht
    Eine Stunde später, als sie auf dem Gehsteig vor dem Fat Cat stand und ihre Beine aus dem Hintern eines Barsch-Kostüms ragten, fragte sich Savannah, welche Demütigungen Jon Bon Jovi wohl auf seinem Weg zum Starruhm hatte erdulden müssen.
    Sie war drauf und dran, die Arme um den Palisanderbaum vor ihr zu legen und gegen seine Rinde zu schluchzen, doch sie tat es nicht - in erster Linie deshalb, weil ihre Arme in dem Fischkostüm so eng an ihre Seiten gepresst wurden, dass sie lediglich die Hände frei hatte, um sie in die Flossen zu schieben. Als sie und ihre Schwestern noch klein gewesen waren, hatten sie oft die Arme unters T-Shirt gezogen, nur die Hände durch die Ärmel gestreckt und sich gegenseitig wie Stummelarm-Monster über den Flur gejagt. Savannahs Schwestern hatten regelmäßig vor Begeisterung gekreischt, wenn sie die Schultern hochgezogen hatte, hinkend hinter ihnen hergeschlurft war und mit Quasimodo-Stimme »Ja, Master, ich komme, Master« gekrächzt hatte.
    Nun fühlte sie sich ganz ähnlich, nur dass es nicht annähernd so großen Spaß machte. Zumindest ihr nicht.
    Sie war genau eine Minute zu früh ins Fat Cat gekommen, mit noch feuchten Kleidern und Schuhen, in denen das Bier stand. Sie war zu dem Entschluss gelangt, dass es besser war, pünktlich zu erscheinen und darauf zu hoffen, dass ihr neuer
Arbeitgeber den Alkohol nicht roch, als sich die zehn Minuten zu nehmen, die sie zum Umziehen brauchen würde. Sie hatte ihren Namen der Hostess genannt, die zu ihrer Freude augenblicklich erwidert hatte: »Bitte, kommen Sie mit nach hinten.«
    Nach der Katastrophe im Motel freute sie sich über die erstklassige Behandlung, obwohl sie hoffte, dass Mr. Miller noch nicht da war, damit ihr Zeit blieb, um zur Toilette zu gehen und das Bier aus ihren Schuhen zu kippen. O Mann, sie würde darauf achten müssen, dass ihre Füße unter dem Tisch blieben, und das Beste hoffen.
    Das Restaurant sah neu aus und war mit Marmortischen, erdfarbenen Bodenfliesen und Stühlen mit Polstern in einem satten Burgunderrot und Grün möbliert. Savannahs Magen begann zu knurren, als ihr der Duft von frischen, auf einem Holzkohlengrill zubereiteten Speisen in die Nase stieg, was sie daran erinnerte, dass sie an diesem Tag noch nichts gegessen hatte. Sie hatte sich nach wie vor nicht ganz von dem Vorfall mit den Spritzpistolen erholt und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, als sie der Hostess durch das Restaurant folgte.
    Sie ging davon aus, dass die Frau sie zu einem Tisch in dem gut besuchten Gastraum führen würde, und war reichlich überrascht, als sie an anderen Gästen und der offenen Küche vorbei in einen stillen Korridor gingen. Savannah fragte sich, ob sie mit Mr. Miller in einem separaten Raum essen würde. Wenn ja, musste die Position bedeutender sein, als sie vermutet hatte.
    Die Hostess öffnete eine Tür und schob Savannah in einen Raum, in dem es so kalt war, dass er als Gefriertruhe dienen könnte.

    »Sie können das über Ihre Kleider anziehen. Ich mache den Reißverschluss zu«, erklärte die Frau und deutete auf eine Reihe von Haken an der hinteren Wand des Raums. An einem von ihnen hing ein Stoffhaufen in seltsamen Grau-, Grün- und Blautönen.
    »Wie?«, meinte Savannah, die vermutete, dass die Frau sie mit jemandem verwechselte.
    »Sie sind doch wegen des Jobs hier, oder?«, fragte die Frau.
    »Ja«, antwortete Savannah.
    »Dann ziehen Sie das hier an. Ohne das können Sie den Job nicht machen.« Die Hostess lächelte, als wäre das Ganze ein Witz zwischen ihr und Savannah, nur dass sie die Pointe nicht verstand.
    Plötzlich dämmerte ihr, dass es sich um eine Art Test handeln musste, so wie es in den »Idiotensicheren Tipps für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch« erwähnt gewesen war. Zum Beispiel gab es eine Firma, die ihre potenziellen neuen Mitarbeiter im Laufe eines Vorstellungsgesprächs irgendwelche Sketche spielen ließ. Sie war bekannt dafür, historische Ereignisse wie die Ermordung von Präsident Lincoln auszusuchen und die Bewerber Abe Lincoln oder auch John Wilkes Booth spielen zu lassen. Die Firma behauptete, dies helfe dabei, die psychologische Grundverfassung ihrer Kandidaten einzuschätzen, doch Savannah ging jede Wette ein, dass das Ganze nur dazu diente, dem Personalchef zwischen langweiligen Meetings zur Konzernrestrukturierung etwas zu lachen zu geben.
    Trotzdem musste man manchmal einfach mitspielen, wenn man bekommen wollte, was man sich wünschte.

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