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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Holz, ohne irgendwelche Tricks.
      Aber Tally zögerte. "Nicht sehr lange."
      "Du bist nicht so schnell hergekommen, wie ich gehofft hatte."
      "Ich hätte es fast überhaupt nicht geschafft. Und als ich dann endlich hier war, war mein Geburtstag schon ewig lange vorbei. Deshalb haben sie mich verdächtigt."
      Dr. Cable schüttelte den Kopf. "Da hätten wir uns wohl Sorgen um dich machen sollen, so ganz allein in der Wildnis. Arme Tally."
      "Danke für das Mitgefühl."
      "Ich bin sicher, du hättest den Anhänger benutzt, wenn du echte Probleme bekommen hättest. Wo doch Selbsterhaltung dein einziges Talent ist."
      Tally fauchte. "Falls ich nicht von einer Klippe gefallen wäre. Und das wäre fast passiert."
      "Wir hätten dich trotzdem geholt. Wenn der Anhänger beschädigt worden wäre, hätte er automatisch ein Signal ausgesandt."
      Tally erfasste den Sinn dieser Worte nur langsam: Wenn der Anhänger beschädigt worden wäre... Sie packte die Tischkante und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
      Dr. Cable kniff die Augen zusammen. Sie hatte vielleicht keine Geräte, die Tallys Herzschlag und Stimme und Schweißproduktion ablesen konnten, aber an ihrem eigenen Wahrnehmungsvermögen war nichts auszusetzen. Sie hatte diese Worte gewählt, um eine Reaktion hervorzurufen.
      Tallys Finger hoben sich zu ihrem Hals. Natürlich war Dr. Cable sofort aufgefallen, dass sie den Anhänger nicht mehr hatte. Ihre Fragen hatten diesen Moment angesteuert. Tallys Gehirn suchte verzweifelt nach einer Antwort. Sie trug keine Handschellen mehr. Sie musste fort hier, zur Handelsstation. Hoffentlich lag ihr Hubbrett noch auf dem Dach, auseinandergeklappt und frisch aufgeladen in der Morgensonne. "Ich hab ihn versteckt", sagte sie. "Ich hatte Angst."
      "Angst wovor?"
      "Vorige Nacht, nachdem ich ganz sicher war, dass ich hier wirklich in Smoke bin, habe ich den Anhänger aktiviert. Aber sie haben so ein Gerät,
      das Wanzen entdeckt. Sie haben die eine an meinem Brett gefunden – die,
      die Sie da angebracht hatten, ohne es mir zu sagen."
      Dr. Cable lächelte und machte eine hilflose Handbewegung.
      "Das hätte fast alles ruiniert", sagte Tally. "Und nachdem ich den Anhänger aktiviert hatte, bekam ich Angst, sie könnten feststellen, dass ein Signal gesendet worden war. Also hab ich ihn versteckt für den Fall, dass sie danach suchen würden."
      "Ich verstehe. Ein starker Selbsterhaltungstrieb geht oft Hand in Hand mit einem gewissen Maß an Intelligenz. Ich bin froh, dass du beschlossen hast uns zu helfen."
      "Als ob ich eine Wahl gehabt hätte."
      "Du hattest immer die Wahl, Tally. Aber du hast die richtige Entscheidung getroffen. Du hast dich dafür entschieden, herzukommen und deine Freundin zu suchen und sie vor einem Leben als Ugly zu retten. Darüber solltest du doch glücklich sein."
      "Ja, ich bin hin und weg vor Begeisterung."
      "Ihr seid immer so starrköpfig, ihr Uglies. Na, bald wirst du ja erwachsen."
      Bei diesen Worten lief Tally ein eiskalter Schauer über den Rücken. Für Dr. Cable bedeutete >erwachsen werden<, dass das Gehirn verändert wurde.
      "Du musst jetzt nur noch eins für mich tun, Tally. Würde es dir etwas ausmachen, den Anhänger aus seinem Versteck zu holen? Es gefällt mir nicht, wenn solche Dinge herumliegen."
      Tally lächelte. "Ja, nur zu gern."
      "Dieser Kollege wird dich nicht begleiten." Dr. Cable hob einen Finger und ein Special trat neben sie. "Und damit deine lieben Smokies dir nichts tun, werden wir dich als tapfere Widerständlerin ausgeben."
      Der Special riss Tallys Hände hinter ihrem Rücken zusammen und sie spürte abermals, wie der Kunststoff sich in ihre Haut bohrte.
      Sie holte tief Luft, ihr Puls hämmerte in ihrem Kopf, dann zwang sie sich zu sagen: "Von mir aus."
            ***
      "Hier lang."
      Tally führte den Special zur Handelsstation und verschaffte sich dabei einen Überblick über die Lage. Smoke war geschlagen und stumm. Die Feuer durften ungestört weiterbrennen. Einige waren schon verloschen, aber noch immer stiegen Rauchwolken vom verkohlten Holz auf und wirbelten durch die Siedlung.
      Einige Gesichter wandten sich Tally mit misstrauischer Miene zu. Sie war die einzige Smokey, die noch immer herumlief. Alle anderen lagen auf dem Boden, gefesselt und bewacht, die meisten in der Nähe des Kaninchenstalls.
      Sie versuchte denen, die sie sahen, auf die übliche grimmige Weise zuzulächeln, damit die

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