Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Und sie wünschte sich einen tollen Job in der Werbebranche. Sie sah sich bereits nach der Arbeit in irgendeiner trendigen Bar
sitzen und Martinis mit ihrer neuen kettenrauchenden Chefin schlürfen, die in ihrer Fantasie wie Sarah Jessica Parker in Sex and the City aussah. Die Frau würde die schicksten, teuersten, angesagtesten Klamotten tragen. So lief es doch in der Werbebranche, oder? Jeder stets topaktuell (oder hieß es neuerdings brandaktuell?) gestylt und informiert über alles, was neu, chic und angesagt war.
Also. Sie würde also gerade in einer Bar sitzen und sich Tipps von ihrer Mentorin geben lassen, als sie den Blick eines dunkelhaarigen, düster dreinblickenden Mannes über die Menge hinweg auffing. Natürlich würde sie ihn nicht beachten, sondern so tun, als wäre sie viel zu wichtig und zu beschäftigt, um mit ihm zu flirten. Aber er wäre so hingerissen von ihrer distanzierten Art (weil er so atemberaubend war, dass sämtliche Frauen schmachtend in seine Arme sanken, wenn er in ihre Nähe kam, deshalb wäre Savannah eine enorme Hausforderung für ihn), dass er ihr und ihrem Boss eine Runde Drinks spendieren würde, was ihre Chefin wiederum so beeindruckte, dass sie ihn bitten würde, sich ihnen doch anzuschließen. Und dann würde er herübergeschlendert kommen … Savannah sah, wie ihm seine Arroganz aus jeder Pore drang … und er würde so tun, als bemerke er sie nicht, während er mit ihrer Chefin plauderte. Doch dann würde er sich zu ihr umdrehen, ganz lässig, und sagen: »Und was machen Sie so? Nein, halt. Lassen Sie mich raten. Sie sind Model.«
Savannah würde schnauben - nur sehr sanft, natürlich, dennoch mit allem Widerwillen, den sie aufzubieten vermochte -, als wäre der Beruf des Models absolut unter ihrer Würde. Und sie würde ihn mit einem hochnäsigen Blick durchbohren und sagen: »Natürlich nicht. Ich bin in der Werbebranche.«
Er würde lächeln, wobei ein Glitzern in seine unseligen dunklen Augen treten würde. Und …
»Wollen Sie den Job jetzt oder nicht?« unterbrach eine reichlich verärgerte Stimme Savannahs Fantasien.
Savannah kehrte mit einem Ruck ins Hier und Jetzt zurück. Wenn sie es nicht tat, bekäme sie weder den Job noch die Gelegenheit, ihren Traummann kennen zu lernen.
Eilig riss sie das Kostüm vom Haken, schüttelte es und fragte sich, wie sie es anziehen sollte. »Tut mir leid«, murmelte sie und steckte die Füße in die Öffnung am unteren Ende des Dings. Es dauerte einige Minuten, bis ihr aufging, um welche Art von Kostüm es sich handelte, doch irgendwann fiel der Groschen. Sie wandte sich der Hostess zu. »Bin ich eine Forelle?«, fragte sie zweifelnd.
»Ein Barsch«, korrigierte die Hostess und zog den Reißverschluss hoch, der über Savannahs gesamtes Rückgrat verlief. »Dies hier ist ein Fischrestaurant. Verstehen Sie … Fat Cat. Fette Katze … Fisch …«
»Ah.« Savannah nickte, obwohl ihr nach wie vor nicht ganz klar war, wie all das zu ihrem Traum passte, Menschen Produkte zu verkaufen, die niemand brauchte und die sie sich ohnehin nicht leisten konnten. Aber die »Idiotensicheren Tipps für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch« konnten sich doch nicht so irren. Oder?
Sie versuchte sich umzudrehen, geriet jedoch ins Taumeln, da ihre Arme fest an den Seiten anlagen.
Die Hostess packte sie an der Rückenflosse und musterte sie mit einem strengen Blick. »Glauben Sie, dass Sie zurechtkommen?«, fragte sie.
Savannah hätte gern ihre Schultern entschlossen gestrafft, doch das Fischkostüm gestattete ihr so gut wie keine Bewegungsfreiheit,
also nickte sie nur. »Sie können Mr. Miller sagen, ich stelle mich jeder Herausforderung«, erklärte sie.
Die Hostess öffnete die Tür und bedeutete Savannah, ihr hinaus auf den Korridor zu folgen.
Die Gäste im Restaurant schienen nicht im Geringsten überrascht zu sein, einen Barsch in ihrer Mitte zu haben, und Savannah war heilfroh, dass sie nicht allzu viele offen anstarrten, als sie auf die Eingangstür zuwatschelte. Dieser Artikel über Bewerbungsgespräche, den sie am Morgen gelesen hatte, besaß zweifellos die richtige Überschrift. Sie fühlte sich wie eine absolute Idiotin. Was vermutlich der Grund war, weshalb sie die Werbeagentur das hier durchmachen ließ. Wenn ein Kandidat bereit war, sich bis aufs Letzte demütigen zu lassen, ehe er den Job bekam, konnten sie sicher sein, dass sie jemanden gefunden hatten, der die freie Stelle unbedingt haben wollte. Oder der dringend das Geld
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