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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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vielleicht registrierten, dass Tally wie alle anderen Handschellen trug.
      Als sie die Handelsstation erreicht hatten, schaute Tally hoch. "Ich hab es auf dem Dach versteckt."
      Der Special musterte das Gebäude mit misstrauischer Miene. "Na gut", sagte er dann. "Du wartest hier. Setz dich auf den Boden und bleib da sitzen."
      Sie zuckte mit den Schultern und ging in die Knie.
      Der Special schwang sich mit einer Leichtigkeit auf das Dach, die Tally zum Zittern brachte. Wie sollte sie mit diesem grausamen Pretty fertig
      werden? Auch, wenn ihre Hände nicht gefesselt gewesen wären, wäre er doch größer, stärker, schneller.
      Gleich darauf schaute sein Gesicht über die Dachkante. "Wo liegt das Teil?"
      "Unter der Fledermausgaube."
      "Der was?"
      "Der Fledermausgaube. Du weißt schon, dieses altmodische Dings gleich oberhalb des Dachfußes."
      "Wovon redest du hier eigentlich, zum Teufel?"
      "Das ist Smokey-Slang, nehm ich an. Ich kann es dir zeigen."
      Ein neuer Ausdruck huschte über das starre Gesicht des Specials - Verärgerung, gemischt mit Misstrauen. Aber er sprang wieder vom Dach und stapelte ein paar Kisten aufeinander. Dann schwang er sich hinauf, zog Tally hinter sich her und setzte sich auf die Dachkante, als ob sie keinerlei Gewicht hätte. "Wenn du auch nur eins von den Hubbrettern anfasst, dann liegst du auf der Nase", drohte er gelassen.
      "Da oben gibt’s Hubbretter?"
      Er sprang an ihr vorbei und zog sie ganz aufs Dach. "Los jetzt!"
      "Kein Problem." Sie kletterte vorsichtig das schräge Dach hoch und übertrieb dabei die Schwierigkeit, ohne ihre Hände im Gleichgewicht zu bleiben. Die Solarzellen der sich aufladenden Hubbretter waren im Sonnenlicht blendend hell. Tallys Brett lag zu weit weg, auf der anderen Seite des Daches, und es war in acht Teile auseinandergeklappt. Sie würde mindestens eine Minute brauchen, um es zusammenzulegen. Aber Tally sah eins in ihrer Nähe, Croys vielleicht, das nur einmal geöffnet war. Das grüne Licht brannte. Ein Tritt, um es zu schließen, und das Brett wäre
      flugbereit.
      Aber mit gefesselten Händen konnte Tally nicht fliegen. Sie würde bei der ersten Kurve herunterfallen.
      Sie holte Luft und ignorierte den Teil ihres Gehirns, der nur sah, wie tief
      unter ihr der Boden lag. Wenn der Special so schnell und stark war, wie sie
      glaubte ... "Ich trage eine Bungeejacke", versuchte sie sich einzureden. "Mir kann gar nichts passieren."
      Tally ließ ihre bloßen Füße ausrutschen und kullerte das Dach hinunter.
      Die groben Ziegel zerschrammten ihre Knie und Ellbogen und sie stieß einen Schmerzensschrei aus. Sie gab sich alle Mühe, auf dem Dach zu bleiben, ihre Füße stemmten sich gegen das Holz, um ihren Sturz zu verlangsamen.
      Als Tally gerade die Kante erreicht hatte, wurde eine ihrer Schultern mit eisernem Griff gefasst. Sie rollte weiter ins Leere und der Boden schien ihr entgegenzurasen. Aber dann kam sie abrupt zum Halt, wobei ihr fast der Arm ausgekugelt wurde, und sie hörte die Rasierklingenstimme des Specials einen Fluch ausstoßen. Sie pendelte einen Moment lang in seinem Griff hin und her, dann rutschten sie beide weiter ab.
      Sie konnte hören, wie die Hände und Füße des Specials über das Dach kratzen. Aber so stark er auch sein mochte, es gab nichts, woran er sich festhalten konnte. Tally würde abstürzen.
      Aber wenigstens würde sie ihn dabei mitnehmen.
      Dann stieß der Special ein Grunzen aus und Tally spürte, wie sie mit gewaltiger Kraft hochgezogen und wieder aut das Dach geworfen wurde. Im gleichen Moment zog ein Schatten über sie hinweg. Etwas knallte unten auf den Boden auf. Der hatte sich vom Dach geworfen, um sie zu retten!
      Sie rollte sich herum, richtete sich auf und hob die Hälfte von Croys Hubbrett mit einem Fuß an, worauf es zusammenklappte. Vom Dachrand her kam ein Geräusch und Tally wich von Croys Brett zurück.
      Die Finger des Specials waren zu sehen, dann schwang er seinen Körper aufs Dach. Es war ganz und gar unversehrt.
      "Alles in Ordnung?", fragte sie. "Meine Güte. Ihr seid ja vielleicht stark. Danke fürs Retten."
      Er musterte sie mit kalter Miene. "Jetzt hol endlich dieses Ding, versuch, dich dabei nicht umzubringen."
      "Okay." Tally drehte sich um, setzte möglichst ungeschickt einen einen Fuß auf einen Dachziegel und geriet wieder ins Trudeln. Der hatte sie sofort im Griff. Endlich hörte sie echten Zorn aus seiner Stimme. "Ihr

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