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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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glitten zwischen den zerfallenen Gebäuden herum, sie flogen so hoch wie möglich und ohne zu sprechen, wie um die Geister der toten Stadt nicht zu stören. Die Straßen unter ihnen waren voller ausgebrannter Wagen, die sich zwischen den hohen Mauern aneinanderpressten. Was auch immer diese Stadt zerstört haben mochte, die Menschen hatten versucht davor zu fliehen. Tally wusste von ihrem letzten Schulausflug, dass die Wagen damals nicht schweben konnten. Sie rollten einfach auf Gummireifen dahin. Die Rusties hatten in diesen Straßen festgesessen wie eine Rattenschar in einem brennenden Labyrinth.
      "Shay, bist du ganz sicher, dass unsere Bretter nicht plötzlich ihren Geist aufgeben?", rief sie leise,
      "Keine Sorge. Wer immer diese Stadt gebaut hat, hat schrecklich gern Metall verschwendet. Die Dinger hier heißen nicht verrostete Ruinen, weil sie von einem Typen namens Rost entdeckt worden sind."
      Tally musste ihr zustimmen. An jedem Gebäude ragten gezackte Metallschienen aus den zerfallenden Mauern heraus, wie die Knochen eines längst gestorbenen Tieres. Ihr fiel ein, dass die Rusties keine Hubträger benutzt hatten, ihre Gebäude waren kompakt, grob und massiv und brauchten ein Stahlskelett, um nicht einzustürzen.
      Und einige von diesen Gebäuden waren einfach riesig. Die Rusties hatten ihre Fabriken nicht unterirdisch angelegt, und alle hatten wie Bienen in einem Bienenstock zusammen gearbeitet statt zu Hause. Noch die kleinste Ruine hier war größer als das größte Wohnheim in Uglyville, größer sogar als Garbo Mansion.
      Jetzt, bei Nacht, kamen Tally die Ruinen viel wirklicher vor. Auf den Schulausflügen ließen die Lehrer die Rusties immer als unglaublich dumm erscheinen. Man konnte einfach kaum glauben, dass es solche Leute wirklich gegeben hatte, die Bäume abfackelten, um Land zu roden, die Öl verbrannten, um Wärme und Energie zu gewinnen, die mit ihren Waffen die Atmosphäre in Brand gesteckt hatten. Aber im Mondlicht konnte Tally sich Menschen vorstellen, die über ihre brennenden Wagen kletterten, um aus der zerfallenden Stadt zu entkommen, die auf ihrer Flucht aus diesem unrettbaren Trümmerhaufen aus Steinen und Stahl in Panik gerieten.
      Shays Stimme riss Tally aus ihren Gedanken. "Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen."
      Shay flog bis zum Rand der Gebäude und dann weiter hinaus über die Bäume.
      "Weißt du genau, dass wir ..."
      "Schau nach unten."
      Unten sah Tally Metall durch die Bäume glitzern.
      "Die Ruinen sind viel größer, als uns erzählt wird", sagte Shay. "Dieser Teil der Stadt wird bewusst erhalten, für Schulausflüge und als eine Art Museum. Aber die Stadt geht noch endlos lange weiter."
      "Mit jeder Menge Metall?"
      "Ja. Tonnenweise. Mach dir keine Sorgen, ich bin hier schon überall herumgeflogen."
      Tally schluckte und hielt Ausschau nach Zeichen von Ruinen unter ihr, sie war froh darüber, dass Shay sich in einem ruhigen, langsamen Tempo bewegte.
            ***
      Ein Umriss zeichnete sich jetzt im Wald ab, ein langes Skelett, das sich senkte und hob wie eine gefrorene Welle. Es führte fort von ihnen, in die Dunkelheit.
      "Hier ist sie."
      "Na gut, aber was ist das?", fragte Tally.
      "Das nennt sich Achterbahn. Weißt du noch, ich hab doch versprochen, dir eine zu zeigen."
      "Die sieht hübsch aus. Aber wozu dient sie?"
      "Um Spaß zu haben."
      "Das kann doch nicht sein."
      "Kann wohl. Offenbar haben die Rusties sich doch ab und zu amüsiert. Das ist eine Art Bahngleis. Sie haben Wagen daraufgesetzt und sind dann so schnell wie möglich damit gefahren. Hoch, runter, im Kreis. Wie mit dem Hubbrett, nur ohne zu schweben. Und sie haben das aus einer Stahlart hergestellt, die wirklich nicht rostet - aus Sicherheitsgründen, nehme ich an."
      Tally runzelte die Stirn. Sie hatte sich immer nur vorgestellt, wie die Rusties in den riesigen steinernen Bienenkörben gearbeitet und dann an dem letzten, schrecklichen Tag zu fliehen versucht hatten. Von Spaß hatte sie nie etwas gehört.
      "Versuchen wir es doch mal", sagte Shay. "Fahren wir Achterbahn."
      "Wie denn?"
      "Mit dem Brett." Shay drehte sich zu Tally um und fügte mit ernster Miene hinzu: "Aber du musst ganz schnell sein. Es ist gefährlich, wenn du dich nicht rasch bewegst."
      "Warum?"
      "Das wirst du dann sehen."
      Shay wandte sich ab und jagte die Achterbahn hinunter, sie flog ganz dicht über den Schienen. Tally seufzte und machte sich daran, ihr zu

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