Verliebt verlobt Versace Roman
cool.«
»Ich komme da her«, erwiderte ich nickend, schlürfte meinen Kaffee und wünschte mir, ich hätte einen koffeinfreien bestellt und mir fiele eine coole Bemerkung ein. »Sie ist wirklich - cool.«
»Ja, absolut«, stimmte er mir zu. »Wenn Sie nächsten Monat noch hier sind, sollten Sie sich meine Band anschauen. Wir spielen in ein paar Wochen im Cake Shop.« Er zog eine Serviette unter meinem Teller hervor und einen Stift
aus seiner Tasche. »Rufen Sie mich an, dann setze ich Sie auf die Gästeliste. Ich bin Johnny.«
Ich nahm die Serviette und wurde rot, noch roter als der Sonnenbrand, den ich mir im Battery Park geholt hatte. »Danke«, sagte ich und steckte sie in meine Tasche, den Blick fest auf meinen Kaffee gerichtet.
»Und falls Sie am Wochenende nichts anderes vorhaben, können Sie mich auch anrufen. Wir könnten vielleicht ins Kino gehen oder so«, sagte er und warf seine Fransen in die andere Richtung. »Oder wenn Sie einfach nur Kaffee wollen, ich bin für gewöhnlich hier, wissen Sie.«
Ich kippte meinen Kaffee hinunter und brach ein Stück von meinem Muffin ab, als Johnny zurück hinter seine Theke schlenderte.War ich gerade von einem süßen Jungen eingeladen worden? Seit ich verlobt war, ging ich davon aus (oder hoffte), eine »ich bin vergeben«-Schwingung auszustrahlen, die mir alle vernünftigen Männer vom Leib hielt. Natürlich gab es den ein oder anderen komischen Dreckskerl, der spätnachts mal einenVersuch startete, oder den zweifelhaften Freund, dessen bester Kumpel bereits mit jemandem abgezogen war, aber ich konnte mich wirklich nicht an das letzte Mal erinnern, dass ein wirklich gut aussehender Mann auch nur einen Versuch unternommen hätte.
»Aber du bist nicht mehr verlobt, du bist allein«, flüsterte der zunehmend lästiger werdende Teufel auf meiner Schulter, der offensichtlich in der Bank noch nicht genug Schaden angerichtet hatte. Ich leerte rasch meinen Kaffeebecher und knabberte am anderen Stück meines Muffins, doch mein Appetit war verflogen. Johnny bediente einen anderen Kunden zu meiner Linken. Er winkte mir kurz zu, ich nickte und lächelte schüchtern zurück.
Draußen hatte es sich jetzt wenigstens etwas abgekühlt.
Ich überquerte die Straße zum Union Square Park und setzte mich auf die erste Bank, an der ich vorbeikam. Den Bruchteil einer Sekunde lang glaubte ich meine Kreditkarte in meiner Gesäßtasche nicht mehr zu spüren. Ich fischte in den für diese kleine Shorts merkwürdig tiefen Taschen, bis ich die Karte, meinen Zimmerschlüssel und das Bündel Geldnoten, das ich gerade abgehoben hatte, spürte. Noch immer spuckte die Subway viele Menschen aus, die abgespannt, verschwitzt und müde wirkten, während eine jüngere, lässigere Gruppe sich die Treppe hinunterbewegte. Ich überlegte, wohin sie wohl alle gehen mochten, als ein kleiner Mann mittleren Alters im Anzug sich neben mich auf die Bank setzte.
»Hi«, sagte er vom anderen Ende der Bank.
»Hallo«, erwiderte ich und drückte die Banknoten in meiner Hand fest zusammen. Er sah nicht aus wie ein Dieb, aber sicher sein konnte ich mir nicht, das war schließlich eine fremde Stadt.
»Also normalerweise mache ich so was nicht, aber wie viel wollen Sie fürs Blasen?«, sprach er mich leise an, den Blick auf meine Knie gerichtet.
»Verzeihung?«
»Einen, äh, blasen. Ich habe hundert Dollar oder so.« Schweißperlen standen auf seiner Oberlippe, aber ich nahm an, dass die nicht von der Hitze kamen. »Ich hatte so einen beschissenen Tag.«
»Ich - ich bin nicht, ich bin keine Prostituierte«, stotterte ich, unfähig, mich vom Fleck zu bewegen.
»Oh«, er erhob sich rasch und schlurfte rückwärts, ohne seinen Blick von meinen Knien zu nehmen. »Tut mir leid, ich dachte nur wegen des Bargelds und - und … es tut mir leid.«
Ehe ich aufstehen konnte, war der Mann davongeschlurft, aus dem Park und die Straße hinunter. Ich starrte ihm nach. Sah ich aus wie eine Prostituierte? Rasch schob ich alles zurück in meine Taschen und lief wieder zurück über die Straße und in die Sicherheit der Hotellobby mit ihrem gedämpften Licht.
»Hey«, rief Jenny mir von der Empfangstheke zu. »Wo sind Sie gewesen? Ich habe hinauftelefoniert, weil ich fragen wollte, was Sie zu essen wollen.«
Mitten in der geschäftigen Lobby blieb ich wie angewurzelt stehen und wandte mich ihr zu: »Diese Shorts gehen zurück.«
Ein Notfallbecher Tee und eine ganze Packung Chips-Ahoy! -Kekse, gegessen auf dem Boden
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