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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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niemanden mit Nachnamen angeredet.
      "Na gut, Dr. Cable." Sie räusperte sich und konnte dann mit trockener Stimme weiterreden. "Mein Problem im Moment ist, dass ich keine Ahnung habe, was hier eigentlich los ist. Also, bitte, sagen Sie es mir."
      "Was glaubst du denn, was los ist, Tally?"
      Tally schloss die Augen, um sich vom Anblick der scharfen Kanten im Gesicht der Frau zu erholen. "Na ja, die Bungeejacke wurde doch nicht gebraucht, wissen Sie, und wir haben sie auch wieder zum Aufladen hingelegt."
      "Es geht hier nicht um irgendeinen Ugly-Streich."
      Tally seufzte und öffnete die Augen. "Ja, das hab ich mir schon gedacht."
      Natürlich war Shay mit ihrem Verschwinden zu weit gegangen und Tally sollte jetzt alles erklären. "Ich weiß nicht, wo sie ist." Dr. Cable lächelte. Dabei waren nur ihre oberen Zähne zu sehen. "Aber irgendetwas weißt du."
      "Wer sind Sie denn überhaupt?", platzte es aus Tally heraus. "Und wo bin ich?"
      "Ich bin Dr. Cable", sagte die Frau. "Und ich gehöre zu den Specials von der Abteilung für Besondere Umstände."
            ***
      Zuerst stellte Dr. Cable ihr jede Menge Fragen. "Du hast Shay nicht lange gekannt, oder?"
      "Nein. Nur diesen Sommer. Wir waren nicht im selben Haus."
      "Und du kennst keinen von ihren Freunden?"
      "Nein. Die waren alle älter als sie. Sie hatten schon gewechselt."
      "Wie dein Freund Peris?"
      Tally schluckte. Was wusste diese Frau wohl alles über sie?
      "Ja. Wie Peris und ich."
      "Aber Shays Freunde sind nicht hübsch geworden, oder?"
      Tally holte langsam Atem und dachte an das Versprechen, das sie Shay gegeben hatte. Sie wollte aber nicht lügen. Dr. Cable würde sie dann sofort durchschauen, da war Tally sich sicher. Und sie hatte wirklich schon Ärger genug. "Aber warum denn nicht?"
      "Hat sie dir von ihren Freunden erzählt?"
      "Über solche Dinge haben wir nicht geredet. Wir waren einfach zusammen unterwegs. Weil ... es wehgetan hat, allein zu sein. Wir haben uns einfach Streiche ausgedacht."
      "Hast du gewusst, dass sie zu einer Clique gehörte?"
      Tally schaute in Dr. Cables Augen. Die waren fast so groß wie die einer formalen Pretty, aber die Augenwinkel zeigten aufwärts wie bei einem Wolf.
      "Einer Clique? Wie meinen Sie das?"
      "Tally, warst du mit Shay jemals in der Ruinenstadt?"
      "Da gehen doch alle hin."
      "Aber habt ihr jemals heimlich die Ruinenstadt besucht?"
      "Ja. Das machen viele."
      "Ist euch da jemals irgendwer begegnet?"
      Tally biss sich auf die Lippe. "Was bedeutet >Besondere Umstände      "Tally." Der Unterton in Dr. Cables Stimme war plötzlich scharf wie eine Rasierklinge.
      "Wenn Sie mir sagen, was >Besondere Umstände< bedeutet, dann werde ich Ihnen antworten."
      Dr. Cable lehnte sich zurück. Sie faltete die Hände und nickte. "Diese Stadt ist ein Paradies, Tally. Sie ernährt euch, bildet euch aus, sorgt für eure Sicherheit. Lässt euch hübsch werden."
      Tally musste einfach Hoffnung schöpfen, als sie das hörte.
      "Und unsere Stadt kann sehr viel Freiheit ertragen, Tally. Sie lässt jungen Leuten Freiraum für ihre Streiche, lässt sie ihre Kreativität und ihre Unabhängigkeit entwickeln. Aber ab und zu kommt etwas Schlechtes von außerhalb der Stadt."
      Dr. Cable kniff die Augen zusammen und ihr Gesicht sah jetzt noch viel raubtierhafter aus. "Wir leben mit unserer Umwelt im Gleichgewicht, Tally, wir reinigen das Wasser, das wir in den Fluss zurückleiten, wie recyceln die Biomasse und nutzen nur Energie, die wir aus unseren eigenen Solaranlagen gewinnen. Aber manchmal können wir das, was wir von außen hereinholen, nicht reinigen. Manchmal kommen aus der Umwelt Bedrohungen, denen wir uns stellen müssen." Sie lächelte. "Manchmal gibt es >Besondere Umstände<."
      "Diese Abteilung, ihr Specials, ihr seid also wie Hüter, nur eben für die ganze Stadt."
      Dr. Cable nickte. "Manchmal stellen andere Städte diese Herausforderung dar. Und manchmal machen die wenigen Leute, die nicht in Städten leben, eben Ärger."
      Tally bekam große Augen. Nicht in den Städten? Shay hatte also die Wahrheit gesagt - es gab wirklich Orte wie Smoke.
      "Und jetzt musst du meine Fragen beantworten, Tally. Ist euch in den Ruinen irgendwer begegnet? Jemand, der nicht aus dieser Stadt kam? Oder aus irgendeiner Stadt?"
      Tally grinste. "Nein, wirklich nicht."
      Dr. Cable runzelte die Stirn, ihre Augen jagten für einen Moment nach unten, schienen etwas zu

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