Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
überprüfen. Als sie sich wieder auf Tally richteten, waren sie noch kälter geworden. Wieder lächelte Tally. Sie war jetzt sicher, dass Dr. Cable wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Dieses Zimmer las doch sicher ihren Herzschlag, ihr Schweißaufkommen, ihre Pupillenerweiterung. Aber Tally konnte nicht erzählen, was sie nicht wusste.
      Die Rasierklinge war wieder in der Stimme. "Versuch hier keine Spielchen mit mir, Tally. Deine Freundin Shay wird dir das nicht danken, denn du wirst sie niemals wiedersehen."
      Die Freude über den kleinen Sieg verflog und Tally spürte, wie ihr Lächeln verschwand.
      "Sechs von ihren Freunden sind verschwunden, Tally, alle auf einmal. Sie sind seither nicht wieder aufgetaucht. Zwei weitere, die sich ihnen anschließen wollten, haben dann doch beschlossen, ihr Leben nicht wegzuwerfen, und wir haben ein wenig darüber in Erfahrung gebracht, was aus den anderen geworden ist. Sie sind nicht aus eigenem Entschluss weggelaufen. Sie wurden von jemandem von draußen in Versuchung geführt. Von jemandem, der unsere klügsten kleinen Uglies stehlen will. Und da war uns klar, dass hier besondere Umstände vorliegen."
      Ein Wort ließ Tally kalte Schauer über den Rücken laufen. War Shay wirklich gestohlen worden? Und was wussten Shay oder irgendwelche Uglies wirklich über Smoke?
      "Wir hatten Shay seither im Auge behalten und gehofft, dass sie uns zu ihren Freunden führen würde."
      "Aber warum haben Sie ...", platzte es aus Tally heraus., "Sie wissen schon, warum haben Sie sie nicht aufgehalten?"
      "Deinetwegen, Tally."
      "Meinetwegen?"
      Dr. Cables Stimme wurde sanfter. "Wir dachten, sie hätte jetzt eine Freundin, einen Grund, hier in der Stadt zu bleiben. Wir dachten, bei ihr sei jetzt alles in Ordnung."
      Tally konnte nur die Augen schließen und den Kopf schütteln. "Aber dann ist Shay verschwunden", fuhr Dr. Cable fort. "Sie hatte also noch mehr Tricks auf Lager als ihre Freunde. Du warst für sie eine gute Lehrerin."
      "Ich soll ihre Lehrerin gewesen sein?", rief Tally. "Ich kenne doch nicht mehr Tricks als die meisten Uglies auch!"
      "Du unterschätzt dich", sagte Dr. Cable.
      Tally wandte sich von den Wolfsaugen ab und sperrte die Rasierklingenstimme aus. Das hier war nicht ihre Schuld. Sie hatte sich doch dafür entschieden, in der Stadt zu bleiben. Sie wollte hübsch werden. Sie hatte sogar versucht Shay zu überreden.
      Aber das war ihr nicht gelungen.
      "Das war nicht meine Schuld."
      "Hilf uns, Tally."
      "Wobei soll ich Ihnen helfen?"
      "Sie zu finden. Sie alle zu finden."
      Tally holte tief Luft. "Aber was, wenn sie nicht gefunden werden wollen?"
      "Was, wenn doch? Wenn sie belogen worden sind?"
      Tally versuchte sich an Shays Gesicht am letzten Abend zu erinnern, wie hoffnungsvoll sie gewesen war. Sie hatte sich so sehr aus der Stadt herausgesehnt, wie Tally sich nach dem Hübschwerden gesehnt hatte. So blödsinnig sich diese Entscheidung auch anhörte, Shay hatte sie offenen Auges getroffen und Tallys Entscheidung, in der Stadt zu bleiben, respektiert.
      Tally schaute in Dr. Cables grausam schönes Gesicht und auf die kotzgelbbraunen Fliesen an der Wand. Sie dachte an alle Gemeinheiten, die diese Specials ihr heute zugemutet hatten - sie hatte im Krankenhaus eine Stunde warten müssen, hatte gewartet und geglaubt, sie werde bald hübsch sein, dann war der brutale Flug hierher gefolgt, und dann die vielen grausamen Gesichter auf den Gängen - und sie fasste ihren Entschluss. "Ich kann Ihnen nicht helfen", sagte Tally. "Ich habe ein Versprechen abgegeben."
      Dr. Cable bleckte die Zähne. Und diesmal war es nicht einmal die Karikatur eines Lächelns. Die Frau war jetzt nur noch ein Ungeheuer, rachsüchtig und unmenschlich. "Dann bekommst du auch von mir ein Versprechen, Tally Youngblood. Wenn du uns nicht hilfst, und zwar mit all deinen Kräften, wirst du niemals hübsch werden."
      Dr. Cable wandte sich ab.
      "Von mir aus kannst du hässlich sterben."
      Die Tür ging auf. Draußen stand der unheimliche Mann, der die ganze Zeit gewartet hatte.

 
 Hässlich fürs Leben
      

      
      Sie hatten die Hüter offenbar über ihre Rückkehr informiert. Alle anderen Uglies waren verschwunden, auf irgendeinen nicht angekündigten Schulausflug. Aber die Zeit hatte nicht gereicht, um Tallys Habseligkeiten zu retten. Als Tally ihr altes Zimmer betrat, sah sie, dass schon alles recycelt worden war. Kleider, Bettzeug, Möbel, die

Weitere Kostenlose Bücher